Feuchteschaden macht Senioren-WG unbewohnbar
Arbeiterwohlfahrt ringt für Kindelbrücker Problemfall mit unwilligen Versicherungen
Kindelbrück. Groß war die Freude, als Thüringens Awo AJS gGmbH Ende 2016 die Fertigstellung ihres Projekts „Wohnen im Pfarrgarten“für Senioren in Kindelbrück verkünden konnte.
Seit August 2015 hatte das gemeinnützige Unternehmen rund fünf Millionen Euro in das Vorhaben gesteckt. Entstanden sind vier ambulant betreute Seniorenwohngemeinschaften mit je zehn Plätzen. Den Mietern steht jeweils ein privates Apartment mit eigenem Bad zur Verfügung.
Jetzt ist die große Freude nur zu drei Vierteln noch da.
Der Pferdefuß: Mit Inbetriebnahme wurden in einer der Wohngemeinschaften Feuchteschäden festgestellt. Die Ursachensuche dauerte eine Weile. Es habe sich schließlich herausgestellt, erklärt Mayke Jautsch als die Bauherrenvertreterin der Awo AJS, dass ein Handwerker noch in der Bauphase einen Spülkasten angebohrt hatte.
Rückbau und Trocknung waren notwendig.
Die Wohngemeinschaft war so nicht vermietbar – und ist es bis heute nicht. Der Ausfall allein ist kein Pappenstiel. Jedes der 10 Apartments ist laut Pflegedienstleiterin Susan Schettler mit 1436 Euro Monatsmiete eingepreist. In den meisten Fällen gewährt die Pflegekasse einen Wohngruppenzuschlag. Dann sinken die Kosten auf 1214 Euro im Monat.
Die Auseinandersetzung mit den infrage kommenden Versicherungen begann gleich nach der Feststellung der Schadensursache. Drei Versicherungen sind involviert, weiß Mayke Jautsch. Zwei der Arbeiterwohlfahrt (eine für die Bauleistungen und die Gebäudeversicherung) und die Haftpflicht der Trockenbaufirma des Verursachers. Keine wolle allerdings in die Schadensregulierung eintreten.
„Wir haben sie alle mit ins Boot geholt, hatten sie im September 2017 alle gemeinsam an einem Tisch, aber sind zu keinem Ergebnis gekommen“, erläutert sie.
Die Arbeiterwohlfahrt gehe nun in Vorleistung und werde anschließend versuchen, die entstandenen Sanierungskosten und auch den erlittenen Einnahmeausfall auf dem Rechtsweg zu erstreiten. Mayke Jautsch schätzt, dass die Schadensbeseitigung eine Summe im sechsstelligen Bereich kosten werde. „Wenn alles gut läuft, dann kann im Oktober der Bezug erfolgen“, sagt sie.
Auch Pflegedienstleiterin Susan Schettler ärgert die gegenwärtige Lage. „Wir haben jede Menge Anfragen. Allein 33 Namen stehen auf der Warteliste. Viele rufen an. Andere stehen nach einer Empfehlung kurz entschlossen mit ihren Angehörigen gleich in der Tür“, sagt sie.
„Wir bitten die Interessenten um Verständnis. Die Verzögerungen sind einzig und allein den Problemen mit den Versicherungen geschuldet“, erklärt Mayke Jautsch.