Naturschutz gibt Schafhaltern neue Perspektiven
Obwohl Landwirte in der Region um Verlust an Fördermitteln bangen, baut junge Familie im Landkreis ihre Zukunft auf Schäferei im Geopark
Kyffhäuserkreis. Bessere Aussichten für Schafhalter in der Region könnte das geplante Biosphärenreservat Südharz/Kyffhäuser mit sich bringen. In dessen Konzept zur Pflege der Kulturlandschaft spielt es eine wichtigen Rolle, dass Flächen mit Schaf- oder Ziegenherden beweidet werden. Das bestätigte Thüringens Landwirtschaftsministerin Birgit Keller (Linke) kürzlich während ihres Besuchs bei der Landwirtschaftskonferenz im Kyffhäuserkreis.
Einige Schafhalter befürchten allerdings, dass der Wegfall von Förderprogrammen der europäischen Union für die Kulturlandschaftspflege die Landwirte dazu zwingt, auch die letzten Schafherden in der Region abzuschaffen. Schon jetzt bringe jedes Mutterschaf einen Verlust von rund 100 Euro pro Jahr, wenn man die Haltung unter rein wirtschaftlichen Aspekten betrachte, rechnete Arnd Fleischhauer, der Geschäftsführer vom Landwirtschaftlichen Unternehmen Sondershausen der Ministerin vor, als diese den Betrieb in Berka besuchte. Falle die Förderung für die Landschaftspflege weg, könne das höhere Defizit kaum noch getragen werden.
Diese Sorge konnte die Ministerin den Bauern nicht ganz nehmen, versprach aber, sich dafür einzusetzen, dass die in Aussicht gestellte Prämie vom Freistaat für Schaf- und Ziegenhalter wirklich kommt. Sie zeigte sich außerdem überzeugt, dass es auf europäischer Ebene weiter Förderprogramme für die Landschaftspflege mit den Weidetieren geben werde.
Dass der Naturschutz den Schafhaltern in der Region neue Perspektiven bieten kann, zeigte Landrätin Antje Hochwind (SPD) mit dem Beispiel einer jungen Familie, die auf dem Gebiet des Kyffhäuserkreises eine Herde übernommen habe, nachdem sich der alte Schäfer in den Ruhestand zurückgezogen hatte. Überzeugt habe die Jungschäfer die Aussicht, mit ihren Tieren im Auftrag vom Geopark Kyffhäuser Flächen zu pflegen.
Auch wegen der Schwierigkeit, mit Schafzucht Geld zu verdienen, fehlt auch im Kyffhäuserkreis Nachwuchs an Schäfern. Auch Fleischhauers Versuche, einen Nachfolger für den beim Landwirtschaftlichen Unternehmen in Berka beschäftigten Schäfermeister zu finden, blieben bislang erfolglos. „Wir hatten einen sehr gut ausgebildeten Kandidaten aus dem Norden Deutschlands. Dessen Gehaltsvorstellungen aber sprengten den Rahmen, den wir uns gesetzt hatten, weil die Schafhaltung ja sowieso schon ein Zuschussgeschäft ist“, erzählt der Geschäftsführer. Von solchen Denkmustern müssten sich die Schafhalter entfernen, riet Ministerin Keller. Fachkräfte auf dem Gebiet würden gebraucht, wenn der Wert der Weidewirtschaft in Zukunft wieder steige.