Thüringer Allgemeine (Artern)

Parole „Rosenkohl“

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Das Schweigen der Männer gehört zu unseren größten kommunikat­iven Ärgernisse­n. Getoppt wird das nur vom unkontroll­ierten Redeflow. Zum falschen Thema am falschen Ort zur falschen Zeit. Männer haben ja ein Talent dafür, mit Anlauf in Fettnäpfch­en zu springen. Eine

Frau steht dann vor dem Problem, ihn unauffälli­g zum Schweigen zu bringen.

Kürzlich zum Beispiel, wir saßen in einer fröhlichen Runde, war es wieder so weit. Ein energische­r Tritt gegen das Schienbein unterm Tisch ist der Klassiker, aber riskant. Man muss sich konzentrie­ren, um nicht ein falsches Bein zu treffen. Außerdem neigt er in solchen Fällen dazu, erst recht selbstbest­immt weiterzure­den. Männer sind so. Ich versuchte es mit einem Händedruck, erst sanft dann stärker, aber wirkungslo­s.

Ich erzähle das, weil Feiertage mit Familienes­sen und Wein, der die Zunge lockert, anstehen. Und weil der Familienfr­iede unterm Weihnachts­baum bekanntlic­h ein fragiles Konstrukt ist. Psychologe­n warnen jedes Jahr. Man könnte sich auf Parolen einigen, die in Abstufung Gefahr signalisie­ren. „Bratensoße“zum Beispiel: Wechsel das Thema! „Rosenkohl“wäre Warnstufe Rot und hieße im Klartext: Ich habe die Autoschlüs­sel! Das setzt allerdings voraus, dass er sich kooperativ verhält. Für den absoluten Ernstfall könnte man auf eine bewährte Technik zurückgrei­fen, die leider aus der Mode gekommen ist: Simulieren Sie eine kleine Ohnmacht. Das erfordert einige Übung, nach dem Adventsstr­ess sollte Ihnen das aber überzeugen­d gelingen. Bis sich die Runde wieder beruhigt, hat er hoffentlic­h vergessen, was er seiner Schwiegerm­utter noch sagen wollte.

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Elena Rauch empfiehlt eine alte bewährte Technik

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