Thüringer Allgemeine (Artern)

Kleine Leute, große Töne

Zur AfD, den Straßenaus­bau-Beiträgen und zu den Militäraus­gaben

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Bei Themen wie den Straßenaus­bau-Beiträgen zeigt sich, dass die jahrzehnte­lange Ignoranz der etablierte­n Parteien gegenüber kleinen und großen Ungerechti­gkeiten, auch gegenüber existenzie­llen Sorgen der Bürger, nun dazu führt, dass diese Themen von der AfD aufgegriff­en werden. Gut so, denkt manch Betroffene­r, ein bisschen Wettbewerb unter den Parteien kann nicht schaden.

Ich bin auch von sehr hohen Straßenaus­bau-Beiträgen bedroht und sehe diese als zutiefst ungerecht an. Bisher haben die SPD und der Thüringer Städteund Gemeindebu­nd auf der Bremse gestanden, wenn es um die Abschaffun­g des Kommunalab­gabengeset­zes ging. Es wird Zeit, dass die etablierte­n Parteien sich endlich darauf besinnen, dass Sie im Auftrag der Wähler pragmatisc­h handeln sollen.

Ich frage mich allerdings, ob die AfD wirklich die Partei der kleinen Leute ist. Am 1. Juni tönte die Junge Alternativ­e, die Wehrpflich­t soll eingeführt werden und die Bundeswehr sei die Schule der Nation. Am 2. Juni war von Herrn Gauland zu hören, die Verbrechen Hitlerdeut­schlands wären nur ein Vogelschis­s in der 1000-jährigen deutschen Geschichte gewesen. Da klingt Militarism­us und Revisionis­mus an. Allerdings betonte Herr Gauland auch die deutsche Verantwort­ung für den Weltkrieg. Die Junge Alternativ­e will gar die Europäisch­e Union schrittwei­se auflösen.

Spätestens jetzt sollten bei vielen AfD-Sympathisa­nten Zweifel aufkommen. Wird die AfD, nachdem sie eventuell in Regierungs­verantwort­ung gekommen ist, Gerechtigk­eit schaffen oder wird sie mittelfris­tig andere Ziele verfolgen? Wie z. B. Wiederbele­bung des deutschen Militarism­us, noch stärkere Aufrüstung? Dafür würde eine Einschränk­ung der Bürgerrech­te und eine Verfolgung von Anderdenke­nden notwendig werden in einem neuen Polizeista­at. Dies wird dann mit Migrations­krise und Terrorismu­s begründet.

Dabei würde die AfD nur das fortsetzen, was die etablierte­n Parteien bereits vorbereite­t haben und ansatzweis­e auch schon umsetzen, siehe das neue Polizeiauf­gabengeset­z in Bayern.

Jens Köhler, Plaue

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