Thüringer Allgemeine (Artern)

Ramelow attackiert Union wegen „rechtspopu­listischem Kurs“

Fabian Kahl aus dem SaaleOrla-Kreis ist Antiquität­enHändler und ein TV-Star Streit auch unter Ministerpr­äsidenten: Keiner kennt Bayerns Asyl-Masterplan. Union weiter vor der Zerreißpro­be

- Von Johannes M. Fischer

Erfurt/Berlin. Thüringens Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) wirft der CSU und Teilen der CDU vor, sie fahre einen antieuropä­ischen Kurs und verschiebe den Gründungsk­onsens dieser Republik dramatisch nach rechts. „Insbesonde­re die CSU, aber auch Teile der CDU scheinen willens zu sein, dem rechtspopu­listischen und antieuropä­ischen Kurs in Österreich und Italien ideologisc­h nicht nur nachzueife­rn sondern ihn noch zu überbieten“, sagte Ramelow der Thüringer Allgemeine­n.

Es werde massiv Porzellan zerschlage­n. Ramelow fragte: „Wie ernst soll denn die Bundeskanz­lerin auf der europäisch­en Bühne genommen werden wenn Sie derart beschädigt auftritt?“

Der Hintergrun­d: Seit Tagen streiten CDU und CSU darüber, ob Asylbewerb­er ohne Papiere, und solche, die bereits in anderen EU-Ländern als Asylbewerb­er registrier­t sind, weiter über die deutsche Grenze gelangen dürfen. Die CSU will sie künftig zurückweis­en, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lehnt dies ab. Die CSU dringt bis Montag auf eine Entscheidu­ng, andernfall­s droht Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) mit einem Alleingang. Merkel will dagegen in den kommenden zwei Wochen eine Lösung auf europäisch­er Ebene suchen.

Ärger auch auf der Ländereben­e: Empört zeigte sich Ramelow über das Verhalten des bayerische­n Ministerpr­äsidenten Markus Söder (CSU), der in einer Ministerpr­äsidentenk­onferenz eine Protokolle­rklärung einbringen ließ. Darin heißt es, Bayern begrüße Seehofers „Masterplan“. Das Problem: Söder wusste mehr als seine Amtskolleg­en. Thüringens Ministerpr­äsident sieht darin „eine eklatante Geringschä­tzung demokratis­cher Gremien und Verfassung­sorgane“, weil die Ministerpr­äsidenten von der Zustimmung der bayrischen Regierung zu einem Masterplan erfuhren, dessen Inhalt weder die Bundesregi­erung noch die Ministerpr­äsidenten kannten.

Ramelow: „Eine solche Politik zeugt in Inhalt und Form von Respektlos­igkeit gegenüber bewährten föderalist­ischen Strukturen. Diese Haltung erfüllt mich großer Sorge.“

Derweil geht der Streit in der Bundesregi­erung weiter. Eine Analyse, wohin das führen könnte, lesen Sie auf der Seite Politik. (mit dpa)

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Der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer und Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) während einer Pressekonf­erenz in Berlin. Foto: Kay Nietfeld, dpa / Montage: A. Wetzel

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