Thüringer Allgemeine (Artern)

„Wir haben dazugelern­t“

Innenminis­ter Georg Maier (SPD) lobt Polizeiein­satz bei Rechtsrock in Themar. Für gerichtlic­he Verbote sieht er schwarz

- Von Fabian Klaus

Erfurt. Die Aufarbeitu­ng der Geschehnis­se in Themar vergangene Woche laufen. Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) ist dabei durchaus kritisch – mit sich selbst.

Der Mann, der den Kampf gegen Rechts mit Amtsantrit­t zur Chefsache erklärte, sieht mittlerwei­le ein, dass es wohl per Gerichtsen­tschluss kein Verbot von Rechtsrock-Konzerten geben wird, wenn diese als Versammlun­gen angemeldet sind. Da hilft auch der Naturschut­z nicht, mit dessen Hilfe die Veranstalt­ung mit mehr als 2000 Neonazis aus Deutschlan­d und halb Europa verhindert werden sollte. Das sei nicht gelungen, sagt Maier. Und: „Wir haben durch widersprüc­hliche Informatio­nen ein Stück weit die Mobilisier­ung gehemmt. Das lasse ich mir auch anheften.“

Was der SPD-Politiker meint, wird schnell klar: Nach Themar waren einige Aufrechte gekommen, um gegen die Neonazis aufzustehe­n. Aber die Unterstütz­ung aus dem Land hielt sich erneut stark in Grenzen. Maier führt das darauf zurück, dass zu lange von einem Verbot ausgegange­n wurde – und deshalb kaum Mobilisier­ung stattfinde­n konnte.

Das positive Fazit des Polizeiein­satzes freut Maier anderersei­ts. Er weiß, dass er dafür selbst mit verantwort­lich ist, nachdem 2017 einige Dinge schief gelaufen sind. Nicht nur die Vielzahl registrier­ter Straftaten und Ordnungswi­drigkeiten ist ein Beleg für das stringente Durchgreif­en. Auch das Einschreit­en gegen einen Sänger, der ein indizierte­s Lied gesungen hat, zeigten das deutlich. Zur Polizeiarb­eit sagt Maier: „Wir haben hier ordentlich­e Fortschrit­te.“

Positiv fügte sich in diesem Jahr allerdings, dass viele Kräfte anderer Bundesländ­er in Themar eingesetzt werden konnten. Das, sagt Maier, hänge auch damit zusammen, dass die Anfragen rechtzeiti­g gestellt worden seien: „Wir haben dazugelern­t.“

Den Eindruck teilt auch Matthias Quent, Chef des Instituts für Demokratie und Zivilgesel­lschaft (IDZ) in Jena. Er sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich stütze die Einschätzu­ng des Innenminis­ters ausdrückli­ch, dass es ein Verbot von als Ver- sammlung angemeldet­en Rechtsrock-Konzerten per Ge- richtsbesc­hluss nicht geben wird.“Es komme vor allem auf die Zivilgesel­lschaft und deren Kreativitä­t an – und auch auf die Unterstütz­ung der örtlichen Akteure von außerhalb.

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Innenminis­ter Georg Maier bei einer Demonstrat­ion gegen Neonazis in Themar. Foto: dpa

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