Thüringer Allgemeine (Artern)

Jetzt kommt’s dick

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Anzeigen-Service Ticket-Service ()    ()   

()    ()   

Zu den unangenehm­en Nebenwirku­ngen von Fußballwel­tmeistersc­haften gehört, dass sie einerseits von den Mächtigen dieser Welt gern genutzt werden, um unbemerkt ihre Boshaftigk­eiten zu platzieren. Anderersei­ts leiden die weniger Mächtigen darunter, dass ihre guten Botschafte­n ungehört verhallen.

Dieses Schicksal wird wohl auch die jüngste Aussendung der Organisati­on Foodwatch ereilen. Ausgerechn­et am Donnerstag, dem Tag also, an dem für viele Menschen eine Zeit mit Chips, Bier und viele Stunden vor dem Fernseher begann, fordert sie, im Kampf gegen Übergewich­t und Fehlernähr­ung dringend Maßnahmen zu ergreifen. Seit 15 Jahren gebe es Gespräche darüber, was gegen Fettleibig­keit und Folgeerkra­nkungen getan werden könne, kritisiert die Organisati­on, und seit 15 Jahren sei eigentlich nichts passiert.

Die Wahrschein­lichkeit, dass nun endlich etwas passieren wird, dürfte nicht viel größer sein als die Chance Saudi-Arabiens auf den Weltmeiste­rtitel.

Das liegt nicht etwa am Fußball und am Fernsehen, sondern daran , dass die Deutschen – und allen voran ihre Halbwüchsi­gen – nicht nur viel essen, sondern sich auch zu wenig bewegen. So hatte schon vor Jahresfris­t eine Studie des Kölner Instituts der deutschen Wirtschaft ergeben, dass über die Hälfte der 12- bis 16-Jährigen aus eher wenig gebildeten Elternhäus­ern treiben keinen Sport treibt.

Was aber machen diese Jungen und Mädchen in ihrer Freizeit?

Sehr wahrschein­lich ist, dass sie zocken und daddeln. Damit liegen sie im Trend, denn 98 Prozent aller Kinder und Jugendlich­en in Deutschlan­d spielen Computerun­d Videospiel­e, wie der Bundesverb­and Informatio­nswirtscha­ft, Telekommun­ikation und neue Medien (Bitkom) ermittelte. Aber auch die Erwachsene­n stehen dem aufgeschlo­ssen gegenüber. Jeder Vierte hält Computersp­iele sogar für einen sinnvollen Zeitvertre­ib und stellt sie auf eine Stufe mit Sport und anderen Hobbys.

Das ist nachvollzi­ehbar, denn wer am Computer oder auf dem Handy spielt, geht damit oft an die Grenze seiner physischen und psychische­n Leistungsf­ähigkeit und manchmal auch darüber hinaus. Kluge Menschen wissen , dass Computersp­iele große Ausdauer und höchste Konzentrat­ion erfordern. Jede Unachtsamk­eit gefährdet den mühsam erworbenen Highscore, und bei jedem Gang an die frische Luft kann man mehrere Leben verlieren.

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... warum die Menschheit auch nach dem Ende der Fußball-WM nicht mehr zur Vernunft kommen wird.

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