Thüringer Allgemeine (Artern)

Unsere Körperspra­che gehört zu uns

Unter Druck können wir Mimik und Gestik weniger kontrollie­ren. Experte Ulrich Sollmann erklärt, warum das ganz normal ist und warum wir unsere Angewohnhe­iten kennen und mögen lernen sollten

- Von Friederike Deichsler

Verkrampft­e Hände, Zupfen an der Kleidung – solche nervösen Angewohnhe­iten würden wir wohl alle gern abstellen. Entspreche­nde Trainings erfreuen sich großer Beliebthei­t. Dabei können wir unsere Körperspra­che nur bedingt kontrollie­ren, weiß Ulrich Sollmann. Er betreibt in Bochum eine Praxis für Körperpsyc­hotherapie, berät Politiker und Führungskr­äfte und hat bereits mehrere Bücher veröffentl­icht.

Unter Stress ist der Körper ehrlich

Zwar gebe es situative Körperspra­che, mit der ein bestimmter Zweck verfolgt wird – etwa Kompetenz in einem Bewerbungs­gespräch ausstrahle­n oder Druck auf einen Gegner aufbauen. Einige nonverbale Verhaltens­muster, die im Laufe des Lebens erworben wurden, lassen sich jedoch kaum steuern. „Sie sind die Hintergrun­dmusik der nonverbale­n Kommunikat­ion“, sagt Sollmann. „Und sie werden deutlicher wahrgenomm­en, wenn jemand unter Stress steht.“Ganz abstellen können wir sie nicht – aber damit umgehen lernen. Sollmann erklärt: „Sie können sich auf Stress vorbereite­n, sodass diese Muster nicht so gravierend zum Ausdruck kommen.“So helfe es, ein Bewerbungs­gespräch vorher durchzuspi­elen. Von der Illusion, Stress ganz vermeiden zu können, sollte man sich jedoch verabschie­den, meint der Körperspra­cheExperte. Vielmehr gehe es darum, trotzdem sicher zu bleiben. Auf keinen Fall sollte man sich unter Druck setzen. „Je mehr man versucht, sich auf eine bestimmte Art zu verhalten, desto eher wird man auf die Nase fallen“, so Sollmann. Einstudier­te Posen und Gesten wirken angestreng­t, überdecken die persönlich­e Note. Allgemeing­ültige Tipps für „richtige“Körperspra­che gibt es laut Sollmann ohnehin nicht. „Bei Körperspra­che geht es um Ausdruck, aber immer auch um den Eindruck des Gegenübers. Dazwischen liegt die Wahrheit.“Ein Vergleich zwischen Selbstbild und dem Eindruck von Freunden kann da helfen, sich einzuschät­zen.

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Typische Gesten sind Teil der Persönlich­keit – und prägen, wie wir von anderen wahrgenomm­en werden. FOTO: ISTOCK/DMEPHOTOGR­APHY Nicht zu viel denken

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