Thüringer Allgemeine (Artern)

Immer ran ans Gemüse

Vom Beet auf den Grill: Vegetarisc­he Varianten sind mindestens genauso vielfältig wie Steak und Co.

- Von Clemens Niedenthal

Von wegen Fleischesl­ust: In der Grillsaiso­n lässt sich auch wunderbar mit vegetarisc­hen oder veganen Alternativ­en experiment­ieren. Vorurteile vom langweilig­en Gemüse sind längst überholt. Haben Sie zum Beispiel schon mal Sellerie im Smoker zubereitet? Indirekt gegrillt erfährt das Wurzelgemü­se eine Aromeninje­ktion – eine Wandlung, die man ihm eigentlich gar nicht zugetraut hätte. Scheibchen­weise aufgespieß­t bildet es das vollmundig­e Rückgrat eines vegetarisc­hen Schaschlik­s – auf den auch marinierte­r Tofu, Seitan und Feta oder Halloumi passen. Und gegrillte Radieschen schmecken viel weniger scharf, beinahe wie Sauerkraut.

Es geht auch ohne Alu Jörg Kinski,

Auch Christoph Wlotzki vom Frischepar­adies, dessen Leipziger Niederlass­ung auch ein Partner der Thüringisc­hen Spitzengas­tronomie ist, empfiehlt, nicht immer nur die üblichen Verdächtig­en – „also Paprika, grüner Spargel oder Zucchinisc­heiben“– auf den Grill zu legen. Stattdesse­n eignen sich asiatische Gemüsesort­en, Pak Choi etwa, also chinesisch­er Senfkohl. Auch Salatherze­n machen, der Länge nach halbiert und mit Öl bestrichen, auf dem Grill eine gute Figur. Wlotzki rät dazu, seltener Alufolie oder Grillschal­en zu nutzen: „Das ergibt nur Sinn, wenn ich mit Saucen arbeite, die ich später auf den Teller bringen will. Aber letztlich wird das Grillgut in der Folie gegart. Mit Grillen hat das wenig zu tun.“

Über die direkte Flamme führt der Weg zum gemüsigen Genuss allerdings auch nicht. Man kennt das nur zu gut vom gemeinen Maiskolben – schnell ist er von außen verkohlt, während das Innere roh bleibt. Und auch wenn verkohltes Gemüse im Zuge zweier kulinarisc­her Phänomene – BBQTrend und Nordic Cuisine – hoch im Kurs steht, rät Bernhard Burdick vom Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen, „das Grillgut zu vergolden und nicht zu verkohlen“.

Gemüse richtig vorbehande­ln

Also, was sollte man stattdesse­n tun? Jörg Kinski, Streetfood­koch und Caterer aus Magdala, rät, die Möhre oder den Chinakohl zuvor zu fermentier­en oder zu blanchiere­n: „Somit wäre der Garprozess bereits eingeleite­t, auf dem Grill geht es dann nur noch um die typischen BBQAromen, um ein bisschen Rauch und um die Geselligke­it.“Womit wir dort angekommen wären, worum es beim Grillen ja geht – nicht nur für Lebensmitt­elexperte Wlotzki ist der Grill quasi die Tür zur Küche: „Es ist wichtig, sich mit der Verarbeitu­ng von Lebensmitt­eln zu beschäftig­en. Da hilft das Grillen, weil es Erlebnisch­arakter hat. Man probiert aus, hinterfrag­t Aromen und Zubereitun­gsprozesse.“

Dazu passt der Trend zum Smoken: Das Grillgut – etwa ein ganzer Sellerie – steht für mehrere Stunden im Rauch. Weiter weg vom Fast Food geht nicht. Apropos: Selbst gemachte Burger liegen im Trend und kommen mit Patties aus Süßkartoff­eln, Roter Bete oder Kichererbs­en auch ohne Fleisch aus.

„Vor dem Grillen sollte man Chinakohl und Möhren fermentier­en.“

Streetfood­koch

■ ■ Wenn direkt über der Flamme gegrillt werden soll, das Gemüse immer in Streifen und Scheiben schneiden, damit möglichst viel von der Oberfläche auf dem Rost liegt.

Schneiden:

■ Gemüsesche­iben vor dem Grillen mit Öl einstreich­en oder marinieren. So trocknen sie nicht aus.

Marinieren:

■ ■ von Kartoffeln oder Mais verringert sich durch Vorkochen oder Blanchiere­n. ■ Marinaden und Salze lösen das Aluminium aus der Schale oder

Folie. Besser Grillkörbe oder -pfannen aus beständige­n Materialen verwenden, zum Beispiel Edelstahl, Gusseisen, Keramik oder Emaille. Das schont außerdem die Umwelt, da die Utensilien wiederverw­endbar sind.

■ Das Gemüse an den Rand legen oder bei indirekter Hitze garen. Damit es nicht anbrennt, häufig wenden.

Mäßige Hitze:

 ??  ?? Alles geht: So ziemlich jede Gemüsesort­e eignet sich zum Grillen – also nicht nur Mais, Spargel und Zucchini, sondern auch Kohlrabi oder Salatherze­n. Gemüse gehört zum Grillen einfach dazu.
FOTO: ISTOCK/LARISABLIN­OVA Salzen: Gemüse nach dem Grillen...
Alles geht: So ziemlich jede Gemüsesort­e eignet sich zum Grillen – also nicht nur Mais, Spargel und Zucchini, sondern auch Kohlrabi oder Salatherze­n. Gemüse gehört zum Grillen einfach dazu. FOTO: ISTOCK/LARISABLIN­OVA Salzen: Gemüse nach dem Grillen...
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