Blumenkohl geht in die Notreife
Gemüseanbau Knobloch droht zweites verlustreiches Erntejahr in Folge. Kohl bleibt trotz künstlicher Beregnung klein
Esperstedt. Da nützte die künstliche Tag- und Nacht-Beregnung nichts: Nach dem verlustreichen Erntejahr 2017 des Blumenkohlproduzenten Gemüseanbau Knobloch droht den Esperstedtern ein weiteres verlustreiches Jahr. Und Schuld ist in beiden Fällen – das Wasser.
Der Blumenkohlanbau leidet unter der anhaltenden Trockenheit. „Das ganze Gegenteil vom Vorjahr“, sagt Uwe Rohrborn, einer der beiden Geschäftsführer. Voriges Jahr hatten 130 Liter Regen an zwei Julitagen zehn Hektar Feldfläche regelrecht absaufen lassen und damit einen Großteil der Ernte vernichtet. Das Wasser war auf den schon gesättigten Feldern stehen geblieben und hatte nur noch die Kohlköpfe herausgucken lassen. Die Folge: Vergilbter Kohl mit gummiartiger Konsistenz. Ein Viertel der Ernte futsch. Einen Antrag des Gemüseproduzenten auf einen Verlustausgleich hatte das Land abgelehnt.
Gestern staubt es über den Kohlköpfen, die in langen Reihen auf den Feldern stehen. „Unsere polnischen Erntehelfer sind gerade nach Hause gefahren. Wir haben sie für zwei Wochen in Urlaub geschickt“, sagt Co-Geschäftsführer Mario Fiedler. Denn viel zu ernten gibt es derzeit nicht.
Der Gemüseanbaubetrieb, der auf vierzig Hektar neben Blumenkohl für die Erzeugergemeinschaft auch etwas Rot- und Weißkohl sowie Wirsing für seinen Hofverkauf stehen hat, baut seit 1947 an der Thüringer Pforte Kohl an. In den Boden kommen jedes Jahr ab März 70 000 Setzlinge, die binnen 70 Tagen Erntereife haben. Letzter Stecktag ist der 15. Juli. Damit auch in trockeneren Jahren alles gut gedeiht, beregnet der Gemüseanbaubetrieb seine Felder. Doch dieses Jahr half nicht mal das. „Wenn das Grundwasser abgesackt ist, nützt auch Berieselung nichts“, sagt Uwe Rohrborn.
Bis in die tieferen Schichten ist der Boden ausgetrocknet. Am 30. Mai habe es das letzte Mal geregnet. Das bisschen Niederschlag vorige Woche war nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. „Wir hatten immer mal Trockenperioden. Aber so eine Trockenheit hatten wir noch nie“, sagt Uwe Rohrborn.
Der Blumenkohl, der in seiner Wachstumsperiode noch von der Bodenfeuchte partizipieren konnte, ist inzwischen geerntet. Jetzt stehen Pflanzen auf den Feldern, die quasi nichts als Trockenheit kennen. Die Stecklinge von Mitte Juni sind gerade mal halb so groß, wie sie zu diesem Zeitpunkt normalerweise sein müssten. „Der Kohl bildet keine Blätter aus, gedeiht nicht, und irgendwann setzt dann die Notreife ein“, zeigt der Geschäftsführer auf Reihen mickriger Pflanzen, die von der Zeit her jetzt eigentlich geerntet würden. Doch das ist der Kohl nicht wert.
Klein sind die Köpfe und gelb vom Sonnenlicht, weil kein Blatt sie schützend umschließt. „Das kann man nicht mehr vermarkten“, winkt Uwe Rohrborn ab. Dieser Kohl wird nur noch als Gründünger dienen und untergepflügt. Aus feldhygienischen Gründen muss das in den nächsten Tagen passieren, sonst zieht er Krankheiten und Ungeziefer an. Für andere Pflanzen ist es hingegen noch nicht zu spät. Wenn reichlich Regen käme, würden sie wachsen. Vielleicht, so hoffen Uwe Rohrborn und Mario Fiedler, haben die Saisonarbeiter ja zu tun, wenn sie in zwei Wochen wiederkommen.