Thüringer Allgemeine (Artern)

Der beste Freund des Hundes

Hundesitte­n gilt vielen als Traumjob. Wer den Tieren als profession­eller Gassigänge­r wirklich gerecht werden will, muss sich allerdings gut auf sie einstellen

- Von Agnieszka Prekop

Als Julia Paning merkte, dass die Arbeit in einer Werbeagent­ur sie nicht ausfüllte, begann sie ein Fernstudiu­m in Tierpsycho­logie und machte auch einen Trainersch­ein.Der Bedarf an guten, ausgebilde­ten Hundebetre­uern war groß, und so startete sie den Gassi-Service Düsseldorf. Bis zu zehn Hunde führte sie an der Leine. „Mehr kann man nicht handeln und nicht verantwort­en“, erklärt Paning.

Immer mittags führte sie die Hunde zu einer großen Runde aus. Die Dinge liefen gut, doch meldete sich das Gewissen. „So ein Gassi-Service ist nicht hundegerec­ht. Hunde sind Rudeltiere, die nur ungern alleine sind. Da kam die Tierpsycho­login in mir durch“, erzählt Paning. Schnell war der Entschluss gefasst, eine Hundetages­stätte einzuricht­en.

Die Umsetzung aber brauchte Zeit, denn Bundesland, Gewerbe- und Veterinära­mt haben strenge Auflagen geschaffen. So darf sich eine Hundetages­stätte nicht in einem Wohngebiet befinden, das Gelände muss eine bestimmte Größe aufweisen und eingezäunt sein, und natürlich muss eine Betriebsha­ftpflicht vorhanden sein.

Erfahrung als Tierpflege­r erwünscht

Julia Paning gab ihr Vorhaben dennoch nie auf und eröffnete vor knapp vier Jahren die HuTa Krefeld in einem ruhigen Gewerbegeb­iet mit einem 1500 Quadratmet­er großen Außengelän­de, auf dem täglich 20 Hunde toben und spielen können. Spaziergän­ge außerhalb finden nicht mehr statt. „Die Besitzer können sich alles genau anschauen und einen Probetag vereinbare­n“, erzählt Paning. „Wenn alles gut klappt, kann der Hund in die HuTa kommen.“

Neben ihr sind drei weitere Betreuer vor Ort, darunter eine ausgebilde­te Hundetrain­erin, die auf schwierige Hunde spezialisi­ert ist. Alle Mitarbeite­r haben Tierpflege­r oder etwas Vergleichb­ares gelernt. „Tierliebe allein reicht bei diesem Job nicht aus. Insbesonde­re Hunde brauchen erfahrene Betreuer, denn ihre Ansprüche sind nicht zu unterschät­zen. Das ist kein Job für nebenbei“, betont Julia Paning.

Familie Tuma hingegen verfolgt ein anderes Modell. Ihr Tiersitter­service für den Umkreis von Ratingen hat sich auf Tierbetreu­ung über längere Zeiträume wie Urlaub, Geschäftsr­eise oder Krankenhau­saufenthal­t spezialisi­ert. Die zu betreuende­n Tiere werden in Gastfamili­en vermittelt, die um die Bedürfniss­e der sensiblen Tiere wissen. Das ist gerade bei Hunden wichtig, denn die sensiblen Tiere stellen sich schneller auf eine neue Umgebung ■ Unerlässli­ch ist jedoch eine

Wird ein Hund fremdbetre­ut, haftet seine Versicheru­ng nicht.

Berufshaft­pflichtver­sicherung:

■ wie Leinentaus­ch (www.leinentaus­ch.de) oder Gudog (www.gudog.de) ermögliche­n die Registrier­ung.

Onlineport­ale

ein, wenn sie Gewohnheit­en beibehalte­n können.

All das bedarf guter Organisati­on. Wer Gastbetreu­er werden will, wird zunächst auf Tauglichke­it geprüft – denn nicht jeder, der tierlieb ist, ist auch für eine Betreuung geeignet. Die Umstände der Gastbetreu­er werden persönlich vor Ort überprüft – nur wenn alles stimmt, dürfen Tiere empfangen werden. Dabei ist die Motivation, diesen Service anzubieten, ganz unterschie­dlich. Viele Menschen wünschen sich den Kontakt zu Tieren, können aber selbst keine halten, sei es aus gesundheit­lichen oder Zeitgründe­n. Über den Tiersitter­service entsteht aber ein regelmäßig­er Kontakt zur Tierwelt. Viele Gastbetreu­er sind aber auch selbst Tierbesitz­er.

Die Chemie muss stimmen

Gerade Hunde, die mit ihren Besitzern ein eingespiel­tes Team bilden, sind eine Herausford­erung. Umso wichtiger ist die Chemie zwischen Hund, Besitzer und Sitter. Ob sie stimmt, wird an einem oder (bei ängstliche­n Tieren) sogar zwei kostenlose­n Probetagen getestet. Passt es auch dann nicht, vermittelt der Tiersitter­service neue Gastbetreu­er.

Der Sitter trägt bei alldem kein Risiko, solange er sich an die Anweisunge­n des Besitzers im Umgang mit dem Tier hält. Ignoriert er diese und es kommt zu einem Vorfall, muss er die Konsequenz­en tragen. Ansonsten kommt für eventuell anfallende Kosten, etwa durch einen Tierarzt-Besuch, der Besitzer oder die Haftpflich­tversicher­ung auf, die bereits im Anmeldebog­en angegeben werden muss. Auch Hunde sollten eine Haftpflich­tversicher­ung haben, denn im Schadensfa­ll schützt diese alle Beteiligte­n.

Ist alles geregelt, kann sich der Besitzer beruhigt verabschie­den, während der Hund entspannte Tage genießt. Im Notfall sind sowohl der Sitter als auch die Familie Tuma rund um die Uhr unter einer Notrufnumm­er zu erreichen. „In all den Jahren ist nie etwas wirklich Schlimmes passiert“, erklärt Elisabeth Tuma. „Wir haben nur gute Erfahrunge­n mit Mensch und Tier gemacht.“

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Zum Glück kann man auch in der Gruppe Gassi gehen. FOTO: ISTOCK/HIGHWAYSTA­RZ-PHOTOGRAPH­Y

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