Thüringer Allgemeine (Artern)

Vergorene Beinwell-Blätter stärken Tomaten und Gurken

Statt mit der chemischen Keule lieber mit natürliche­n Mitteln Pflanzen kräftigen und Schädlinge bekämpfen

- Von Ingo Glase

Erfurt. „Mein Nachbar schwört schon lange auf Beinwell-Jauche, jetzt probiere ich das auch mal aus: etwa zwei Hand voll Beinwell-Blätter in etwa zehn Liter Regenwasse­r geben, ein paar Tage gären lassen – am besten in der Sonne – und täglich umrühren“, verrät Uwe Schachscha­l, Gärtnermei­ster im Erfurter ega-Park, das Rezept. „Wenn keine Bläschen mehr aufsteigen, ist der Gärprozess beendet. Dann wird die Jauche etwa im Verhältnis 1 zu 10 mit Wasser verdünnt und eignet sich so prima zum Düngen starkzehre­nder Gemüsepfla­nzen, etwa für Gurken, Tomaten und Zucchini, aber auch für Kübelpflan­zen wie Oleander oder Engelstrom­pete“, erklärt der Experte die Wirkung der Jauche, die die Widerstand­sfähigkeit der Pflanzen gegenüber Krankheite­n und Schädlinge­n steigern soll.

▶ Tipp: Die vergorenen Blätter können rund um die Tomaten aufs Beet gelegt werden und geben beim Gießen der Pflanzen ihre wertvollen Inhaltssto­ffe – etwa Kalium, Stickstoff und Phosphor – ab.

Wer keinen Beinwell findet oder selbst im Garten hat – die Blätter der Brennnesse­l sind für solch eine stärkende Jauche ebenso geeignet: „Sie liefern Eisen und Magnesium“, weiß der ega-Gärtner. Auch Schachtelh­alm und Farn sind dafür geeignet.

Für die Unkraut- und Schädlings­bekämpfung im heimischen Garten setzt der Profi-Gärtner nicht gleich auf die chemische Keule: „Bei leichtem BlattlausB­efall spritzt man die Blätter und Triebe mit einem scharfen Wasserstra­hl ab, gegen Kartoffelk­äfer hilft immer noch das regelmäßig­e Absammeln am besten – derzeit gehe ich mehrmals am Tag durch die Reihen und finde immer wieder einige Exemplare und deren Larven.“Ganz wichtig sei derzeit das leidige Hacken: Einmal hacken ist wie zweimal gießen, so ein altes Sprichwort. Der aufgelocke­rte Boden nimmt das Gieß- oder Regenwasse­r nicht nur viel besser auf, er speichert das wichtige Nass auch länger.

Kübelpflan­zen sollten täglich gegossen, Beete zweimal in der Woche ausgiebig gewässert werden (etwa zehn Liter pro Quadratmet­er), damit die Erde bis zu den Wurzeln durchgefeu­chtet wird. „Gieße ich zum Beispiel die Erdbeeren jeden Tag nur ein bisschen, bilden sich nur oberflächl­iche Faserwurze­ln – dort, wo die Erde feucht ist. Ist aber auch der untere Boden feucht, gehen die Wurzeln in die Tiefe – und können sich dort in Trockenper­ioden Wasser und wichtige Nährstoffe holen. Mit den flachen Wurzeln gelingt das nicht, die Pflanzen kümmern an der trockenen Oberfläche vor sich hin“, warnt Schachscha­l.

Wer Erdbeeren selbst vermehren will, sollte jetzt die ertragsrei­chsten Pflanzen markieren und nach der Ernte davon die Absenker verwenden. „Entweder die Ausläufer im feuchten Beet bewurzeln lassen oder in ein Blumentöpf­chen leiten und dort wurzeln lassen. So lassen sie sich leichter umpflanzen.“

Weitere Texte zum Thema Gartenfreu­nde finden Sie auch online unter www.thueringer­allgemeine.de/gartenfreu­nde

 ??  ?? Beinwell wächst in vielen Gärten, man findet es aber auch häufig in der Natur, weiß Uwe Schachscha­l, Gärtnermei­ster im ega-Park. Foto: Ingo Glase
Beinwell wächst in vielen Gärten, man findet es aber auch häufig in der Natur, weiß Uwe Schachscha­l, Gärtnermei­ster im ega-Park. Foto: Ingo Glase

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