Wie Fische unter Tomaten die Zukunft retten können
Junger Nordhäuser betreibt einen der deutschlandweit gefragtesten Onlineshops für moderne Gartentechnik
Nordhausen. Was haben Tomaten und Speisefische miteinander zu tun? Mehr als mancher denkt, sagt Thilo Fischer. Viele Nutzpflanzenproduzenten, erklärt der Nordhäuser Jungunternehmer, setzen in ihren Gewächshäusern vermehrt auf aquaponische Systeme. Will heißen: Die Fische liefern den Pflanzen Nährstoffe und leben dabei in einem Wasser, das von den Pflanzen gereinigt wurde. Eine immer beliebtere Symbiose: „Unter gut 60 Prozent aller Tomaten aus dem Supermarkt sind schon Fischer geschwommen“, lacht Thilo Fischer.
Sein Wissen über Vorgänge wie diese will der 31-Jährige nun zum barem Geld machen, große Systeme aus der Wirtschaft für jedermann nutzbar machen. Seit Herbst vorigen Jahres betreibt der gelernte Tischler von der Rolandstadt aus seinen Onlineshop „Plantplanet“nebst eigenem Ladenlokal.
Cannabis-Zuchtsets für medizinische Nutzung
Rund 4000 Artikel gehören ins Portfolio: Gewächshäuser für innen und außen ebenso wie raffinierte Bewässerungssysteme oder Lüftungstechnik sowie verschieden biologische Dünger. Die Kultivierung von Pflanzen auf Erde, Coco, Steinwolle, auf Perlit in Verbindung mit Hydroponik, Aeroponik und Aquaponik – so nennen sich die komplexen Spezialgebiete des Nordhäusers, nach denen Pflanzen beispielsweise per Erde, Luftzufuhr oder durch Kokosfasern mit Nährstoffen angereichert werden.
Selbst Erntetechnik für Rosen, Tulpen und gar Hopfen werden aus der Lohmarktstraße in den gesamten deutschsprachigen Raum verschickt. „Und bald auch darüber hinaus. Wir wollen expandieren“, sagt Thilo Fischer zuversichtlich und schielt auf den europäischen Markt. Dass sein Onlineshop bereits einen der ersten Google-Treffer für Technik zum perfekten Gärtnerglück liefert, darf als gutes Zeichen interpretiert werden.
Zudem agiert er mit seinem Versandhandel auf einem Wirtschaftsfeld, das man eher in Holland als in Nordhausen vermuten würde. Betreibt der Jungunternehmer doch einen der wenigen Thüringer Onlinehandel für Equipment zur Zucht von medizinischem Cannabis. „Wobei die Technik zur Hanfzucht keine andere ist als bei normalen Pflanzen“, erklärt er.
Zur Motivation seiner Kunden lasse sich durch den Onlinehandel zudem nur wenig sagen. „Das ist nur ein mögliches Teilgebiet moderner Gartentechnik. Meine Motivation ist aber eine andere.“
Denn Thilo Fischers Antrieb sind nur zweitrangig Schmerzpatienten, die auf Linderung durch Hanf hoffen, geschweige denn auf einen Rausch. „Mir geht es eher um die Kinder und unsere Zukunft“, sagt Thilo Fischer. Strebe die Landwirtschaft doch heute nach immer höheren Erträgen, lauge die Böden aus. Zeitgleich, sagt er, steige die Schadstoffbelastung in der Luft. „Gewächshäuser und Anbauzelte sind womöglich irgendwann unsere einzige Chance“, blickt er in eine düstere Zukunft, für die er Kinder rüsten will.
Deutschland sei bei Themen wie dem „Urban gardening“hinterher. Innerhalb seines Geschäfts will er Schülern daher einen Raum schaffen, in dem sie mit verschiedenen gärtnerischen Techniken experimentieren können. „Wir sehen regelmäßig Dokus im Fernsehen, wie Tiere gezüchtet werden. Über Pflanzenanbau dagegen weiß kaum einer was. Aber die Kinder von heute sollen wieder mit Erde spielen“, sagt ein junger Mann, der schon als Knirps stets mit dem Großvater ein eigenes Gewächshaus betrieb.
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Mehr Informationen im Internet unter www.plantplanet.de