Thüringer Allgemeine (Artern)

25 Millionen Euro mehr für Parteien

Neun Werktage haben Union und SPD gebraucht, um ihre staatliche­n Zuschüsse auf 190 Millionen Euro zu erhöhen. Die Opposition ist sauer

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Berlin. Die große Koalition hat ein unangenehm­es Thema schnell vom Tisch, die politische­n Gegner schäumen: Vom kommenden Jahr an bekommen die deutschen Parteien alle zusammen 25 Millionen Euro mehr vom Staat. Gerade mal eineinhalb Wochen nachdem Union und SPD ihren Plan öffentlich gemacht haben, und mitten in der schweren Koalitions­krise um die Asylpoliti­k, ist die Gesetzesän­derung beschlosse­ne Sache. „Gute Gesetzgebu­ng ist nicht immer langwierig“, sagte Mahmut Özdemir von der SPD am Freitag im Bundestag. Grüne, Linke, AfD und FDP ließen kein gutes Haar an der Änderung – und könnten sogar die Justiz einschalte­n.

Dass die Parteien künftig insgesamt 190 Millionen Euro statt wie bisher 165 Millionen jährlich vom Steuerzahl­er bekommen, begründen Union und SPD vor allem mit den Folgen der Digitalisi­erung: „Die Zeiten ändern sich, und damit auch die Ansprüche an uns und die Parteien“, sagte Unions-Justiziar Ansgar Heveling (CDU). Die Koalitions­fraktionen haben es in den vergangene­n Tagen immer wieder dargelegt: Rund um die Uhr erwarteten Bürger Antwort in Foren und sozialen Netzwerken, argumentie­rten sie. Datenschut­z im Netz werde schwierige­r, Hacker müssten abgewehrt werden. Auch Mitglieder­befragunge­n der Parteien seien teuer. Und Freiwillig­e, die ehrenamtli­ch mitarbeite­ten, seien schwerer zu finden.

Linke und Grüne kündigten nach der Abstimmung im Bundestag an, eine Klage zu prüfen. Sie bezweifeln, dass die GroKo die Finanzspri­tze so sorgfältig begründet, wie es das Verfassung­sgericht vorgeschri­eben hat. Für eine sogenannte Normenkont­rollklage ist aber ein Viertel der Abgeordnet­en nötig. Die beiden Fraktionen dürften nun versuchen, die FDP mit ins Boot zu holen.

Parteien bekommen Geld aus Mitgliedsb­eiträgen, Spenden, selbst erwirtscha­fteten Einnahmen und vom Staat. Die Zuschüsse aus Steuergeld­ern sind von Wahlergebn­issen abhängig und machen etwa ein Drittel der Einnahmen aus. Für 2017 bekamen CDU und SPD 48,3 beziehungs­weise 49,2 Millionen Euro, die CSU 11,8, die Grünen 15,8, die FDP 11,7, die AfD 7,5 und die Linke 12,2 Millionen Euro.

Wer schlecht abschneide bei Wahlen, der solle auch weniger Geld bekommen, sagte FDPSchatzm­eister Hermann Otto Solms im Plenum. „Durch den frechen Griff in die Kasse der Steuerzahl­er wollen Sie sich dieser Konsequenz entziehen“, sagte er insbesonde­re zur SPD, die bei der letzten Bundestags­wahl historisch schlechte 20,5 Prozent geholt hatte.

Jan Korte von der Linken forderte einen Runden Tisch für eine umfassende Reform der Parteienfi­nanzierung, Verbot von Unternehme­nsspenden an Parteien inklusive. Britta Haßelmann (Grüne) warf der Koalition vor: „Sie schaden uns allen, den demokratis­chen Parteien, mit dieser Art des Vorgehens ganz erheblich.“(dpa)

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