Morgenstund hat Wurst im Mund
Zwei Dinge sind überlebenswichtig für den Hotelgast – und das Überleben des Hotels: die Matratze und das Frühstück. Ein gutes Frühstück kann die durchgelegenste Schlafunterlage wettmachen. Aber ein schlechtes Frühstück lässt einen beim nächsten Mal eine andere Behausung wählen. Deshalb gibt es Standards. So sollten, ob in Moskau, Rio oder Nordhausen, zum Beispiel immer fünf Wurstsorten auf dem Buffet zu finden sein. Bei uns, im Land des goldenen Fleischerhandwerks, keine Schwierigkeit, aber fein räucherduftende Leberwurst auf knusprigem Roggenbrot in Rio?! Umgekehrt ergibt wiederum auch die brasilianische Erdbeere im Nordhäuser Obstkorb keinen Sinn. Standard sollte regionale Qualität und Kreativität sein. Lascher Zuchtlachs schmeckt überall gleich (nämlich gar nicht), die selbst gebeizte Forelle vergisst selbst der Vielhotelfrühstücker nie wieder. Genauso wie das frisch geschrotete Müsli.
Wichtigstes Thema aber ist natürlich der Kaffee. Die liebe Kellnerin könnte mit noch so viel Elan das heißbraune Wasser aus dem Riesenbrühgruppenapparat einschenken, es bliebe dennoch untrinkbar. Und weil der Koffeinneid bei vielen Gästen einfach zu groß ist und jeder zuerst seinen Pott will (samt Sonderwunsch und den verschiedensten Milchfettstufen), stellt man sich auch in den berühmten Luxusbuden mittlerweile brav an einen Vollautomaten. Geht schneller, schmeckt besser.
Schlimm wird’s indes, wenn man den Deckel des Rühreiwarmhaltebehälters lupft und drunter einen festen gelben Block findet. Wenn gerührt, dann bitte frisch und nicht aus dem Karton. Selbst wenn es so vielleicht etwas länger dauert am sogenannten Eierposten. Und wenn ich’s morgens wirklich eilig habe, tut’s auch ein (frisches) Croissant mit (goldgelber) Butter, oder?