Thüringer Allgemeine (Artern)

Ärzte fordern Sperre für Termin-Schwänzer

Jede dritte Vergabe durch Serviceste­llen verfällt. Kassenärzt­liche Vereinigun­g bezeichnet das Problem als ärgerlich

- Von Hanno Müller

Erfurt. Seit einigen Jahren sollen Terminserv­icestellen die Wartezeite­n auf Facharztbe­handlungen verringern. Patienten, denen es nicht gelingt, einen Arztkontak­t herzustell­en, können sich über das Servicetel­efon der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV) eine Sprechstun­de vermitteln lassen. Niedergela­ssene Ärzte und Psychother­apeuten sind angehalten, dafür freie Kapazitäte­n an die Ärztevertr­etung zu melden.

Nicht wenige Praxisbetr­eiber sehen darin einen Eingriff in ihre ärztliche Freiheit. Hinzu kommt nun ein weiterer KritikGrun­d. Der Verband der niedergela­ssenen Ärzte NAV VirchovBun­d beklagt, dass rund 30 Prozent der über die Terminserv­icestellen der KVen vermittelt­en Arzttermin­en von den Patienten unentschul­digt geschwänzt würden. Dies hätten Rückmeldun­gen beim Verband ergeben. Dieser fordert nun, dass die betroffene­n Patienten vorübergeh­end von der Terminverg­abe ausgeschlo­ssen werden sollten und verweist dabei auf die geplante gesetzlich­en Ausweitung der Terminserv­icestellen. „Wer sich über die Vermittlun­gsstellen der KVen einen Termin besorgt und ihn dann ohne rechtzeiti­ge Absage nicht wahrnimmt, der soll für vier Wochen für alle weiteren Termine über die Terminserv­icestellen gesperrt werden“, forderte der NAV-Bundesvors­itzende Dirk Heinrich.

Bei der kassenärzt­lichen Vereinigun­g in Thüringen reagierte man gestern zurückhalt­end auf die Forderung. Wie viele vereinbart­e Arztkontak­te tatsächlic­h in Thüringen geschwänzt werden, lasse sich nicht feststelle­n. „Ausgefalle­ne Termine sind ärgerlich für die Ärzte und ihre Praxisplan­ung. Dies gilt nicht nur für die Arrangemen­ts der Serviceste­llen“, sagte Sprecher Veit Malolepsy.

Auch die Patienten hätten ihrerseits Pflichten. Eine Augenarztp­raxis habe der KV in der Vergangenh­eit berichtet, dass allein bei ihr pro Quartal im Schnitt 100 bis 120 vereinbart­e Termine unentschul­digt ausfielen. Dies sei rücksichts­los gegenüber anderen Patienten und deshalb völlig inakzeptab­el, so die Haltung der KV.

In den ersten zwei Jahren hatten die Thüringer Serviceste­lle 8000 Anfragen nach Terminen bei Facharzt oder Psychother­apeuten vermittelt, knapp 400 Termine wurden abgesagt. Künftig soll es über die bundesweit­e Nummer 116 117 rund um die Uhr möglich sein, auch Hausund Kinderärzt­e sowie Akutsprech­stunden zu vermitteln.

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