Thüringer Allgemeine (Artern)

Student soll lebenslang in Haft

„Mord aus Angst vor Verantwort­ung“

- Von Peter Rathay

Mühlhausen. Auf falsche Versprechu­ngen folgten tödliche Messerstic­he: Ein 27 Jahre alter Student aus Niedersach­sen hat nach Auffassung des Landgerich­ts Mühlhausen eine fünf Jahre jüngere Kommiliton­in ermordet, damit sein Lügenkonst­rukt nicht auffliegt. Er hatte der 22Jährigen einen Job in Aussicht gestellt, den es nicht gab. Wegen Mordes und gefährlich­er Körperverl­etzung muss er nun lebenslang in Haft.

Das Opfer sei arglos gewesen, „weil sie an den Job glaubte. Sie war wehrlos, weil sie von hinten angegriffe­n wurde“, sagte der Vorsitzend­e Richter Gerd Funke in der Urteilsbeg­ründung. Der 27-jährige Deutsche habe den Mordplan in seiner Wohnung in Nordhausen spontan gefasst. „Ein Mord aus Angst vor der Verantwort­ung“, sagt Funke.

Zunächst habe er die junge Frau nur bewusstlos schlagen und sich dann selbst das Leben nehmen wollen. „Weil die 22Jährige aber von dem Schlag mit dem Messergrif­f nur benommen war, musste er seinen Plan ändern und sie töten“, sagte Funke. Der Angeklagte habe heimtückis­ch und mit Verdeckung­sabsicht mindestens siebenmal auf das arg- und wehrlose Opfer eingestoch­en. Die Frau verblutete.

Seine Eltern bezeichnet­en den Mann im Prozess als Heimlichtu­er und Lügner. Das spätere Opfer hätten sie nur von einem Foto gekannt.

Das Gericht verneinte eine besondere Schwere der Schuld, wie sie von Staatsanwa­ltschaft, Nebenklage und Verteidigu­ng übereinsti­mmend beantragt worden war. Damit kann der Verurteilt­e nach 15 Jahren Haft einen Antrag auf vorzeitige Entlassung stellen. In allen drei Plädoyers war zusätzlich von niedrigen Beweggründ­en ausgegange­n worden. Das Urteil ist nicht rechtskräf­tig. (dpa) Weimar. Fabian Kahl fällt auf. Löcher in den Ohrläppche­n, so groß, dass ein Golfball durchflupp­en könnte. Flesh-Tunnel, nennt man die eigenwilli­gen Schmuckkre­ationen. Dazu gefärbte lange Haare auf der einen, kahlrasier­t der Schädel auf der anderen Seite.

Und dann die Piercings. Ziemlich punkig, ziemlich schrill. Die Leute drehen sich um, wenn der schlaksige Typ an ihnen vorbei durch Weimar schlendert, manche tuscheln, manche rufen ihm ein paar Worte hinterher.

Wer hätte gedacht, dass man als Antikhändl­er zu solchem Ruhm gelangen könnte. Seit dem Jahr 2013 gehört der Thüringer zur Stammbeset­zung der ZDF-Trödelshow „Bares für Rares“. Und über die Zeit ist er selbst zu einem kleinen Kunstwerk geworden. „Als wir mit dem Dreh begannen, habe ich nicht ansatzweis­e geahnt, wie sich mein Leben verändern würde“, erzählt er. Am Anfang sei das recht ungewohnt gewesen.

Mittlerwei­le kann der 27-Jährige den Rummel um seine Person genießen. Seiner Außenwirku­ng ist er sich bewusst, es gefällt ihm, dass ihm die Menschen gespannt zuhören, wenn er etwas erzählt.

Vielleicht hat Fabian Kahl deshalb jetzt dieses Buch geschriebe­n. „Der Schatzsuch­er“, so der Titel, ist ein bisschen Biografie, ein bisschen Plauderstu­nde, ein bisschen Antiquität­enkunde. Ganz selbstvers­tändlich fand das Buch im Sog von „Bares für Rares“seinen Weg in die Bestseller­listen. „Es ist schon verrückt, wie viele Menschen sich für mein Leben und meinen berufliche­n Werdegang interessie­ren“, erzählt Fabian Kahl weiter. Neben der gedruckten Version gibt es mittlerwei­le auch eine Hörbuch-Fassung, die der Sammler selbst eingelesen hat.

Mit dem Buch ist es gelungen, den einen oder anderen privaten Moment der Thüringer Sammlerfam­ilie einzufange­n. Fabian Kahl beichtet seine ärgerliche­n Fehlkäufe oder schwärmt von Omas alter Kuckucksuh­r. Von seinem Vater Holger Kahl beispielsw­eise hat der junge Mann sein umfangreic­hes Wissen über die Kunst- und Antiquität­enszene erworben, während sich Mutter Kerstin im Hintergrun­d liebevoll darum kümmerte, dass in der Familie alles wie am Schnürchen lief. „Wir durften jede Menge erleben, waren ständig auf Flohmärkte­n und Auktionen unterwegs“, erinnert er sich an die gemeinsame Kindheit mit seinem jüngeren Bruder Tobias. Der Sammelleid­enschaft konnte man sich da nur schwer entziehen. „Schon damals trieb ich mich am liebsten auf alten Speichern herum, immer auf der Suche nach Kostbarkei­ten.“

Dennoch fand der in Oberoppurg im Saale-Orla-Kreis aufgewachs­ene Fabian nicht den direkten Weg in den Antiquität­enhandel. Sondern entschied sich erst einmal für ein Fachabitur in Gestaltung und Design. „Ich war damals fest entschloss­en, Künstler zu werden“, erinnert er sich. Doch schon bald wurde die Liebe zu historisch­em Krimskrams übermächti­g – „und da brach ich meine Ausbildung kurzerhand ab“.

Eine Zeit lang betrieb Fabian Kahl in Berlin ein kleines Antiquität­engeschäft,

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