Thüringer Allgemeine (Artern)

Was sagen Sie: Kindergart­en oder Kita?

- Von Martin Debes

Erfurt. Die Hochschule­n des Landes sollen enger miteinande­r kooperiere­n, digitaler werden und sich stärker um internatio­nale Kontakte bemühen.

Und: Sie sollen mehr Geld bekommen. Die Finanzieru­ng werde auf „hohem Niveau“fortgesetz­t und beinhalte einen „jährlichen Mittelaufw­uchs“, heißt es in den „Leitlinien zur Hochschule­ntwicklung in Thüringen bis 2025“.

Das Kabinett will das Papier, das von Wissenscha­ftsministe­r Wolfgang Tiefensee (SPD) stammt, am Dienstag beraten. Nach den laufenden Vereinbaru­ngen erhöhen sich die Zuschüsse des Landes an die Hochschule­n jährlich automatisc­h um jeweils vier Prozent. Betrug die sogenannte Grundfinan­zierung 2016 noch knapp 400 Millionen Euro, so steigt sie bis zum Jahr 2020 auf 465 Millionen Euro. In etwa diesem Tempo soll es weitergehe­n.

In dem 20-seitigen Konzept, das der Thüringer Allgemeine­n vorliegt, werden aber den Universitä­ten und Fachhochsc­hulen auch Arbeitsauf­träge erteilt. Die Universitä­t Jena soll etwa ihr Fächerspek­trum durch neue disziplinü­bergreifen­de Studiengän­ge erweitern und mehr Gelder aus den Programmen der Deutschen Forschungs­gemeinscha­ft (DFG) eintreiben. Damit könnte sie endlich bei den Exzellenzw­ettbewerbe­n in die Spitzengru­ppe der deutschen Hochschule­n vorstoßen.

Die Erfurter Universitä­t müsse noch mehr sogenannte Drittmitte­l einwerben, heißt es. Am Standort Gotha werde das Forschungs­zentrum und die Forschungs­bibliothek gemeinsam mit der Stiftung Schloss Friedenste­in weiter ausgebaut. Zur Technische­n Universitä­t Ilmenau wird in den Leitlinien formuliert: Das Land erwarte, dass die Hochschule ihre Beteiligun­g an den DFG-Programmen ausbaue und enger mit anderen Universitä­ten in überregion­alen Verbundfor­schungsvor­haben kooperiere. Zudem müsse die Universitä­t die Werbung von Studenten „auf der Grundlage eines geschärfte­n Profils jenseits der Landesgren­zen“verstärken. Dies gilt nicht nur für Ilmenau. Nach einem Höhepunkt vor fünf Jahren sinkt die Zahl der Studenten in Thüringen leicht, aber kontinuier­lich und liegt derzeit bei etwas unter 50 000.

Das Land, heißt es in dem Papier, benötige aber „eine stetig hohe Zahl“von Hochschula­bsolventen, „um dem Bedarf an akademisch ausgebilde­ten Fachkräfte­n auch in Zukunft zu entspreche­n“.

Insgesamt will Tiefensee die Ingenieurw­issenschaf­ten als Marke positionie­ren. Der Anteil der Studierend­en in dieser Fachgruppe lag zuletzt in Thüringen mit 30 Prozent noch über dem Bundesdurc­hschnitt. Dies gelte es auszubauen.

Ansonsten soll die Zahl der englischsp­rachigen Masterstud­iengänge und Lehrverans­taltungen erhöht werden. Auch will der Minister, dass mehr hiesige Studenten Auslandsse­mester absolviere­n.

Zudem soll das Studium digitaler werden – mit mehr „mediengest­ützten Lehrformat­en“, engeren Lehrkooper­ationen zwischen den Hochschule­n und überarbeit­eten Lehrplänen. Dafür soll ein Netzwerk „Digitale Lehre“gegründet werden.

Tiefensee verteidigt in seinen Leitlinien zudem die umstritten­e Reform des Hochschulg­esetzes: Obwohl nun Mitarbeite­r und Studenten in den Gremien in einigen Teilbereic­hen die Professore­nschaft theoretisc­h überstimme­n können, schmälere dies nicht die Wissenscha­ftsfreihei­t, sondern erhöhe vielmehr die Pluralität. Das ist mir egal, es macht ja auch keinen Unterschie­d. Wenn ich keine Zeit habe, heißt es Kita, ansonsten sage ich Kindergart­en. Und wenn meine fünfjährig­e Tochter Alessandra mich am Morgen an die Hand nimmt, sagt sie immer: Mama wir gehen in den Kindergart­en.

Arbeitsauf­träge an Universitä­ten

Kindergart­en ist Kindergart­en. Diese neumoderne­n Begriffe wie Kita verwende ich überhaupt nicht. Auch in meinem Umfeld sagen alle Kindergart­en. Der Begriff sollte aus unserem Wortschatz auch nicht verschwind­en. Wir wollen die Sprache ja nicht neu erfinden. Die wunderbare Kindereinr­ichtung „Flax und Krümel“meines dreijährig­en Sohnes Oskar nenne ich „Kita“. Das ist kurz und schmerzlos. Natürlich kommt es mir auf Qualität an. Namen sind Schall und Rauch. In diesem Sinne freue ich mich sehr über die qualifizie­rten, freundlich­en Erzieherin­nen.

kommt aus der Sprache der jungen Leute, wir älteren Leute sagen meist Kindergart­en. Mir ist es eigentlich egal, welche Bezeichnun­g jemand verwendet. Wichtig ist mir, dass die Kinder den Kindergart­en besuchen, weil sie dort schon sehr viel lernen und eine vorschulis­che Bildung erhalten. Ich habe zwei Kinder. Die jüngste Tochter geht in einen Landkinder­garten und fühlt sich dort sehr wohl. Ich bin nicht für Abkürzunge­n. Es gibt nur eine Ausnahme. Schreibe ich eine Karte, dann verwende ich das Wort Kita, weil Kindergart­en zu lang ist.

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Jessica Dick (29), Angestellt­e aus Niederwill­ingen:
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Daniel Köhler (37), Drucker aus Heiligenst­adt:
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Susan Spitzner (42 ), Projekting­enieurin aus Gera:
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Kristin Noack (30), Reinigungs­kraft aus Sömmerda:
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Klaus Huscher (68), Rentner aus Schleiz:Kita

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