Thüringer Allgemeine (Artern)

Reste einer alten Burg am jüngsten Schlossflü­gel gefunden

Bagger reißt Decke eines bislang unbekannte­n mittelalte­rlichen Gewölbes im Sondershäu­ser Schlosshof auf

- Von Timo Götz

Sondershau­sen. Fundamente einer alten Burg und ein bislang unbekannte­s Gewölbe, das wahrschein­lich aus dem Mittelalte­r stammt, wurden jetzt bei den Arbeiten an der Kanalisati­on auf dem Sondershäu­ser Schlosshof entdeckt. Für die Archäologe­n seien die Funde eine besondere Überraschu­ng gewesen, weil sie in der Nähe des jüngsten Teils der Schlossanl­age, dem Westflügel, liegen, erklärt Carola Niklas. Sie ist Architekti­n in der Bauabteilu­ng der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Grundmauer­n einer Burg seien eher im Bereich des Turmes an der anderen Hofseite vermutet worden.

Auf die Überreste waren die Bauarbeite­r gestoßen, als sie den Graben für die neue Entwässeru­ng entlang des Westflügel­s aushoben. Dabei rissen sie mit der Baggerscha­ufel ein Loch in die Decke des unter dem Schlosshof-pflaster über Jahrhunder­te verborgene­n Gewölbes. Weitere Schäden an dem historisch­en Mauerwerk waren vermieden worden, weil der Archäologe, der die Bauarbeite­n ständig begleitet, den Bagger stoppen ließ. In Handarbeit legt der Experte jetzt einen Eingang zum alten Kellergewö­lbe frei.

Als das Pflaster neben der ursprüngli­chen Fundstelle vorsichtig gehoben wurde, um weitere Teile des Gewölbes darunter zu erreichen, trat gleich daneben eine starke Grundmauer zu Tage. Die aus Naturstein gemauerten Fundamente müssen Teile einer Anlage sein, die schon lange vor den ältesten Gebäudetei­len des heute noch erhaltenen Schlosses auf dem Bergsporn über Sondershau­sen errichtet worden waren. Darin sind sich der Archäologe und die Architekti­n von der Schlössers­tiftung einig, obwohl noch genaue Untersuchu­ngen ausstehen, mit denen das Alter der Mauerstein­e im Gewölbe und im Fundamentr­est eindeutig bestimmt werden kann.

Für die Datierung sollen jetzt auch Proben aus dem Inneren des Kellerraum­es genommen werden, sobald dieser sicher zugänglich ist. Dafür muss von der Grabenseit­e noch etwas Erdreich entfernt werden. Schon durch das Loch, das bei den Baggerarbe­iten entstanden war, ist ein Hohlraum von mehr als einem Meter Tiefe einsehbar. Nun brennt der Archäologe darauf, möglichst viel der alten Katakomben auf Relikte zu untersuche­n, die möglicherw­eise Aufschluss darüber geben können, zu welchem Zweck das Gewölbe gebaut und wie es außerdem genutzt wurde.

Ob das Bauwerk über den jetzt sichtbaren Teil hinaus noch erhalten ist, sei kaum abzuschätz­en, stellte Architekti­n Niklas gestern klar. Es sei allerdings schon an der Pflasterob­erfläche des Hofes ablesbar, dass sich Bereiche direkt neben der Fundstelle deutlich abgesenkt haben. Das lasse vermuten, dass darunter liegende Gewölbe beschädigt oder eingestürz­t sind.

Völlig unklar ist auch, welche Dimensione­n die Grundmauer­n er alten Burganlage haben, die ebenfalls entdeckt worden waren. Ob sie noch weiter freigelegt werden, ist ebenfalls noch fraglich. Während der Untersuchu­ngen an den Funden gehen die Arbeiten an der Hofentwäss­erung weiter. Wenn die Gräben wieder geschlosse­n werden, müssen wohl auch die bis dahin kartierten Gewölbe verfüllt werden, so Carola Niklas. Anders sei nicht sicherzust­ellen, dass der Schlosshof darüber auch standfest bleibt, wenn schwere Fahrzeuge darauf fahren. Das soll weiter möglich sein.

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FOTO: HENNING MOST Bei Bauarbeite­n wurden im Hof von Schloss Sondershau­sen alte Gewölbe entdeckt, die wohl einer historisch­en Burganlage zugeordnet werden können.

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