Spirale der Gewalt
Nun bekommen wir sie vorgeführt. Fast täglich. Die Spirale der Gewalt. Große Nationen und Staatenverbünde belegen sich mit Zöllen. Jedes noch so richtige Argument wird nicht gehört, jede belegbare Zahl ignoriert. Es heißt nur: „Wie Du mir, so ich Dir.“Am Ende gibt es nur Verlierer.
Was im Großen leicht zu kritisieren ist, setzt sich im Kleinen fort. Bei uns. Beim Verfassen dieser Zeilen hörte ich von einem Nachbarschaftsstreit, der seit vier (!) Generationen hingebungsvoll gepflegt wird. Nein, es ist nicht Shakespeares „Romeo und Julia“, könnte aber ähnlich enden. Immer wieder machen sich Menschen das Leben schwer, weil sie sich nicht die Mühe geben, die Argumente beider Seiten zu (be)denken. Und so dreht sie sich, die Spirale der Gewalt – erst mit Worten, später mit Handgreiflichkeiten, dann mit Gesten (Fahnen verbrennen, Wände besprühen...) und schließlich mit Handelsboykott und Krieg. Sind wir in all den Jahrtausenden wirklich nicht schlauer geworden? Erlebten wir hier im Osten nicht, dass auch gewaltloser Widerstand zum Ziele führt? Warum lernen wir nicht aus den Fehlern der Altvordern, sondern ahmen ihre Fehler nach, statt kreativ eigene, neue zu machen? Braucht es erst solch schmerzhafte Erfahrungen wie Krieg? Wir sollten viel öfter Feldpost aus den Kriegen lesen, dann würden wir den Widersinn dieser Logik erkennen. Jesus widersetzte sich ihr.
Er predigte Gewaltfreiheit, lebte sie vor. Ihm machten es Gandhi, Martin L. King und die Demonstranten 1989 nach – bewusst oder nicht. Sie überwanden einen übermächtigen Gegner. Frieden wird nur durch gegenseitiges Verständnis stabil möglich. Danach soll(t)en wir streben. Jeder an seinem Platz. Jeden Tag – im Kleinen wie im Großen. Ein nachhaltiges Wochenende wünsche ich Ihnen!