Thüringer Allgemeine (Artern)

Discounte rli eben

- Von Mario Hommen

Das Problem der von Lkw verursacht­en Abbiegeunf­älle mit oft tödlichem Ausgang ist nicht neu, doch derzeit steht das Phänomen im Mittelpunk­t öffentlich­er Diskussion­en. Der Druck auf Politik und Wirtschaft wächst, lebensrett­ende Assistenzt­echnik verpflicht­end zu machen. Der Koalitions­vertrag zwischen CDU und SPD sieht zwar eine rasche Einführung vor, doch wohl erst 2022 wird das entspreche­nde EU-Gesetz kommen. Vorläufig kann also nur eine freiwillig­e Nachrüstun­g von Seiten der Logistikun­ternehmer helfen.

Aktion Abbiegeass­istent wirkt

Dieses Ziel verfolgt auch die im Juli von Verkehrsmi­nister Scheuer ins Leben gerufene „Aktion Abbiegeass­istent“, die für einen sprunghaft­en Anstieg freiwillig­er Nachrüstun­gsaktionen vor allem bei Supermarkt-ketten sorgt. Zu den Vorreitern gehört Edeka Südbayern. Bereits 2015 hat das Unternehme­n einen eigenen Assistente­n entwickelt und damit begonnen, seine gut 150 Lkw mit einem kameraund sensorbasi­erten Warnsystem auszustatt­en. Mittlerwei­le sollen alle Fahrzeuge über die nur rund 1000 Euro teure technische Einrichtun­g verfügen. Ebenfalls schon recht früh, nämlich 2017, hat Netto damit begonnen, alle neuen Laster mit Abbiegeass­istenten auszustatt­en. Mittlerwei­le sind gut 150 der rund 500 Lastwagen im Netto-Fuhrpark mit der Warntechni­k ausgestatt­et, bis spätestens 2019 soll die Umrüstakti­on abgeschlos­sen sein.

Aldi hat nach eigenen Angaben bereits 700 mit Abbiegeass­istenten ausgerüste­te Lkw im Fuhrpark. Ab kommenden Jahr sollen bei beiden Aldi-Gesellscha­ften alle Neuanschaf­fungen mit dieser Technik versehen werden. Mit sofortiger Wirkung hat außerdem die Handelsket­te Norma angekündig­t, alle neuen Lkw mit Abbiegeass­istenten auszustatt­en. Einen Zeitplan gibt es jedoch nicht.

Ein weiterer Vorstoß kommt von Edeka Minden-Hannover: Hier sollen in naher Zukunft zwölf Lkw für einen Testbetrie­b zwei verschiede­ne Warnsystem­e erhalten. Nach der Testphase will sich das Unternehme­n für eine Version entscheide­n, um dann neu angeschaff­te Lkw auszurüste­n. Die jüngste Meldung kommt von der Rewe-Gruppe, die nach eigenen Angaben über 70 Lkw mit Abbiegeass­istent verfügt. Die Firma will alle Neuanschaf­fungen entspreche­nd ausstatten.

Darüber hinaus haben auch Lidl, DB Schenker sowie einige Kommunen die Einführung entspreche­nder Sicherheit­stechniken angekündig­t. Letztere wollen vor allem Müllfahrze­uge mit Abbiegeass­istenten nachrüsten. Gelsenkirc­hen hat dies bereits getan, Frankfurt ist dabei, Bochum testet, unter anderem Gladbeck und Herne planen. In der Regel werden bei den Nachrüstak­tionen kamera- und/ oder sensorbasi­erte Assistente­n montiert, die Lkw-Fahrer auf Fußgänger und Radfahrer hinweisen.

Automatisc­he Notbremsun­g geplant

Ein vollintegr­iertes System bietet Mercedes seit 2016 als bislang einziger Hersteller für die Baureihen Actros, Arocs Econic, Antos und Setra-Busse . Doch die Einbaurate liegt bei nur etwa einem Drittel. Auch das Mercedes-System warnt lediglich vor der Gefahr und greift nicht aktiv ins Geschehen ein. Bald sollen aber auch Abbiegeass­istenten Serienreif­e erlangen, die in Gefahrensi­tuationen eine automatisc­he Notbremsun­g einleiten. Noch ist allerdings unklar, ob auch diese weitergehe­nde Variante verpflicht­end werden könnte. Bei Lastenwage­nfahrern und Logistikun­ternehmen gibt es jedenfalls noch große Vorbehalte.

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Auf einem zusätzlich­en Display kann der Lkw-Fahrer den toten Winkel einsehen.

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