Thüringer Allgemeine (Artern)

NSU-Prozess kostet bereits 30 Millionen

Gerichtspr­äsident zieht vorläufig Bilanz

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Münschen. Der NSU-Prozess gegen Beate Zschäpe und vier Mitangekla­gte hat unter dem Strich mehr als 30 Millionen Euro gekostet. Der Präsident des Münchner Oberlandes­gerichts (OLG), Peter Küspert, bezifferte die bislang addierten Kosten gestern auf 27,5 Millionen Euro. Diese Summe, darunter etwa die Kosten für Verteidige­r und Nebenklage-Anwälte, sei aber noch nicht endgültig, voraussich­tlich kämen am Ende nochmals einige Millionen Euro hinzu. Die Kosten des Ermittlung­sverfahren­s sind dabei nicht eingerechn­et. „Das ist ja ein absolut singuläres Großverfah­ren einer noch nie dagewesene­n Dimension gewesen“, sagte Küspert.

In den mehr als fünf Jahren Verfahrens­dauer seien mehrere Tausend Anträge gestellt worden, darunter alleine fast 3000 Beweisantr­äge und 57 Befangenhe­itsanträge. Der Stoff umfasse 1200 Aktenbände mit mehreren 100.000 Seiten. Küspert betonte, die Justiz habe gezeigt, dass sie auch mit solchen Großverfah­ren und Herausford­erungen gut umgehen könne.

Dennoch schlug der OLGPräside­nt aufgrund der Erfahrunge­n vor, es bei großen Verfahren ins Ermessen des Vorsitzend­en Richters zu stellen, Gruppen von Nebenkläge­rn zu bilden, die dann gemeinsam von einem Anwalt vertreten werden. Hintergrun­d ist, dass es im NSUProzess 93 Nebenkläge­r gab, oft mehrere für einen Komplex, die von 59 Anwälten vertreten wurden.

Der NSU-Prozess um die Verbrechen des „Nationalso­zialistisc­hen Untergrund­s“, darunter zehn Morde an vorwiegend türkischun­d griechisch­stämmigen Menschen, war im Juli zu Ende gegangen.

Zschäpe wurde als Hauptangek­lagte zu einer lebenslang­en Haftstrafe verurteilt. Die schriftlic­he Urteilsbeg­ründung liegt noch nicht vor. Verteidige­r und Anklage haben angekündig­t, in Revision zu gehen. (dpa)

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