Neuwagen
Schlechte Zeiten für Autokäufer: Viele Neuwagenmodelle sind aktuell nicht zu haben. Schuld sind die geänderten Testmethoden bei Verbrauch und Abgasen. Der Prüfstau kann noch dauern
Wer aktuell einen Neuwagen kauft, muss möglicherweise länger auf die Auslieferung warten. Weil die Autoindustrie mit der Umstellung auf das neue Verbrauchstestverfahren WLTP und der Einführung des Partikelfilters für Benziner zu kämpfen hat, stockt bei diversen Modellen der Nachschub. Das hat auch mit den anhaltenden Auswirkungen des Diesel-Skandals zu tun.
Was ist das Problem?
Vor allem zwei miteinander verzahnte Neuregelungen bei der Verbrauchs- und Abgasmessung können für Verzögerungen sorgen. Zum einen muss der Spritverbrauch bei allen Neuwagen ab September nach dem neuen Prüfverfahren der WLTP-Norm ermittelt und ausgewiesen werden. Offenbar sind jedoch die Prüfstandkapazitäten so knapp, dass die Hersteller mit den Testläufen nicht pünktlich fertig werden. Der Verband VDA erwartet, dass derzeit mehr als 500 Genehmigungsverfahren abgearbeitet werden müssen. Modelle, die noch nicht nach dem neuen Verfahren getestet sind, dürfen zunächst nicht mehr verkauft werden.
Hinzu kommt, dass ab September neue Grenzwerte für den Rußausstoß von Benzinern gelten. Autos mit Direkteinspritzung können diese in der Regel nur noch mit Partikelfilter erfüllen. Die Produktionsumstellung führt ebenfalls zu Verzögerungen – oder dazu, dass Modelle komplett aus der Produktion genommen werden. Verschärft wird das Problem durch die anno 2019 für Neuwagen anstehende Einführung der RDE-Abgastests im Straßenverkehr, die in den Entwicklungsabteilungen für weiteren Stress sorgt.
Wer ist betroffen?
ner. Zu den Ausnahmen zählen vor allem Saugmotoren in Kleinwagen und Toyotas Hybrid-Modelle. Generell gilt aber: Lang anhaltende Lieferengpässe sind umso weniger wahrscheinlicher, je gängiger das Modell ist. Schon aus Eigeninteresse ziehen die Hersteller ihre Bestseller in der Prüfstandsplanung vor, während Sportmodelle oder Benziner in großen Limousinen warten müssen.
U mw elche Modelle geht es?
Genaue Angaben zu Modellen mit Lieferengpässen gibt es nicht. Einige Medienquellen erwarten Einschränkungen bei mehr als der Hälfte der Fahrzeugtypen. Allerdings stehen aktuell bei vielen Marken Modelljahreswechsel und jährliche an, die ebenfalls Einfluss auf die Verfügbarkeit haben können. Immer wieder werden aber Modelle bekannt, bei denen es ernstere Lieferschwierigkeiten oder gar Auslieferungsstopps gibt, so müssen sich etwa Kunden von BMW, Ford, Volkswagen oder Porsche bei ausgewählten Benziner- und Hybridmodellen noch einige Zeit gedulden. Weniger Probleme machen offenbar bei Importmarken, die weniger Motorvarianten anbieten.
Wa s tu nal s Kunde?
Kunden sollten Geduld bewahren, vor allem wenn sie einen Benziner kaufen wollen. Sich vom Händler das noch verfügbare Modell ohne Partikelfilter aufschwatzen zu lassen, ist keine gute Idee. Idealerweise wählt man ein Modell mit der modernsten Abgasreinigung (Euro 6dTemp) – so hält man auch das Risiko künftiger Fahrverbote gering.
... und wer i st s chuld?
Die Autohersteller schieben den schwarzen Peter der Politik zu, Brancheninsider wie Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg-Essen sagen jedoch: Für einen Großteil der Probleme seien die Autobauer selbst verantwortlich. ■ kann zurzeit keine Erdgasmodelle anbieten.
Audi
■ hält Benziner-Varianten der 7er-Reihe zurück.
BMW
■ Bei betrifft der Prüfstau Ottovarianten großer Vans.
Ford
■ stoppt vorläufig Plug-In-Varianten von Golf und Passat.
VW
■ meldet Verzögerungen bei Cayenne und Panamera. Der 911 solle ab Herbst wieder zu haben sein.
Porsche