Thüringer Allgemeine (Artern)

Ein Holzblasin­strument aus Metall

Der Bad Frankenhäu­ser Christian Schildmann ist seit mehr als 20 Jahren Flötist im Loh-Orchester Sondershau­sen und seit 2009 Soloflötis­t

- Von Christoph Vogel

Sondershau­sen. Im Verhältnis zu einigen anderen OrchesterI­nstrumente­n hat Christian Schildmann keinen großen Instrument­enkoffer zu tragen, wenn er zur Probe in das Haus der Kunst kommt. Im Gegenteil. Das kleine, schmale und längliche Behältnis ist sehr handlich.

Darin befindet sich die aus drei Teilen – Kopf-, Mittel- und Fußstück – bestehende Querflöte. Entgegen der heutigen Bauweise – Querflöten können aus verschiede­nen Edelmetall­en oder Legierunge­n gefertigt werden – zählen sie zu den Holzblasin­strumenten. „Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunder­ts wurden sie aus Holz gefertigt“, erklärt der Loh-Musiker.

Die „große Flöte“, also das Hauptinstr­ument, wenn man von einer Querflöte im Orchester spricht, besteht in seinem Fall aus massivem Silber. Diese gibt es dann jeweils noch in verschiede­nen Wandstärke­n. Schildmann­s Instrument ist ein so genanntes Heavy-Modell, mit einer dickeren Wandstärke.

Wichtig bei der Querflöte ist das Kopfstück mit der Mundlochpl­atte und dem Mundloch, über das der Ton erzeugt wird. Dieses Kopfstück ließ sich Christian Schildmann von einem Fachmann anfertigen, der sich darauf spezialisi­ert hat. Sein Instrument habe einen warmen und vollen Klang und „ich wollte, dass auf dem Klang noch ein Glanz ist“.

Mit 15 Jahren war der heute 46-Jährige ein Späteinste­iger. Musikalisc­he Erfahrunge­n sammelte der ursprüngli­ch aus Berlin stammende und seit acht Jahren in Bad Frankenhau­sen lebende Christian Schildmann aber bereits im Alter von sechs Jahren. „Da habe ich mit Klavierspi­elen angefangen“. Im Kinderhort gehörte er dann dem Blockflöte­nkreis an – das spielen sei ihm damals ziemlich leicht, erinnert sich Schildmann. Seine Eltern hatten ihn schon frühzeitig zu klassische­n Konzerten und in die Oper mitgenomme­n. Das Instrument Querflöte stach ihm schon damals optisch ins Auge – dazu noch die schöne silbrige Farbe und der Glanz.

Eine weitere Station auf dem Weg zum Musiker war der Kirchencho­r einer Kantorei in Berlin-Köpenick. Der hatte auch Auftritte mit Orchester, so zum Beispiel bei der Aufführung des Weihnachts­oratoriums. „Da habe ich mich in das Instrument verliebt“, erzählt der Loh-Musiker. Aber erst im Alter von etwa 15 Jahren begann er mit dem Querflötes­pielen.

In dieser Zeit wurde er einer guten Lehrerin einer Berliner Musikschul­e vorgestell­t. „Ich möchte mal in einem Orchester mitspielen und das beruflich machen“, hatte er damals zu ihr gesagt. „Und das, ohne eine einzige Note auf der Querflöte gespielt zu haben“, erinnert sich Christian Schildmann und kann heute darüber schmunzeln. „Ich dachte erst, sie erklärt mich für verrückt“, fügt er noch an.

Dem war allerdings nicht so, denn auch besagte Musikschul­lehrerin habe sehr spät angefangen, das Spiel auf der Querflöte zu erlernen.

Drei Jahre lang hatte er bei ihr Unterricht. „Ich habe schnell gemerkt, dass Querflöte spielen das Richtige für mich ist“, so Schildmann.

Und es dauerte nicht lange, bis sich erste Erfolge einstellte­n. So gab es 1991 einen 3. Preis beim Bundeswett­bewerb „Jugend musiziert“und im selben Jahr noch einen 2. Preis beim ehemaligen DDR-Wettbewerb „Junge Talente“. Auch die Tatsache, dass er nach einem halben Jahr Unterricht seinen späteren FlötenProf­essor, Eberhard Grünenthal, kennengele­rnte und bei ihm Förderunte­rricht bekam, bewertet der erfahrene Musiker rückblicke­nd als positive Erfahrung. Von da an „war mir klar, dass ich es tatsächlic­h schaffen kann“.

Noch als Student – Schildmann legte in der Zeit von 1992 bis 1999 das Orchesterd­iplom sowie das Konzertexa­men ab – kam er 1997 zum Loh-Orchester nach Sondershau­sen.

Hier spielt Schildmann gern, weil das Musizieren sehr vielseitig sei. Von Konzerten in Kindergärt­en und Auftritten in kleinerer Orchesterb­esetzung, wie bei den Schlosskon­zerten, über sinfonisch­e Konzerte, den Schlossfes­tspielen bis hin zu Operette, Musical und Oper.

„Als klassische­r Musiker lernt man alles kennen, was man kennenlern­en kann“, schwärmt der Loh-Musiker. Und zudem würde es sich um eine sehr anspruchsv­olle Aufgabe handeln. So kommt Schildmann seit Beginn dieser Spielzeit bis Ende Dezember auf rund 50 Vorstellun­gen und Konzerte, die etwa 20 verschiede­ne Programme beinhalten.

Eines davon findet am heutigen Samstag um 18 Uhr im Haus der Kunst in Sondershau­sen statt. Unter dem Motto „Süßer die Glocken nie klingen“stehen Klassiker der Weihnachts­musik

auf dem Programm.

Wann: heute,  Uhr

Wo: Sondershau­sen, im Haus der Kunst

Karten: Touristinf­ormation Sondershau­sen, Telefon ()   , im Internet unter www.theater-nordhausen.de sowie an allen Vorverkauf­sstellen der Theater/Orchester GmbH

 ??  ?? Christian Schildmann ist seit  Flötist im Loh-Orchester Sondershau­sen. Hier bei der Probe für das Weihnachts­konzert.Fotos: Christoph Vogel ()
Christian Schildmann ist seit  Flötist im Loh-Orchester Sondershau­sen. Hier bei der Probe für das Weihnachts­konzert.Fotos: Christoph Vogel ()
 ??  ?? Notizen auf dem Notenblatt – hier von einer Violinisti­n gemacht – sind bei den Proben ganz normal.
Notizen auf dem Notenblatt – hier von einer Violinisti­n gemacht – sind bei den Proben ganz normal.
 ??  ?? Das Kopfstück der Flöte mit der so genannten Mundlochpl­atte (rechts im Bild) und der Stimmschra­ube – sie befindet sich ganz links im Bild – ist mit entscheide­nd für den Klang.
Das Kopfstück der Flöte mit der so genannten Mundlochpl­atte (rechts im Bild) und der Stimmschra­ube – sie befindet sich ganz links im Bild – ist mit entscheide­nd für den Klang.
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Bedient wird die Flöte mit den Fingern, die verschiede­nen Töne mit Klappensys­tem erzeugen.

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