Pflege zu Hause oft besser als im Heim
Studie: Menschen in stationären Einrichtungen leiden häufiger an Erkrankungen. Pflegebeiträge sollen ab 2019 um 0,3 Punkte steigen
Essen. Wer aus einem Altenheim ins Krankenhaus eingewiesen wird, leidet deutlich häufiger unter vermeidbaren Erkrankungen als Menschen, die daheim gepflegt werden. Das belegt eine repräsentative Studie der Betriebskrankenkassen in Nord- und Westdeutschland (BKK Nordwest), die dieser Zeitung vorliegt. Demnach wird bei vier von fünf (83 Prozent) Patienten, die aus Heimen eingewiesen werden, eine Erkrankung festgestellt, die auf mangelhafte Pflege schließen lässt. Bei Patienten, die ambulant gepflegt werden, ist das bei 72 Prozent der Patienten der Fall.
Die Studie wertet Klinikdaten von 70 000 Pflegebedürftigen aus acht Betriebskrankenkassen aus, die Versicherte in ganz Deutschland, schwerpunktmäßig aber in NRW, Hamburg und Berlin haben. Erfasst wurden Diagnosen von Menschen der Pflegestufen zwei bis fünf. Mehr als die Hälfte aller Pflegebedürftigen müssen jedes Jahr mindestens einmal ins Krankenhaus.
Häufigstes Problem ist Flüssigkeitsmangel: 30 Prozent der Heimbewohner kommen dehydriert in die Klinik, bei ambulant Gepflegten sind es 22 Prozent. Nicht oder ungenügend behandelte Sturzverletzungen werden bei 15,7 Prozent der Heimbewohner diagnostiziert und bei 12,2 Prozent der von zu Hause eingewiesenen Patienten.
„Die Ergebnisse bestätigen leider unsere Befürchtungen“, sagt Dirk Janssen, Vizechef des BKK Landesverbands Nordwest. Er sieht als Hauptursache die zu dünnen Personaldecken in den Heimen. Janssen glaubt, dass mehr Pflegekräfte gebraucht werden und steigende Beiträge zur Pflegeversicherung unvermeidbar sind.
Tatsächlich kündigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Mittwoch an, der Beitragssatz zur Pflegeversicherung werde ab 2019 um 0,3 Punkte steigen, um eine Finanzierungslücke der Pflegekassen von drei Milliarden Euro zu schließen. Der Beitragssatz für Eltern erhöht sich auf dann 2,85 Prozent, für kinderlose auf 3,1 Prozent.