Thüringer Allgemeine (Artern)

Sie hat Erfurts Musikleben gutgetan

Dirigentin Joana Mallwitz gibt ihr Abschiedsk­onzert

- Von Ursula Mielke

Erfurt. „Was allen Spaß macht“dirigierte die Erfurter Generalmus­ikdirektor­in Joana Mallwitz nach eigenen Einführung­sworten im elften sowie in ihrem letzten Sinfonieko­nzert. Ihr verbaler Abschiedsg­ruß an das Publikum fiel am Donnerstag­abend in Erfurt ziemlich nüchtern aus: „Schön, dass sie da sind, schön, dass sie oft da waren!“

Nun, in dieser Art erleben es wohl viele Menschen, die in unserer mehr und mehr ins Virtuelle abdriftend­en Zeit aus Altersoder anderen Gründen die berufliche Bühne wechseln. Mittlerwei­le können computerge­steuerte Wesen sogar Gefühle zeigen. Was Joana Mallwitz betrifft, dürften ihr die stehenden Ovationen am Schluss eines schönen Konzertabe­nds ein paar Tränen in die Augen getrieben haben. Der Dank des Publikums war aufrichtig und schloss Erinnerung­en an belebende Konzert- und Opernabend­e ein.

Joana Mallwitz tat dem Musikleben uneingesch­ränkt gut. Ihre akribische Arbeit, ihr Temperamen­t und nicht zuletzt ihre Expedition­skonzerte werden in sympathisc­her Erinnerung bleiben. Und dabei begann ihr Erfurter Finale mit einem Höllentanz, mit Sergej Rachmanino­ws „Sinfonisch­en Tänzen“, in denen der Komponist „Zitate aus eigenen Werken, alles an Technik und Können ausfährt“, was ihm am Ende seines Lebens im Spektrum zwischen Tschaikows­ky und Mahler gegeben war. Zudem stecken in diesem großbesetz­ten, persönlich geprägten Werk laut Mallwitz „abgefahren­e Harmonien“.

Genau so durfte dieses besondere Opus durch die gediegene Interpreta­tion von Philharmon­ischem Orchester und Dirigentin wahrgenomm­en werden. Hier wie in Igor Strawinsky­s „Petruschka-Suite“wurden die malerische­n Musikbilde­r sehr plastisch und besonders in den Solostimme­n klangschön gezeichnet.

Der finale Reigen mit einigen „Ungarische­n Tänzen“von Johannes Brahms war eine schwungvol­l-zügige Zugabe an das Wunschkonz­ert-Leben mit extremen Tempi, mit elegischen Schwelgere­ien, mit einem unaufhörli­chen Auf und Ab in Licht und Schatten.

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