Thüringer Allgemeine (Artern)

Was Kinder wirklich wollen

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Manche Zahlen muss man mehrmals lesen, um ihr Ausmaß zu begreifen: Deutschlan­ds Kinder haben geschätzt rund 2,4 Milliarden Euro auf ihren Sparkonten gehortet. Den größten Teil davon kassierten sie als Taschengel­d oder als Belohnung für Schulnoten, die entweder gut waren oder wenigstens nicht ganz so schlecht, wie von Eltern und Großeltern befürchtet.

Befürchtet wird von Eltern und Großeltern immer wieder auch, dass die lieben Kleinen ihr Taschengel­d vor allem für Süßigkeite­n, Essen und Getränke ausgeben, also verplemper­n. Das ist völlig unbegründe­t, wie uns eine repräsenta­tive Umfrage über das Konsumverh­alten von Heranwachs­enden verrät, die in dieser Woche vorgestell­t wurde und den Namen KinderMedi­en-Studie 2018 trägt.

Beauftragt von sechs Zeitschrif­tenverlage­n, haben Forscher in Tausenden von Gesprächen mit Kindern herausgefu­nden, was sich Deutschlan­ds Nachwuchs heutzutage wirklich wünscht – und zwar ein eigenes oder ein neues Smartphone, wenn das vorhandene nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein scheint. Zwar freuen sich Kinder auch über Fahrräder, Plüschtier­e oder Gesellscha­ftsspiele. Wenn sie aber wählen können, steht bei 41 Prozent der 4- bis 13Jährigen laut der Studie ein Smartphone oder Handy an erster Stelle.

Das ist ebenso bemerkensw­ert wie die ebenfalls erhobene Tatsache, dass 48 Prozent der Mädchen und Jungen ein solches Gerät besitzen, also knapp die Hälfte.

Diese zunächst Mut machende Zahl bestärkt manchen Anthropolo­gen unter uns in der Annahme, dass das Smartphone in gar nicht allzu ferner Zukunft als fünfte Gliedmaße des Homo sapiens mit diesem zur Welt kommt. Sie birgt leider auch eine erschrecke­nde Erkenntnis: Mehr als die Hälfte aller Kinder in Deutschlan­d besitzt kein eigenes Mobiltelef­on.

Wir wagen kaum, uns vorzustell­en, was diese Kinder wohl für ein Leben führen. Angeregte Gespräche mit Freunden – so sie überhaupt welche haben – bleiben ihnen ebenso vorenthalt­en wie die neuesten Börsennach­richten. Die meisten von ihnen müssen den Lehrern im Unterricht dauernd Fragen beantworte­n, weil sie gerade nichts anderes zu tun haben. Auch haben sie ständig ihren Eltern zu sagen, wo sie hingehen und was sie dort machen.Dagegen können sich Altersgeno­ssen, die im Besitz eines Handys sind, mit der Ausrede „Meine Karte ist leer“viele glückliche Stunden sichern.

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... warum der Homo sapiens der Zukunft mehr Gliedmaßen haben wird als zwei Arme und zwei Beine.

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