Blackout trifft halb Südamerika
In weiten Teilen Argentiniens und Uruguays fiel der Strom aus. Ursache war offenbar ein Fehler im Netz
Buenos Aires. Züge blieben stehen, U-bahnen fuhren nicht mehr, die Ampeln fielen aus: Ein gigantischer Stromausfall hat am Sonntag weite Teile Südamerikas lahmgelegt. Ganz Argentinien und Uruguay seien nach einer schweren Störung im Verbundsystem ohne Elektrizität, teilte der argentinische Energieversorger Edesur am Morgen (Ortszeit) auf Twitter mit. Argentinien hat mehr als 44 Millionen Einwohner, Uruguay rund 3,3 Millionen. Die Ursache der Havarie und das Ausmaß waren zunächst noch unklar.
Laut Edesur begann der Blackout um 7.07 Uhr Ortszeit (12.07 MESZ), gut 50 Minuten vor Sonnenaufgang. Auf der Südhalbkugel der Erde beginnt jetzt der Winter, zum Teil wird auch mit Strom geheizt. Argentinien und Uruguay teilen sich ein Stromnetz, das vom gemeinschaftlich betriebenen Staudamm Salto Grande ausgeht. Dieser befindet sich rund 450 Kilometer nördlich von Buenos Aires und rund 500 Kilometer nördlich von Uruguays Hauptstadt Montevideo.
Twitter-nutzer posteten Fotos aus Buenos Aires, dessen Skyline ohne Licht nur zu erahnen war. In der argentinischen Hauptstadt kam der öffentliche Personennahverkehr zum Stillstand, meldete die Tageszeitung „Clarín“. Die Wasserversorgung sei gestört. Das Mobilfunknetz, der Betrieb an den Flughäfen und in Krankenhäusern hingegen funktionierten durch Notstromversorgung.
Im Netz der Hauptstadt und des Großraums Buenos Aires begann der Strom nach einigen Stunden wieder zu fließen. Entgegen der Mitteilung von Edesur war der Ausfall in Argentinien anscheinend nicht flächendeckend. Die Zeitung „La Nación“berichtete von Ausfällen in der Hauptstadt sowie in verschiedenen argentinischen Provinzen. In vier Provinzen standen am Sonntag Gouverneurswahlen an. In Santa Fé, San Luis und Formosa wurde der Beginn durch den Stromausfall verzögert.
Argentinien, wo im Herbst Präsidentschaftswahlen stattfinden, leidet unter einer schweren Wirtschaftskrise. Die Infrastruktur gilt als marode. Lokale Stromausfälle sind häufig – allerdings eher in den Sommermonaten, wenn Klimaanlagen die Netze überlasten. Der Unterstaatssekretär für Zivilschutz, Daniel Russo, sagte in Radio Mitre, dies sei ein Ausfall in einem für Argentinien beispiellosen Ausmaß.
Auch in den Stromnetzen der angrenzenden Länder führte der Blackout zu massiven Störungen. Der uruguayische Versorger UTE meldete auf Twitter, dass ein Schaden im argentinischen Netz sich auf das Verbundsystem ausgewirkt habe, sodass das eigene Staatsgebiet ganz ohne Strom war. Nach rund drei Stunden sei die Versorgung nördlich des Rio Negro, an Teilen der Südküste und im Großraum Montevideo wiederhergestellt worden. Nach Medienberichten gab es auch in Teilen Brasiliens, Chiles und Paraguays Stromausfälle. Das Departement Misiones im Süden Paraguays konnte nach 40 Minuten wieder angeschlossen werden. Aus Chile berichtete der Sender Radio Cooperativa, dass sich der dortige Stromausfall schon vor dem argentinischen ereignet habe und behoben wurde. Auf Twitter äußerten sich Betroffene unter Hashtags wie #Sinluz (ohne Licht). Einige zogen Vergleiche zum darniederliegenden Krisenland Venezuela, wo es in jüngster Zeit immer wieder Stromausfälle gab. „Mit (Präsident) Macri sind wir lediglich Venezuela“, schrieb ein Nutzer. Andere fragten, wie es sein könne, dass das Internet funktioniere, obwohl kein Strom da sei. Wieder andere mahnten, vorsichtig zu fahren. Südlich von Buenos Aires an der Küste sei es kalt, berichtete die Augenzeugin Sara. Die Ampeln funktionierten nicht, auch könne man nicht tanken. „Es ist sehr merkwürdig, so massiv war es noch nie“, sagte die junge Frau. (dpa/rtr)