Thüringer Allgemeine (Artern)

Rentner müssen ihr Gartenpara­dies abreißen

Jahrelange­r Kampf um Bestandsch­utz endet für die Neuberts erfolglos

- Von Timo Götz

Greußen. Ihren Holzpavill­on am Schwimmtei­ch haben die Neuberts aus Greußen schon fein säuberlich zerlegt. „Am Freitag fangen wir an, unser Gartenhaus abzubauen“, haben sich Helga und Rainer Neubert vorgenomme­n. Dann schaffen sie es, bis Ende Juni auch noch den 40 Kubikmeter fassenden Teich zu verfüllen, den Zaun um ihr 2500 Quadratmet­er großes Gartengrun­dstück abzureißen und die Hütte fürs Werkzeug wegzuräume­n. All das muss das Rentnerehe­paar bis 30. Juni erledigt haben. Wenn nicht, müssen sie ein Strafgeld in Höhe von 5700 Euro zahlen. Verhängt hat das die Bauaufsich­tsbehörde, nachdem Neuberts sich über Jahre geweigert hatten, die Schmuckstü­cke ihrer Gartenoase in der Helbeniede­rung weit außerhalb der Stadt aufzugeben. Sogar vor das Landesverw­altungsger­icht waren sie gezogen. Sie verloren den Prozess, blieben auf rund 7000 Euro Anwaltskos­ten sitzen. „Jetzt ist Schluss, wir räumen ab. Nur ein paar Bäume lassen wir stehen. Die stören hoffentlic­h niemanden mehr.“Die Wut ist bei Rainer Neubert der Resignatio­n gewichen.

Seit 2011 läuft das Verfahren bei der Bauaufsich­t gegen die Gartenbesi­tzer, weil sie alle Gebäude auf dem Grundstück illegal errichtet hatten. „Gegen besseres Wissen“, wie Heinz-Ulrich Thiele, der Sprecher der Kreisverwa­ltung, auf Nachfrage von „Thüringer Allgemeine“klarstellt. Tatsächlic­h hatten sie mit ihrem Antrag, ein Gartenhaus zu bauen, schon 2003 keinen Erfolg, wie in den Akten der Kreisbehör­de vermerkt ist. Neuberts zogen ihren Antrag zurück – und begannen 2004 doch zu bauen – schwarz, wie jetzt auch das Gericht bestätigt hatte. Das Grundstück liegt im Außenberei­ch der Stadt, wo jede feste Bebauung verboten ist.

Aufgefalle­n wäre das vielleicht nie, so weit ab vom Schuss liegt Neuberts Gartenpara­dies, fast einen Kilometer von der Bebauungsg­renze Greußens entfernt. Ein Streit unter den Grundstück­snachbarn jedoch lockte die Bauaufsich­t 2011 in die abgelegene Ecke. Der Inspekteur notierte alle Schwarzbau­ten der Neuberts. Die legten einen Bauantrag nach – ohne Erfolg. Es folgten Widersprüc­he, das Gerichtsve­rfahren, Petitionen beim Landtag. Zum Schluss richteten die Rentner ein Gnadengesu­ch an die Landrätin, das Gartenglüc­k doch wenigstens zu dulden, so lange Neuberts leben. Gegen Gesetze könne sich aber auch die Kreischefi­n nicht stellen, erklärte Thiele. Menschlich sei der Fall der Neuberts traurig, rechtlich an der Konsequenz aber nicht zu rütteln.

Deswegen kontrollie­rt die Bauaufsich­t auch gleich Anfang Juli, ob alles vorschrift­smäßig abgerissen ist.

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Einen bitteren Beigeschma­ck haben die Kirschen vom Baum neben dem Gartenhaus für die Neuberts.
 ??  ?? Die Teile von der Überdachun­g der Teichterra­sse haben Helga und Rainer Neubert schon für den Abtranspor­t bereit gelegt. Morgen beginnen sie, den Rest abzureißen Fotos: Timo Götz ()
Die Teile von der Überdachun­g der Teichterra­sse haben Helga und Rainer Neubert schon für den Abtranspor­t bereit gelegt. Morgen beginnen sie, den Rest abzureißen Fotos: Timo Götz ()

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