Unsichtbares sichtbar machen
Dresdner Ausstellung „Medea muckt auf“zeigt radikale Künstlerinnen hinterm Eisernen Vorhang
Dresden. Frauenporträts und Irokesenkappe: Eine Dresdner Ausstellung mit dem Titel „Medea muckt auf“gibt bis März 2019 Einblick ins Schaffen von im Sozialismus gereiften Künstlerinnen. Sie versammelt Werke, die in Tradition und Interpretation starker mythischer Frauengestalten wie Medea, Penthesilea oder Kassandra entstanden, bis zu Radikalität und Provokation, wie die Direktorin des Albertinums, Hilke Wagner, am Freitag vor der Vernissage in der Kunsthalle im Lipsiusbau sagte.
Die deutschen Museen hätten anders als bedeutende Häuser der Welt ein großes Defizit an dieser osteuropäischen Kunst. „Wir wollen diese Positionen in Erinnerung rufen, und auch dafür sorgen, dass sie Eingang in die Sammlungen finden.“
Ganz pragmatisch gehe es darum, „Sichtbarkeit in der Kunstgeschichte herzustellen“, sagte Kuratorin Susanne Altmann unter Verweis auf die unterrepräsentierten Künstlerinnen. „In großen Strecken fehlt uns genau die Hälfte.“Die Schau mache „das Unsichtbare sichtbar“. Es gehe um die Beschäftigung mit weiblicher Identität.
So sind Fotografien von Evelyn Richter zu sehen, die ab den 1950erJahren Lehrlinge in DDR-Kombinaten porträtierte, oder die Bilder der Polin Zofia Rydet, die jahrzehntelang über Land reiste und Frauen auf der Schwelle ihres Hauses fotografierte.
„Es geht um diese Stärke, Selbstbewusstsein und Selbstermächtigung von Frauen in der Gesellschaft“, sagte Altmann. Andere Arbeiten sind politisch, wie zwei Fotos der tschechischen Malerin Zorka Ságlová, die die Auflehnung der unterdrückten Minderheit gegen den Kommunismus nach dem Prager Frühling 1968 widerspiegelt. (dpa)