Die Tricks der Thüringer Köche
Obwohl Thüringen für die Bratwurst bekannt ist, gibt es die Bratwurst, die eine, ja gar nicht. Es gibt bestimmt Hundert verschiedene Bratwürste, grobe und feine, dicke und dünne, kurze und lange, mal mit viel, mal mit wenig Majoran (das gleiche gilt für den Kümmel), mal goldbraun, mal verbrannt (wofür weder der Fleischer noch die Bratwurst etwas kann). Und immer riecht und schmeckt es unterschiedlich, aber fast immer lecker.
Diese kleinen Unterschiede machen kulinarische Reisen durch Thüringen eben so einzigartig, sie begeistern mich immer wieder. Mal sind die Thüringer Klöße – obwohl hausgemacht – rund und fest, mal zerlaufen sie fast auf dem Teller – und sind trotzdem ein Gedicht. Ich habe auch schon Hühnerkeulen mit Klößen serviert bekommen, dazu eine brühe-ähnliche Soße. Klingt ungewöhnlich, schmeckt super, ich schwärme heute noch davon. Ebenso vom Plothener Nationalgericht – Karpfen mit Klößen und Buttersoße.
Jeder Wirt hat so seine Tricks, in Gräfenthal etwa legt er die getoasteten „Bröckchen“auf statt in die Klöße – so bleiben sie schön kross (und wer sie nicht mag, kann sie leichter absammeln). Auf der wiedereröffneten Saalfelder Wilhelmshöhe würzt der Gastgeber die Zwiebeln für das Rostbrätel bereits am Vortag mit Salz und Pfeffer und lässt sie eine Nacht stehen. So karamellisieren sie beim Schmoren besser und werden schön braun. Und für gutes Rostbrätel ist Thüringen ja auch bekannt.