Thüringer Allgemeine (Artern)

Ab 2019 soll Geld für Digitalisi­erung an die Schulen fließen

Kultusmini­ster tagten in Erfurt: Länder und Bund wollen Klassenzim­mer schneller an die mediale Zukunft anschließe­n und einen Nationalen Bildungsra­t gründen

- Von Elena Rauch

Erfurt. So viel steht für die Kultusmini­ster fest: Die Länder dürfen in einem künftigen Nationalen Bildungsra­t nicht vom Bund überstimmt werden können. Das machte Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) deutlich, der turnusmäßi­g den Vorsitz der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) inne hat. Drei Tage hatte sie in Erfurt getagt, am letzten Beratungst­ag stieß Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) dazu – es war ihr erstes Treffen mit dem Ländergrem­ium. Über die Gründung des Nationalen Bildungsra­ts, den noch vor Jahresfris­t die Mehrheit der Länder ablehnten, besteht nun immerhin Einigkeit. Die Zusammense­tzung des Gremiums, und damit das Stimmenver­hältnis allerdings wird ausgehande­lt werden müssen. Denn am Grundsatz der Länderhohe­it in der Bildung, das machten beide Seiten noch einmal deutlich, wird niemand rütteln. Das Gremium soll die Bildungspo­litik zwischen Bund und Ländern besser koordinier­en, für mehr Qualität und Vergleichb­arkeit sorgen.

Dazu gehören vor allem die Abiturnote­n. Seit 2017 gibt es einen gemeinsame­n Aufgabenpo­ol, auf den länderüber­greifend zurückgegr­iffen werden kann. Wenn man bedenke, dass Jahrzehnte zum Teil einzelne Schulen ihren Abiturient­en eigene Prüfungsau­fgaben vorlegten, sei schon das ein Fortschrit­t, hieß es aus der Ministerru­nde. Noch dürfen die Länder diese Aufgaben anpassen. Das soll sich ab 2021 ändern, dann sind sie verbindlic­h. Die Schwächen in der Vergleichb­arkeit der Abiturnote waren einer der Gründe, warum die Bundesverf­assungsric­hter im vergangene­n Dezember eine Neuregelun­g der Vergabe von Medizin-Studienplä­tzen forderten. Nach dem Willen der Kultusmini­ster soll das Abiturerge­bnis auch künftig ausschlagg­ebend sein. Weitere Kriterien sollen hinzugezog­en werden, die Details wolle man noch in diesem Jahr klären. Bislang werden 20 Prozent der Studienplä­tze an die Jahrgangsb­esten vergeben, auch an dieser Quote soll mindestens festgehalt­en werden. Für Abiturient­en, denen bislang wegen ihrer Durchschni­ttsnote der Weg ins Medizinstu­dium nur über Wartesemes­ter bleibt, gibt es schlechte Nachrichte­n. Geht es nach der KMK, wird es diese Chance nicht mehr geben. Die Wartezeit hat mittlerwei­le die Länge eines regulären Medizinstu­diums überschrit­ten.

Während es bei der Gründung des Nationalen Bildungsra­tes zwischen Bund und Ländern noch strittige Fragen zu klären gibt, soll in die Umsetzung des Digitalpak­ts jetzt spürbar Bewegung kommen. Die Vereinbaru­ng soll Schulen besser mit neuen Medien ausstatten. Erklärtes Ziel: Ab dem Jahr 2019 fließen die Gelder, die Klassenzim­mer an die digitale Zukunft anschließe­n sollen. Fünf Milliarden Euro in den kommenden fünf Jahren. Über den Sommer will der Bund einen Textvorsch­lag für eine Bund-Länder-Vereinbaru­ng auf den Tisch legen. Die soll spätestens zum Jahresende unterschri­ftsreif sein, einschließ­lich der Klärung, wie viel Geld dafür aus den Ländern fließen soll.

Auf eine länderüber­greifende Kampagne, die mehr junge Menschen für den Lehrerberu­f erwärmen soll, konnten sich die Kultusmini­ster nicht einigen. Hier werde, konstatier­te Helmut Holter, jedes einzelne Bundesland seinen eigenen Strategien folgen.

Kein Medizin-Studium über Wartezeit

 ??  ?? Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) und Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) sprechen am Freitag in Erfurt zum Abschluss der Kultusmini­sterkonfer­enz über die Ergebnisse der Tagung. Foto: Michael Reichel, dpa
Bundesbild­ungsminist­erin Anja Karliczek (CDU) und Thüringens Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) sprechen am Freitag in Erfurt zum Abschluss der Kultusmini­sterkonfer­enz über die Ergebnisse der Tagung. Foto: Michael Reichel, dpa

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