Reste einer alten Burg am jüngsten Schlossflügel gefunden
Bagger reißt Decke eines bislang unbekannten mittelalterlichen Gewölbes im Sondershäuser Schlosshof auf
Sondershausen. Fundamente einer alten Burg und ein bislang unbekanntes Gewölbe, das wahrscheinlich aus dem Mittelalter stammt, wurden jetzt bei den Arbeiten an der Kanalisation auf dem Sondershäuser Schlosshof entdeckt. Für die Archäologen seien die Funde eine besondere Überraschung gewesen, weil sie in der Nähe des jüngsten Teils der Schlossanlage, dem Westflügel, liegen, erklärt Carola Niklas. Sie ist Architektin in der Bauabteilung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Grundmauern einer Burg seien eher im Bereich des Turmes an der anderen Hofseite vermutet worden.
Auf die Überreste waren die Bauarbeiter gestoßen, als sie den Graben für die neue Entwässerung entlang des Westflügels aushoben. Dabei rissen sie mit der Baggerschaufel ein Loch in die Decke des unter dem Schlosshof-pflaster über Jahrhunderte verborgenen Gewölbes. Weitere Schäden an dem historischen Mauerwerk waren vermieden worden, weil der Archäologe, der die Bauarbeiten ständig begleitet, den Bagger stoppen ließ. In Handarbeit legt der Experte jetzt einen Eingang zum alten Kellergewölbe frei.
Als das Pflaster neben der ursprünglichen Fundstelle vorsichtig gehoben wurde, um weitere Teile des Gewölbes darunter zu erreichen, trat gleich daneben eine starke Grundmauer zu Tage. Die aus Naturstein gemauerten Fundamente müssen Teile einer Anlage sein, die schon lange vor den ältesten Gebäudeteilen des heute noch erhaltenen Schlosses auf dem Bergsporn über Sondershausen errichtet worden waren. Darin sind sich der Archäologe und die Architektin von der Schlösserstiftung einig, obwohl noch genaue Untersuchungen ausstehen, mit denen das Alter der Mauersteine im Gewölbe und im Fundamentrest eindeutig bestimmt werden kann.
Für die Datierung sollen jetzt auch Proben aus dem Inneren des Kellerraumes genommen werden, sobald dieser sicher zugänglich ist. Dafür muss von der Grabenseite noch etwas Erdreich entfernt werden. Schon durch das Loch, das bei den Baggerarbeiten entstanden war, ist ein Hohlraum von mehr als einem Meter Tiefe einsehbar. Nun brennt der Archäologe darauf, möglichst viel der alten Katakomben auf Relikte zu untersuchen, die möglicherweise Aufschluss darüber geben können, zu welchem Zweck das Gewölbe gebaut und wie es außerdem genutzt wurde.
Ob das Bauwerk über den jetzt sichtbaren Teil hinaus noch erhalten ist, sei kaum abzuschätzen, stellte Architektin Niklas gestern klar. Es sei allerdings schon an der Pflasteroberfläche des Hofes ablesbar, dass sich Bereiche direkt neben der Fundstelle deutlich abgesenkt haben. Das lasse vermuten, dass darunter liegende Gewölbe beschädigt oder eingestürzt sind.
Völlig unklar ist auch, welche Dimensionen die Grundmauern er alten Burganlage haben, die ebenfalls entdeckt worden waren. Ob sie noch weiter freigelegt werden, ist ebenfalls noch fraglich. Während der Untersuchungen an den Funden gehen die Arbeiten an der Hofentwässerung weiter. Wenn die Gräben wieder geschlossen werden, müssen wohl auch die bis dahin kartierten Gewölbe verfüllt werden, so Carola Niklas. Anders sei nicht sicherzustellen, dass der Schlosshof darüber auch standfest bleibt, wenn schwere Fahrzeuge darauf fahren. Das soll weiter möglich sein.