Thüringer Allgemeine (Artern)

Auf dem Dickkopf wird scharf geschossen

130 Kanoniere kämpfen in verschiede­nen Wertungskl­assen bis zum Samstag um den Sieg bei 4. Europameis­terschaft der leichten Feldartill­erie

- Von Dirk Bernkopf

Sondershau­sen. Auf dem Standortüb­ungsplatz am Dickkopf ertönen klaren Befehle. Die Kanonen sind in einer Reihe aufgestell­t, sie werden geladen und ausgericht­et. Dann wird die Lunte angebracht. Erst wenn die Sicherheit­saufsicht das Kommando gibt, legen die Kanoniere Feuer an die Lunten. Die Frauen und Männer hinter den Geschützen stellen Kriegsvolk verschiede­ner Zeiten dar – viele standen sich in der Geschichte nie gegenüber. Bei der 4. Europameis­terschaft der leichten Feldartill­erie wird das Brauchtum der alten Schützenme­ister gepflegt. Ausrichter Volker Grabow, Präsident vom Verband Deutscher Schwarzpul­ver Kanoniere (VDSK), freut sich über 130 Starter aus Deutschlan­d, Schweiz, Großbritan­nien und Belgien. „Unser Verband wächst immer weiter, wir haben bereits 450 Mitglieder an 52 Standorten in Deutschlan­d und im Ausland“, so Grabow. Der Verein gründete sich 2006 auf der Burg Allstedt in Sachsen-Anhalt und ist nach eigenen Angaben heute der größte Verband seiner Art in Europa.

Die Belgier gehören nicht zum Verband, erfuhren aber von der EM und nehmen erstmals daran teil. Sie kamen in opulenten französisc­hen Uniformen aus der Zeit der napoleonis­chen Kriege.

„Die Belgier machen in ihrer Freizeit viele Schlachten­darstellun­gen. Dass bei uns scharf geschossen wird, das ist für sie Neuland“, erklärt Grabow. Die Belgier gewöhnten sich an die deutsche Disziplin und lassen sich die Kommandos von einer Dolmetsche­rin übersetzen.

Auch Frauen sind immer öfters an den Kanonen zu sehen. Wie beispielsw­eise Doreen Thiemicke, die seit sechs Jahren das Hobby mit ihrem Vater Peter teilt. „Nur gegen die schöne Walliserin habe ich wohl keine Chance“, sagt Thiemicke und schaut zu ihrer Schweizer Konkurrent­in Margrit Heyner.

Geschossen wird am Dickkopf mit Vorderlade­rkanonen des Kalibers 51 bis 90 mm auf eine Distanz von 100 beziehungs­weise 200 Metern auf Zielscheib­en. Als Munition werden gerne Ausschuss-Kugeln aus den Kugellager­n von Windrädern verwendet.

Am Donnerstag begann die EM mit einem Sponsorens­chießen. Als Schirmherr versuchte sich auch Sachsen-Anhalts Innenminis­ter Holger Stahlknech­t (CDU) und belegte den ersten Platz. Gestern Vormittag gingen die Wettkämpfe weiter, aber erst am heutigen Samstag wird die Europameis­terschaft um 11 Uhr offiziell eröffnet. Natürlich sind auch Zuschauer bei freiem Eintritt gern gesehen. Das DRK hält Ohrenschut­zstöpsel bereit und so kann sich jedermann entspannt die Wettkämpfe anschauen oder durch das Feldlager schlendern. Eine gute Versorgung der Gäste ist ebenfalls garantiert.

Wann: Samstag, von  bis . Uhr und . bis  Uhr Wo: Standortüb­ungsplatz der Bundeswehr auf dem Dickkopf, am Ortsausgan­g Sondershau­sen in Richtung Bad Frankenhau­sen (Kreuzung Steingrabe­n) links abbiegen

 ??  ?? Bahnen schrubben für das Bad – alle strengten sich an. Mit beeindruck­enden  Bahnen war Mia Ernst aus der c der TGS Oldisleben gestern einsame Spitze.
Bahnen schrubben für das Bad – alle strengten sich an. Mit beeindruck­enden  Bahnen war Mia Ernst aus der c der TGS Oldisleben gestern einsame Spitze.
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Vom Beckenrand wurde fleißig mitgezählt, angefeuert und zum Durchhalte­n ermuntert. Wer nicht schwimmen wollte, konnte aber auch Runden laufen.
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Eine Kanone ausrichten, das ist Millimeter­arbeit. Manfred Schulz aus Leipzig hat in seiner Freizeit diese englische Kanone nachgebaut. Foto: D. Bernkopf

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