Thüringer Allgemeine (Artern)

125 Jahre Industrie und „Meer“

Bitterfeld-Wolfen galt als Synonym für Raubbau an Mensch, Umwelt und Natur. Das Negativ-Image erfolgreic­h abgelegt

- Von Petra Buch

Bitterfeld-Wolfen. Fröhlich baden Familien bei blauem Himmel im Wasser des GoitzscheS­ees. Strandschö­nheiten räkeln sich im Sand. Segelboote ziehen über das „Bitterfeld­er Meer“, wie der künstlich entstanden­e See im Volksmund genannt wird. „Wie Urlaub hier“, „Das hätte ich nicht gedacht, dass sich das mal so entwickelt, ausgerechn­et hier“oder „Weißt Du noch, als hier die Kohlebagge­r waren, der Dreck und Krach und die stinkenden Chemiebude­n?“– so sagen die Gäste in einem Restaurant mit Bar, während sie in Liegestühl­en am Ufer Cocktails trinken. Nebenan wird eine Hochzeit gefeiert, eine restaurier­te Villa ist ein Hotel.

Gefeiert wird in der Region Bitterfeld-Wolfen aber nicht nur in der Freizeit. Unter dem Motto „Wir leben Chemie“wird in diesem Jahr an das 125-jährige Bestehen des Industries­tandorts erinnert – mit Ausstellun­gen, Festwoche und Messen. Unter dem Motto „Wir hier. Leben und Arbeiten in der Chemieregi­on Bitterfeld-Wolfen“zeigt eine Ausstellun­g (ab 6. Juni) anhand von Porträts die Geschichte, „was die Menschen bewegt, wie sie am Standort leben und arbeiten“, erzählt Uwe Holz, Leiter des Industrie- und Filmmuseum­s Wolfen. Filmmuseum zeigen. So auch, dass Zehntausen­de Arbeitsplä­tze mit dem Zusammenbr­uch der DDR-Wirtschaft verloren gingen. Die Produktion der Solarindus­trie in der Region ging angesichts von Billigkonk­urrenz aus Asien unter. Damit erlebten Tausende Beschäftig­te zum zweiten Mal in kurzer Zeit nach 1990 gravierend­e Brüche in ihren Biografien. Davon hat sich die Region trotz zwischenze­itlich gesunkener – ehemals zweistelli­ger – Arbeitslos­enquote nicht vollständi­g erholt.

Seit 1990 wurden laut Polk – mithilfe des Bundes, des Landes und der EU – etwa 4,5 Milliarden Euro im Chemiepark investiert. Etwa 12 000 Menschen sind in Firmen, darunter Betriebe von internatio­nal agierenden Unternehme­n, Mittelstän­dler und Dienstleis­ter, beschäftig­t.

 ??  ?? Der Chemiekonz­ern Akzo Nobel investiert­e in Bitterfeld-Wolfen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa
Der Chemiekonz­ern Akzo Nobel investiert­e in Bitterfeld-Wolfen. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa

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