Reif für die Insel
Die Speerwurf-Asse Thomas Röhler und Johannes Vetter können heute in Turku einen ganz besonderen Preis gewinnen
Turku. Johannes Vetter traute seinen Ohren nicht. „Ist das wirklich wahr? Eine Insel? Wie verrückt“, sagte der SpeerwurfWeltmeister, nachdem er von der Prämie beim Meeting in Turku am heutigen Dienstag gehört hatte. Auch Olympiasieger Thomas Röhler fragte lieber noch einmal genau nach. „Die Verbindung war nicht perfekt“, sagte der Jenaer. Aber es stimmt.
Den beiden deutschen Speerwurf-Assen winkt bei den PaavoNurmi-Games im Süden Finnlands tatsächlich eine Insel – eine kleine zwar, aber immerhin. Das Eiland gehört zu dem rund 20 000 kleine Inseln umfassenden Turku-Archipel. Röhler hofft, dass sie „groß genug ist, damit darauf eine Sauna passt.“Doch die Sache hat einen Haken: Um die Insel zu gewinnen, müssen sie weiter werfen als 93,09 Meter. Dort steht seit 1999 der finnische Rekord von Aki Parviainen. 93,09 Meter – das ist selbst für Extraklasse-Werfer wie Röhler und Vetter keine Leichtigkeit. Nur drei Männer haben in der Geschichte mit dem neuen Speer überhaupt weiter geschmissen, neben dem deutschen Duo war das Weltrekordler Jan Zelezny (98,48) aus Tschechien. Sowohl Röhler (93,90) als auch Vetter mit seinem deutschen Rekord von 94,44 Meter hatten in der Vorsaison neue Bestleistungen aufgestellt, in diesem Jahr ging es bisher noch nicht ganz so weit.
Wenn Röhler, Vetter und der Mannheimer Andreas Hofmann antreten, fliegen die Speere eigentlich immer über die 90-mMarke. „Das scheint für viele fast schon zur Selbstverständlichkeit geworden zu sein“, sagte Röhler: „Aber das ist es keinesfalls.“Röhler, Vetter und Hofmann – die Leistungsdichte der deutschen Speerwerfer ist fast schon beängstigend. Sie sind derzeit die Nummer eins (Vetter/92,70), zwei (Hofmann/92,06) und drei (Röhler/91,78) der Welt. Tschechiens Vizeweltmeister Jakub Vadlejch hat über drei Meter Rückstand auf das deutsche Trio, dass nach Turku vor allem auch bei der Heim-EM in Berlin im August rocken will. Und auf dem Weg dahin belebt Konkurrenz das Geschäft. „Jeder ist schlagbar“, sagte Hofmann zuletzt. Und meinte damit wohl vor allem Röhler und Vetter. Auch er will die Insel. (sid)