Student soll lebenslang in Haft
„Mord aus Angst vor Verantwortung“
Mühlhausen. Auf falsche Versprechungen folgten tödliche Messerstiche: Ein 27 Jahre alter Student aus Niedersachsen hat nach Auffassung des Landgerichts Mühlhausen eine fünf Jahre jüngere Kommilitonin ermordet, damit sein Lügenkonstrukt nicht auffliegt. Er hatte der 22Jährigen einen Job in Aussicht gestellt, den es nicht gab. Wegen Mordes und gefährlicher Körperverletzung muss er nun lebenslang in Haft.
Das Opfer sei arglos gewesen, „weil sie an den Job glaubte. Sie war wehrlos, weil sie von hinten angegriffen wurde“, sagte der Vorsitzende Richter Gerd Funke in der Urteilsbegründung. Der 27-jährige Deutsche habe den Mordplan in seiner Wohnung in Nordhausen spontan gefasst. „Ein Mord aus Angst vor der Verantwortung“, sagt Funke.
Zunächst habe er die junge Frau nur bewusstlos schlagen und sich dann selbst das Leben nehmen wollen. „Weil die 22Jährige aber von dem Schlag mit dem Messergriff nur benommen war, musste er seinen Plan ändern und sie töten“, sagte Funke. Der Angeklagte habe heimtückisch und mit Verdeckungsabsicht mindestens siebenmal auf das arg- und wehrlose Opfer eingestochen. Die Frau verblutete.
Seine Eltern bezeichneten den Mann im Prozess als Heimlichtuer und Lügner. Das spätere Opfer hätten sie nur von einem Foto gekannt.
Das Gericht verneinte eine besondere Schwere der Schuld, wie sie von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung übereinstimmend beantragt worden war. Damit kann der Verurteilte nach 15 Jahren Haft einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. In allen drei Plädoyers war zusätzlich von niedrigen Beweggründen ausgegangen worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. (dpa) Weimar. Fabian Kahl fällt auf. Löcher in den Ohrläppchen, so groß, dass ein Golfball durchfluppen könnte. Flesh-Tunnel, nennt man die eigenwilligen Schmuckkreationen. Dazu gefärbte lange Haare auf der einen, kahlrasiert der Schädel auf der anderen Seite.
Und dann die Piercings. Ziemlich punkig, ziemlich schrill. Die Leute drehen sich um, wenn der schlaksige Typ an ihnen vorbei durch Weimar schlendert, manche tuscheln, manche rufen ihm ein paar Worte hinterher.
Wer hätte gedacht, dass man als Antikhändler zu solchem Ruhm gelangen könnte. Seit dem Jahr 2013 gehört der Thüringer zur Stammbesetzung der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“. Und über die Zeit ist er selbst zu einem kleinen Kunstwerk geworden. „Als wir mit dem Dreh begannen, habe ich nicht ansatzweise geahnt, wie sich mein Leben verändern würde“, erzählt er. Am Anfang sei das recht ungewohnt gewesen.
Mittlerweile kann der 27-Jährige den Rummel um seine Person genießen. Seiner Außenwirkung ist er sich bewusst, es gefällt ihm, dass ihm die Menschen gespannt zuhören, wenn er etwas erzählt.
Vielleicht hat Fabian Kahl deshalb jetzt dieses Buch geschrieben. „Der Schatzsucher“, so der Titel, ist ein bisschen Biografie, ein bisschen Plauderstunde, ein bisschen Antiquitätenkunde. Ganz selbstverständlich fand das Buch im Sog von „Bares für Rares“seinen Weg in die Bestsellerlisten. „Es ist schon verrückt, wie viele Menschen sich für mein Leben und meinen beruflichen Werdegang interessieren“, erzählt Fabian Kahl weiter. Neben der gedruckten Version gibt es mittlerweile auch eine Hörbuch-Fassung, die der Sammler selbst eingelesen hat.
Mit dem Buch ist es gelungen, den einen oder anderen privaten Moment der Thüringer Sammlerfamilie einzufangen. Fabian Kahl beichtet seine ärgerlichen Fehlkäufe oder schwärmt von Omas alter Kuckucksuhr. Von seinem Vater Holger Kahl beispielsweise hat der junge Mann sein umfangreiches Wissen über die Kunst- und Antiquitätenszene erworben, während sich Mutter Kerstin im Hintergrund liebevoll darum kümmerte, dass in der Familie alles wie am Schnürchen lief. „Wir durften jede Menge erleben, waren ständig auf Flohmärkten und Auktionen unterwegs“, erinnert er sich an die gemeinsame Kindheit mit seinem jüngeren Bruder Tobias. Der Sammelleidenschaft konnte man sich da nur schwer entziehen. „Schon damals trieb ich mich am liebsten auf alten Speichern herum, immer auf der Suche nach Kostbarkeiten.“
Dennoch fand der in Oberoppurg im Saale-Orla-Kreis aufgewachsene Fabian nicht den direkten Weg in den Antiquitätenhandel. Sondern entschied sich erst einmal für ein Fachabitur in Gestaltung und Design. „Ich war damals fest entschlossen, Künstler zu werden“, erinnert er sich. Doch schon bald wurde die Liebe zu historischem Krimskrams übermächtig – „und da brach ich meine Ausbildung kurzerhand ab“.
Eine Zeit lang betrieb Fabian Kahl in Berlin ein kleines Antiquitätengeschäft,