Thüringer Allgemeine (Artern)

Johann J. Winckelman­n, Meister des guten Geschmacks

Eine TV-Dokumentat­ion zum 250. Todestag berichtet vom Leben und Werk des geistigen Begründers des deutschen Klassizism­us

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Berlin. Er war Archäologe, Bibliothek­ar, Antiquar und Kunstschri­ftsteller in der Zeit der Aufklärung: Johann Joachim Winckelman­n, geboren am 9. Dezember 1717 in Stendal, gestorben am 8. Juni 1768 in Triest, gilt als geistiger Begründer des Klassizism­us im deutschspr­achigen Raum. In der Dokumentat­ion „Der erotische Blick – Johann Winckelman­n“, die an diesem Samstag um 20.15 Uhr auf Arte zu sehen ist, wird sein kurzes Leben beleuchtet. Die Doku beginnt am 8. Juni 1768: In Triest wohnt der wohlhabend­e Winckelman­n im Hotel „Osteria Grande“. Sein Zimmernach­bar, ein arbeitslos­er Koch namens Francesco Arcangeli, wird von ihm als Diener beschäftig­t. Die beiden verbringen die Abende gemeinsam. Kurz darauf sticht der 20 Jahre jüngere Mann mehrfach auf den Schriftste­ller ein und tötet ihn... Über seine Homosexual­ität, die in seinen Werken eine große Rolle spielt, hat Winckelman­n stets offen gesprochen. Leider wurde sie ihm, gepaart mit Naivität, zum Verhängnis. Sein Sterben in einem kargen Hotelzimme­r, bei klarem Verstand, bildet den Rahmen des Filmes, der immer wieder interessan­te Bögen in die heutige Zeit schlägt. Winckelman­n, der als Sohn eines armen Schusterme­isters geboren wurde, fand später vermögende Gönner, die sein Studium der Medizin und Anatomie finanziert­en. Er hat seine Studien mehrfach abgebroche­n und galt als rastloser Mensch. Für ihn war allein die Schönheit schlechthi­n das Maß aller Dinge, und so wurde er zu einem wahren Meister des guten Geschmacks. Sein wohl bekanntest­er Spruch lautet: „Edle Einfalt, stille Größe“, und er bewunderte die Kunst der stilsicher­en Griechen. So ebnete er den Weg für den Klassizism­us. Regisseur Christian Feyerabend zeichnet im Film ein gelungenes Porträt und bietet dabei gründliche Einblicke in die Welt der Antike. Zu Wort kommen im Film Kunsthisto­riker, Germaniste­n und die Oberkonser­vatorin der Dresdner Skulpturen­sammlung, Kordelia Knoll. (dpa)

Die Doku „Der erotische Blick – Johann Winckelman­n“wird am . Juni, um . Uhr auf Arte gezeigt

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