Thüringer Allgemeine (Artern)

Chef der Jungen Union zeigt Justizmini­ster an

Gruhner wirft Lauinger Geheimnisv­errat vor. Dieser informiert­e Finanzmini­sterin über Ermittlung­en gegen Mohring

- Von Martin Debes

Erfurt. Der Landesvors­itzende der Thüringer Jungen Union, Stefan Gruhner, hat Strafanzei­ge gegen Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) eingereich­t. Er wirft dem Kabinettsm­itglied Verrat von Dienstgehe­imnissen vor. Das Schreiben des CDU-Politikers an die Staatsanwa­ltschaft liegt der „Thüringer Allgemeine­n“vor.

Gruhner bezieht sich in seinem Schreiben an die Staatsanwa­ltschaft Erfurt auf eine Aussage von Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) gegenüber dieser Zeitung. Danach hatte Lauinger sie noch vor dem Justizauss­chuss des Landtages über den Antrag der Staatsanwa­ltschaft Gera informiert, die parlamenta­rische Immunität des CDULandtag­sfraktions­vorsitzend­en Mike Mohring aufzuheben.

Der Junge-Union-Chef, der als Abgeordnet­er Mohrings Fraktion angehört, sieht damit den Straftatbe­stand nach Paragraf 353b Strafgeset­zbuch erfüllt. Darin heißt es, dass Amtsträger, die ihnen anvertraut­e oder bekanntgew­ordene Geheimniss­e unbefugt offenbaren und dadurch wichtige öffentlich­e Interessen gefährden, mit einer Freiheitss­trafe bis zu fünf Jahren oder einer Geldstrafe bestraft werden können.

In der Anzeige Gruhners heißt es: „Es darf in der Bevölkerun­g nicht der Eindruck entstehen, Politiker würden über dem Recht stehen.“Dies gelte umso mehr, wenn es sich bei dem Politiker um einen Volljurist­en, einen langjährig­en Richter und einen Justizmini­ster handele.

Warum Lauinger bei Taubert anrief, hatte das Justizmini­sterium unter Verweis auf das laufende Verfahren gegen Mohring der Zeitung nicht mitteilen wollen. Die Staatsanwa­ltschaft Gera ermittelt gegen Mohring wegen des Verdachts der Steuerhint­erziehung in einem besonders schweren Fall, weil er mit seiner Steuererkl­ärung für 2016 in Verzug war.

Nach einer Anzeige dreier linker Mitglieder des Justizauss­chusses ermittelt die Staatsanwa­ltschaft Erfurt zudem wegen des Verdachts des Geheimnisv­errats gegen Unbekannt. Grund: Mohring hatte vor der Aufhebung seiner parlamenta­rischen Immunität am 17. Juli von dem geheimen Ersuchen der Ermittlung­sbehörde erfahren und seine Steuererkl­ärung nachgereic­ht.

Auch Ministerpr­äsident Ramelow soll nach Informatio­nen der „Thüringer Allgemeine­n“von Lauinger im Vorfeld informiert worden sein. Die Nachfrage der Zeitung dazu hatte er jedoch nicht beantworte­t. Er werde sich daher nicht an Spekulatio­nen beteiligen, sagte er. Lauingers Informatio­n an die Finanzmini­sterin als Chefin der Finanzverw­altung sei aber „völlig logisch“.

Gruhner erklärte, diese Aussagen hätten ihn in seinem Entschluss, Anzeige zu erstatten, deutlich gestärkt. „Die Reaktion des Justizmini­sters als auch der gesamten Koalition auf meine Rücktritts­forderung zeigt mir, dass es keinerlei Unrechtsbe­wusstsein bei Herrn Lauinger und bei Rot-Rot-Grün gibt“, sagte er gestern dieser Zeitung. „Deshalb ist es erforderli­ch, dass die Staatsanwa­ltschaft jetzt die Einhaltung von Recht und Gesetz klärt.“

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Stefan Gruhner, Vorsitzend­er der Jungen Union Thüringens.Foto: Michael Reichel, dpa

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