Verabschiedung nach Litauen
400 Soldaten des Panzerbataillons 393 in Bad Frankenhausen werden für ein halbes Jahr an die russische Grenze verlegt
Klaus Milde (52), gelernter Maurer aus Bottendorf: Endlich ist Fußball-WM! Zum Auftaktspiel gestern durften wir auf Arbeit ein bisschen früher Schluss machen. Ich habe selbst mal Fußball gespielt. Wichtige Spiele schaue ich mir auf alle Fälle an, wenn es sich zeitlich einrichten lässt. Fan-Artikel habe ich noch von der letzten WM – die große Fahne kommt noch ans Fenster. Foto: W. Slodczyk Bad Frankenhausen. Mit einem Appell wurden gestern in der Kyffhäuser-Kaserne in Bad Frankenhausen im Beisein ihrer Angehörigen rund vierhundert Soldaten des Panzerbataillons 393 zu ihrem Einsatz in Litauen verabschiedet.
Der Einsatz geht auf den Nato-Beschluss 2016 in Warschau nach dem Einmarsch Russlands auf der Halbinsel Krim zurück, auf dem entschieden wurde, dass ab 2017 in den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie in Polen jeweils ein multinationales Bataillon (Battle Groups) in einer Stärke von bis zu je 1000 Soldaten zu Ausbildungs- und Übungszwecken eingesetzt wird. Die Mission wird mit der Sicherung der Ostflanke der verbündeten Staaten und der Abschreckung Russlands begründet. „Deutschland stellte als erste Nation die Battle Group in Litauen auf, die seither halbjährlich wechselt“, erklärte Presseoffizier Sebastian Grünberg am Rande des Appells.
Neben den Deutschen gehören dem Gefechtsverband auch belgische, niederländische und tschechische Militärangehörige an. Wobei das Frankenhäuser Panzerbataillon 393 der Panzergrenadierbrigade 37 den Kern des bis Februar 2019 dauernden Einsatzes bildet. Ab Ende Juli werden sich die Frankenhäuser auf den Weg machen. Bis dahin stehe noch Urlaub an, seien Kisten zu packen und die Panzer auf die Bahnverladung vorzubereiten, so Hauptmann Grünberg. Ein gutes Dutzend Kampfpanzer Leopard II nehmen die Frankenhäuser mit. Das Personal und Material wird bis Mitte August in mehreren Etappen gestaffelt nach Litauen gebracht.
Für die Soldaten und Soldatinnen und ihre Familien heißt der Einsatz ein halbes Jahr Trennung und Entbehrung. „In dieser Situation wird nicht nur von den Soldaten Tapferkeit verlangt, sondern auch von den Angehörigen, die Sie zurücklassen“, wandte sich Landrätin Antje Hochwind (SPD), die wie Bad Frankenhausens stellvertretender Bürgermeister Andreas Räuber (SPD) an der Zeremonie teilnahm, in einem Grußwort an die Versammelten. Zum Glück, so Hochwind, gebe es soziale Netzwerke, mit denen sich die Zeit der Entbehrung besser überbrücken ließe. Zugleich betonte sie den defensiven Charakter der Mission. „Sie übernehmen eine große Verantwortung für unser Land und für die Stabilität in der Welt. Ich wünsche Ihnen von Herzen viel Kraft und Durchhaltevermögen“, gab sie den Soldaten mit auf den Weg. Zugleich kündigte sie an, mit einer Delegation im Herbst nach Litauen zu reisen, mit dem der Kyffhäuserkreis seit Jahren eine gute Partnerschaft unterhält. „Dabei werde ich mir auch ein Bild von Ihrem Stützpunkt verschaffen“, versprach sie.
Zuvor hatten der Kommandeur des Panzerbataillons, Oberstleutnant René Braun, und der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37 „Freistaat Sachsen“, Oberst Gunnar Brügner, auf den Einsatz eingestimmt. In den zurückliegenden Monaten habe man sich intensiv auf den Einsatz vorbereitet, erklärten sie und dankten den Soldaten für die Einsatzbereitschaft. Einigen von ihnen wurde vor den Versammelten für ihre hervorragenden und vorbildlichen Leistungen gedankt.
Der Nachmittag in der Kyffhäuser-Kaserne gehörte den Angehörigen der Soldaten. Für sie war ein Familientag vorbereitet mit Spielen für die Kleinen und Gelegenheit zum geselligen Beisammensein für die Großen.