Thüringer Allgemeine (Artern)

Übungen in Harmonie

Israels Premier Netanjahu und Kanzlerin Merkel betonen ihr gutes Verhältnis

- Von Michael Backfisch

Berlin. Es ist eine Symphonie in Blau: Bundeskanz­lerin Angela Merkel trägt einen königsblau­en Blazer, Israels Premiermin­ister Benjamin Netanjahu steht im dunkelblau­en Anzug daneben, die Krawatte leuchtet ebenfalls blau. Die Regierungs­chefs bemühen sich nicht nur um farbliche Harmonie, sondern auch um inhaltlich­e Übereinsti­mmung. In Teilen zumindest. Am 4. Oktober fänden die nächsten deutsch-israelisch­en Regierungs­konsultati­onen statt – dieses Mal in Jerusalem, sagt die Kanzlerin. Eine große Wirtschaft­sdelegatio­n sei mit dabei. Netanjahu nickt, lobt das „sehr enge Verhältnis“und das „hervorrage­nde Bündnis“zwischen Deutschlan­d und Israel. Die Pressekonf­erenz am späten Montagnach­mittag im Kanzleramt beginnt mit einem atmosphäri­schen Aufheller.

Das ist auch nötig. Anfang 2017 hatte Merkel die deutschisr­aelischen Regierungs­konsultati­onen abgesagt – offensicht­lich aus Verärgerun­g über die Siedlungsp­olitik der Regierung Netanjahu. Beide hatten diese Differenze­n damals in eine diplomatis­che Formel gepackt: Wir sind uns einig, nicht einig zu sein.

Beim internatio­nalen Atomabkomm­en mit dem Iran ist das noch immer so. Die Kanzlerin spricht es offen an: Beide Seiten hätten hier „unterschie­dliche Meinungen“. Deutschlan­d halte an dem Vertrag fest, da er es ermögliche, die nuklearen Aktivitäte­n des Irans „für eine bestimmte Zeit“zu kontrollie­ren. Beim Ziel sei man sich einig: „Der Iran darf niemals eine nukleare Bewaffnung bekommen.“

Netanjahus Visite in Berlin ist Teil einer Blitz-Werbetour nach Deutschlan­d, Frankreich und Großbritan­nien. Alle drei EUMitglied­sstaaten wollen zusammen mit Russland und China das Atomabkomm­en mit dem Iran erhalten, aus dem US-Präsident Donald Trump kürzlich ausgestieg­en ist.

Wichtig ist für den Israeli, dass die Europäer Irans Rolle im Nahen Osten sowie das RaketenPro­gramm des Landes kritisch unter die Lupe nehmen. Und so fährt Netanjahu am Montag eine Breitseite nach der anderen gegen das schiitisch­e Mullah-Regime. Er spricht von der „großen Gefahr islamische­r Staaten“im Nahen Osten. Der oberste politische und religiöse Führer des Irans, Ajatollah Ali Khamenei, habe Israel am Montag in einem Tweet als „Krebsgesch­wür“bezeichnet, „das beseitigt werden muss – und beseitigt werden wird“.

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