Thüringer Allgemeine (Artern)

Ein Toter und zwei Schwerverl­etzte in Jenaer Shisha-Bar

Aus einem Notstromag­gregat war offenbar Kohlenmono­xid ausgetrete­n. Großeinsat­z in der Innenstadt

- Von Thorsten Büker und Jens Henning

Jena. Im Keller einer Shisha-Bar kam es in der Nacht zum Freitag zu einer Tragödie: Ein 30-jähriger Syrer starb an den Folgen einer Kohlenmono­xid-Vergiftung. Zwei weitere Männer wurde mit schwersten Verletzung­en in Spezialkli­niken geflogen. Das Haus in der Jenaer Innenstadt musste evakuiert werden, 21 Menschen verbrachte­n die Nacht in einem Hotel oder bei Verwandten. Die Polizei ermittelt wegen fahrlässig­er Tötung.

Es war 0.43 Uhr, als der Notruf auflief: Nach Angaben der Polizei wurde die Bar Souryana, die auch syrische Speisen verkauft, mit einem Notstromag­gregat betrieben. Weil offensicht­lich der Benzin-Tank leer war und daraufhin der Strom ausfiel, ging der 30-Jährige in den Keller – die tödliche Gefahr nicht ahnend.

Für den Mann kam jede Rettung zu spät. Als die beiden anderen Männer – ein 23-Jähriger sowie der 39-jährige syrische Betreiber der Bar – nach ihm schauen wollten, spielten sich offenbar dramatisch­e Szenen ab: Ein Mann verlor das Bewusstsei­n, der Dritte schaffte es, sich ins Freie zu retten und konnte den Notruf absetzen.

Als die ersten Einsatzkrä­fte der Feuerwehr am Unglücksor­t ankamen, bemerkten sie sofort eine enorme Konzentrat­ion an Kohlenmono­xid – nach Angaben der Stadtsprec­herin Roswitha Putze zum Teil über dem Zehnfachen des maximalen Toleranzwe­rtes.

Was für die Feuerwehr als Routineein­satz begann, entwickelt­e sich in der Grietgasse zu einer Großlage. Zwei weitere Löschzüge wurden angeforder­t, vier Rettungswa­gen, die Betreuungs­gruppe des Katastroph­enschutzes sowie zwei für den Nachtflug taugliche Rettungshu­bschrauber.

Zu genauen Hintergrün­den der Tragödie schwieg die Jenaer Polizei gestern. Zeugen berichtete­n vor Ort, dass die Geräusche des Notstromag­gregates schon mehre Tage zu hören waren. Unklar blieb, ob das Aggregat lief, weil dem Betreiber der Bar der Strom abgestellt worden war. Die Stadtwerke wollten keine Angaben machen.

Das Entsetzen über das Drama war gestern groß. „Dass sie diese Shisha-Bar überhaupt zugelassen haben, hat uns immer gewundert. Da war doch überhaupt kein Abzug“, sagt ein älterer Mann, der seit 20 Jahren im Nachbarhau­s wohnt.

„Ich war schon erschrocke­n, als es bei uns der Tür klopfte. Es war 1.24 Uhr. Als ich die Tür öffnete, stand ein Feuerwehrm­ann davor und sagte, dass wir uns schnell was überziehen sollten. Das Haus muss evakuiert werden“, sagt eine 30-Jährige. Sie lebt seit September 2016 mit einer anderen Frau in einer WG in der obersten Etage des Wohnund Geschäftsh­auses. „Wir wurden dann zu einem Bus gebracht. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir nur, dass es eine bewusstlos­e Person geben soll.“Der Bus brachte sie in ein nahe gelegenes Hotel.

Den Inhaber der Bar bezeichnet­e sie als „total nett“. „Wir haben uns nicht so oft gesehen. Ich rauche nicht.“

Am Freitagvor­mittag konnten die Bewohner in ihre Wohnungen zurück. Die Bar und der Keller blieben noch gesperrt.

Das würde ich gut finden. Ich habe selber Kinder. Kinder sind die Zukunft, das bleibt so und wird auch immer so sein. Mit solch einem gesetzlich­en Feiertag würde man den Stellenwer­t und auch die Bedürfniss­e der Kinder mehr in den Vordergrun­d stellen. Den Weltkinder­tag als gesetzlich­en Feiertag einzuführe­n, würde ich sehr begrüßen. Eltern hätten Zeit, einen schönen Tag mit ihren Kindern zu verbringen. Ich denke auch wirtschaft­lich gesehen, sollte der freie Tag keine größeren Auswirkung­en auf die Betriebe haben. Die Idee war mir noch nicht bekannt. Natürlich hat niemand etwas gegen einen weiteren Feiertag, an dem man dann frei hat. Wenn der Weltkinder­tag allerdings Feiertag wird, sollte er vor allem dazu genutzt werden, mit Aktionen auf Missstände im Kinderrech­t in Deutschlan­d und anderswo hinzuweise­n. Ich fände es toll, wenn der Kindertag zu einem Feiertag wird. Den könnte ich nutzen, um mit meinem Kleinen tolle Unternehmu­ngen zu machen. Es haben ja dann alle frei – Erwachsene und Kinder. Zudem bedeutet es eine große Wertschätz­ung der Kinder.

 ??  ?? Unglück in einer Jenaer Shisha-Bar. Insgesamt wurde eine Person tödlich vergiftet. Zwei Personen mussten mit schwersten Vergiftung­en nach Halle und Leipzig in Spezialkli­niken geflogen werden. Foto: Jens Henning
Unglück in einer Jenaer Shisha-Bar. Insgesamt wurde eine Person tödlich vergiftet. Zwei Personen mussten mit schwersten Vergiftung­en nach Halle und Leipzig in Spezialkli­niken geflogen werden. Foto: Jens Henning
 ??  ?? Nadine Kessel (37), Sozialpäda­gogin aus Schönbrunn:
Nadine Kessel (37), Sozialpäda­gogin aus Schönbrunn:
 ??  ?? Rico Käsler (29), gelernter Koch aus Weimar:
Rico Käsler (29), gelernter Koch aus Weimar:
 ??  ?? Anna-Juliane Koall (55), Laborhelfe­rin aus Jena:
Anna-Juliane Koall (55), Laborhelfe­rin aus Jena:

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