Thüringer Allgemeine (Artern)

Neuwagen

Schlechte Zeiten für Autokäufer: Viele Neuwagenmo­delle sind aktuell nicht zu haben. Schuld sind die geänderten Testmethod­en bei Verbrauch und Abgasen. Der Prüfstau kann noch dauern

- Von Holger Holzer

Wer aktuell einen Neuwagen kauft, muss möglicherw­eise länger auf die Auslieferu­ng warten. Weil die Autoindust­rie mit der Umstellung auf das neue Verbrauchs­testverfah­ren WLTP und der Einführung des Partikelfi­lters für Benziner zu kämpfen hat, stockt bei diversen Modellen der Nachschub. Das hat auch mit den anhaltende­n Auswirkung­en des Diesel-Skandals zu tun.

Was ist das Problem?

Vor allem zwei miteinande­r verzahnte Neuregelun­gen bei der Verbrauchs- und Abgasmessu­ng können für Verzögerun­gen sorgen. Zum einen muss der Spritverbr­auch bei allen Neuwagen ab September nach dem neuen Prüfverfah­ren der WLTP-Norm ermittelt und ausgewiese­n werden. Offenbar sind jedoch die Prüfstandk­apazitäten so knapp, dass die Hersteller mit den Testläufen nicht pünktlich fertig werden. Der Verband VDA erwartet, dass derzeit mehr als 500 Genehmigun­gsverfahre­n abgearbeit­et werden müssen. Modelle, die noch nicht nach dem neuen Verfahren getestet sind, dürfen zunächst nicht mehr verkauft werden.

Hinzu kommt, dass ab September neue Grenzwerte für den Rußausstoß von Benzinern gelten. Autos mit Direkteins­pritzung können diese in der Regel nur noch mit Partikelfi­lter erfüllen. Die Produktion­sumstellun­g führt ebenfalls zu Verzögerun­gen – oder dazu, dass Modelle komplett aus der Produktion genommen werden. Verschärft wird das Problem durch die anno 2019 für Neuwagen anstehende Einführung der RDE-Abgastests im Straßenver­kehr, die in den Entwicklun­gsabteilun­gen für weiteren Stress sorgt.

Wer ist betroffen?

ner. Zu den Ausnahmen zählen vor allem Saugmotore­n in Kleinwagen und Toyotas Hybrid-Modelle. Generell gilt aber: Lang anhaltende Lieferengp­ässe sind umso weniger wahrschein­licher, je gängiger das Modell ist. Schon aus Eigeninter­esse ziehen die Hersteller ihre Bestseller in der Prüfstands­planung vor, während Sportmodel­le oder Benziner in großen Limousinen warten müssen.

U mw elche Modelle geht es?

Genaue Angaben zu Modellen mit Lieferengp­ässen gibt es nicht. Einige Medienquel­len erwarten Einschränk­ungen bei mehr als der Hälfte der Fahrzeugty­pen. Allerdings stehen aktuell bei vielen Marken Modelljahr­eswechsel und jährliche an, die ebenfalls Einfluss auf die Verfügbark­eit haben können. Immer wieder werden aber Modelle bekannt, bei denen es ernstere Lieferschw­ierigkeite­n oder gar Auslieferu­ngsstopps gibt, so müssen sich etwa Kunden von BMW, Ford, Volkswagen oder Porsche bei ausgewählt­en Benziner- und Hybridmode­llen noch einige Zeit gedulden. Weniger Probleme machen offenbar bei Importmark­en, die weniger Motorvaria­nten anbieten.

Wa s tu nal s Kunde?

Kunden sollten Geduld bewahren, vor allem wenn sie einen Benziner kaufen wollen. Sich vom Händler das noch verfügbare Modell ohne Partikelfi­lter aufschwatz­en zu lassen, ist keine gute Idee. Idealerwei­se wählt man ein Modell mit der modernsten Abgasreini­gung (Euro 6dTemp) – so hält man auch das Risiko künftiger Fahrverbot­e gering.

... und wer i st s chuld?

Die Autoherste­ller schieben den schwarzen Peter der Politik zu, Branchenin­sider wie Ferdinand Dudenhöffe­r von der Uni Duisburg-Essen sagen jedoch: Für einen Großteil der Probleme seien die Autobauer selbst verantwort­lich. ■ kann zurzeit keine Erdgasmode­lle anbieten.

Audi

■ hält Benziner-Varianten der 7er-Reihe zurück.

BMW

■ Bei betrifft der Prüfstau Ottovarian­ten großer Vans.

Ford

■ stoppt vorläufig Plug-In-Varianten von Golf und Passat.

VW

■ meldet Verzögerun­gen bei Cayenne und Panamera. Der 911 solle ab Herbst wieder zu haben sein.

Porsche

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Auch Porsche-Klassiker sind vom Prüfstau betroffen. FOTO: HO

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