„Fifa“lautet der Geheimcode
Heute geht er also wieder los: der ganz normale WM-Wahnsinn in Russland. Für mich persönlich ging das WM-Abenteuer aber bereits vor ein paar Wochen los, als ich mich um ein Russland-Visum bemühen musste.
Alles fing mit dem Visazentrum in Hamburg-Winterhude an. Dort sagte man mir netterweise, dass ich Geld sparen könnte, wenn ich direkt drei Straßen weiter ins russische Konsulat gehen würde. Wichtig sei nur, dass ich am Eingang Bescheid gebe, dass ich etwas mit der Fifa-WM zu tun habe.
Gesagt, getan. Angekommen am Konsulat klingelte ich. Einmal, zweimal, zehnmal. Am Ende klingelte ich 15 Minuten lang Sturm, ehe sich dann doch ganz plötzlich eine Stimme am anderen Ende meldete. „Hallo, ich würde gerne ein Visum beantragen“, sagte ich höflich in die Gegensprechanlage hinein. „Kein Deutsch“, war die Antwort. „I need a visa“, versuchte ich es noch einmal. „No English“, schallte es mir diesmal entgegen. Mein letzter Joker:
„Fifa!“
Und Simsalabim: Es dauerte handgestoppte zehn Sekunden, ehe ein kleines, russisches Männlein mich persönlich am Eingang abholte und mich zum entsprechenden Beamten führte. Fifa? Kein Problem! Keine Viertelstunde später hatte ich mein Visum in der Hand.
Die Ernüchterung folgte allerdings nach der Ankunft in Moskau am vergangenen Freitag.
Als der Taxifahrer mich vom Bahnhof zum Hotel fahren sollte, entschied er sich für die große Stadtrundfahrt. „No English! No Deutsch“, sagte er noch, als ich versuchte zu protestieren. Und auch mein Einwand „Fifa“sorgte lediglich für ein Lächeln. Im Hotel wollte dann das Warmwasser nicht so wie ich. Also noch ein Versuch: „Fifa!“Doch es blieb eiskalt. Und auch der ernst dreinguckende Sicherheitsmann vor dem deutschen Mannschaftshotel ließ sich von meinem flehenden „Fifa“nicht erwärmen.
Ist der ganze Zauber also schon wieder vorbei? Von wegen! Als ich gestern Abend noch ein letztes (sehr spätes) Feierabendbier trinken wollte, machte die Bedienung unmissverständlich klar, dass man schließe. Dann sah sie die offizielle WM-Akkreditierung, die hier alle Journalisten wie Schlüsselkinder um den Hals baumeln haben. „Fifa?“, sagte sie – und brachte ein eiskaltes Bier. Sa sdorowje! Prost!