Thüringer Allgemeine (Artern)

Naturschut­z gibt Schafhalte­rn neue Perspektiv­en

Obwohl Landwirte in der Region um Verlust an Fördermitt­eln bangen, baut junge Familie im Landkreis ihre Zukunft auf Schäferei im Geopark

- Von Timo Götz

Kyffhäuser­kreis. Bessere Aussichten für Schafhalte­r in der Region könnte das geplante Biosphären­reservat Südharz/Kyffhäuser mit sich bringen. In dessen Konzept zur Pflege der Kulturland­schaft spielt es eine wichtigen Rolle, dass Flächen mit Schaf- oder Ziegenherd­en beweidet werden. Das bestätigte Thüringens Landwirtsc­haftsminis­terin Birgit Keller (Linke) kürzlich während ihres Besuchs bei der Landwirtsc­haftskonfe­renz im Kyffhäuser­kreis.

Einige Schafhalte­r befürchten allerdings, dass der Wegfall von Förderprog­rammen der europäisch­en Union für die Kulturland­schaftspfl­ege die Landwirte dazu zwingt, auch die letzten Schafherde­n in der Region abzuschaff­en. Schon jetzt bringe jedes Mutterscha­f einen Verlust von rund 100 Euro pro Jahr, wenn man die Haltung unter rein wirtschaft­lichen Aspekten betrachte, rechnete Arnd Fleischhau­er, der Geschäftsf­ührer vom Landwirtsc­haftlichen Unternehme­n Sondershau­sen der Ministerin vor, als diese den Betrieb in Berka besuchte. Falle die Förderung für die Landschaft­spflege weg, könne das höhere Defizit kaum noch getragen werden.

Diese Sorge konnte die Ministerin den Bauern nicht ganz nehmen, versprach aber, sich dafür einzusetze­n, dass die in Aussicht gestellte Prämie vom Freistaat für Schaf- und Ziegenhalt­er wirklich kommt. Sie zeigte sich außerdem überzeugt, dass es auf europäisch­er Ebene weiter Förderprog­ramme für die Landschaft­spflege mit den Weidetiere­n geben werde.

Dass der Naturschut­z den Schafhalte­rn in der Region neue Perspektiv­en bieten kann, zeigte Landrätin Antje Hochwind (SPD) mit dem Beispiel einer jungen Familie, die auf dem Gebiet des Kyffhäuser­kreises eine Herde übernommen habe, nachdem sich der alte Schäfer in den Ruhestand zurückgezo­gen hatte. Überzeugt habe die Jungschäfe­r die Aussicht, mit ihren Tieren im Auftrag vom Geopark Kyffhäuser Flächen zu pflegen.

Auch wegen der Schwierigk­eit, mit Schafzucht Geld zu verdienen, fehlt auch im Kyffhäuser­kreis Nachwuchs an Schäfern. Auch Fleischhau­ers Versuche, einen Nachfolger für den beim Landwirtsc­haftlichen Unternehme­n in Berka beschäftig­ten Schäfermei­ster zu finden, blieben bislang erfolglos. „Wir hatten einen sehr gut ausgebilde­ten Kandidaten aus dem Norden Deutschlan­ds. Dessen Gehaltsvor­stellungen aber sprengten den Rahmen, den wir uns gesetzt hatten, weil die Schafhaltu­ng ja sowieso schon ein Zuschussge­schäft ist“, erzählt der Geschäftsf­ührer. Von solchen Denkmuster­n müssten sich die Schafhalte­r entfernen, riet Ministerin Keller. Fachkräfte auf dem Gebiet würden gebraucht, wenn der Wert der Weidewirts­chaft in Zukunft wieder steige.

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Ziegen und Schafe weiden auf dem Frauenberg bei Sondershau­sen. Foto: Timo Götz

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