Breitbandinitiative kommt nicht überall an
Berkaer Siedlung mit 70 Haushalten wegen falscher Daten vom offiziellen Ausbau der Datenautobahn ausgeschlossen
Berka. Ende 2020 sollen die weißen Flecken im Kyffhäuserkreis verschwunden sein. Dann soll niemand mehr in der Modellregion für den Breitbandausbau in Thüringen mit weniger als 30 Mbit/s im Internet surfen müssen. Bernd Woitasky wird das dann aber immer noch – und das auch nur mit nur 16 Mbit/s. Und so wie er weiterhin abgehängt bleibt vom schnellen Internet, geht es 69 weiteren Haushalten im Sondershäuser Ortsteil Berka, darunter auch einigen Unternehmen.
So langsam sein Netz, so lang ist inzwischen die Geschichte, die der Berkaer zu erzählen hat, warum ausgerechnet er vom schnellen Internet abgeschnitten ist. Es ist eine Geschichte von Bürokratie und falscher Daten, in einer Zeit, in der Daten immer wichtiger werden.
Dabei gehört Berka auch gar nicht zu den vielen unterversorgten Regionen. Der Ortskern ist ausgebaut. Aber nicht das Wittchental auf der anderen Seite der ehemaligen Bahnstrecke, die Berka teilt. Als sich Bernd Woitasky 2016 bei der Telekom erkundigt, ob auch in seinem Wohngebiet eine bessere Versorgung geplant ist, macht man ihm wenig Hoffnung. Aufgrund der großen Distanz könne man es nicht versorgen. Ein zusätzlicher Kabelverzweiger mit Tiefbau sei erforderlich, um eine größere Bandbreite auf dem aktuellen Stand der Technik zu realisieren – und das sei unwirtschaftlich, beschied die Telekom damals. Stattdessen schlägt ihm das Unternehmen eine private Glasfaseranbindung vor. Geschätzte Kosten damals bis zu 10.000 Euro, ohne Tiefbaukosten. Die kämen noch oben drauf, zitiert Bernd Woitasky aus dem Schriftverkehr.
Die Breitbandinitiative des Landkreises, bei der das Schließen der Wirtschaftlichkeitslücke gefördert wird, damit Breitbandanschlüssen auch dort möglich sind, wo Unternehmen einen Eigenausbau ablehnen, hätte in Berka also helfen können. Genau das passiert aber nicht. Das Breitbandnetz von Berka inklusive dem besagten Kabelverzweiger war dem Landkreis 2015 im Markterkundungsverfahren im Rahmen des Förderprogramms als eigenwirtschaftlicher Ausbau der Telekom angezeigt worden. Damit flog Berka aus dem Programm. „Eine Förderbedingung lautet: Eigenausbau geht vor gefördertem Ausbau“, erklärt Nadine Hampel, Leiterin der Wirtschaftsförderung des Landkreises. Wenn Telekommunikationsunternehmen im Rahmen des Markterkundungsverfahren angeben, dass sie in den kommenden drei Jahren nicht ausbauen, dann könne gefördert werden, ansonsten nicht.
„Ein Fehler, der absurde Konsequenzen hat“, sagt Bernd Woitasky. Die Telekom meldet einen Ausbau, der nicht stattfindet. Einen Anspruch auf den gemeldeten Ausbau hat der Landkreis aber nicht. Das hat Bernd Woitasky in vielen Gesprächen mit der Kreisverwaltung gehört. Vom ehemaligen Chef der Wirtschaftsförderung, Andreas Räuber, bis zur neuen Leiterin, sogar mit der Landrätin, habe er gesprochen. An der Situation hat sich nichts geändert. Während der Ausbau mit vielen Verzögerungen inzwischen gestartet ist, wohnt Woitasky weiter in einem „weißen Fleck“, den es eigentlich nicht mehr geben sollte.
„Nachträglich in das Programm aufgenommen werden können einzelne Adressen nicht. Das funktioniert nicht“, erläutert Nadine Hampel. Die Ausschreibung sei abgeschlossen gewesen, das Gebiet und die Kosten abgesteckt. „Wir müssen das so zur Kenntnis nehmen“, sagt Hampel.
Eein wenig wolle man Bernd Woitasky jetzt entgegenkommen. Bis zum Jahresende habe die Telekom, die die Ausschreibung für rund 12 Millionen Euro für den Breitbandausbau gewonnen hat, der Wirtschaftsförderung zugesagt, dass in der Berkaer Siedlung die Leistung erhöht werden solle. 30 Mbit/s könnten möglich sein. „Dann wäre immerhin die Mindeststufe für schnelles Internet erreicht“, sagt Nadine Hampel. Ein gefördertes Glasfaserkabel aber werde es nicht geben. Vielleicht in der nächsten Ausbaurunde.
Die 30 Mbit/s sind längst überholt. Der Glasfaserausbau soll weitergehen. Aber auch diesem wird ein Markterkundungsverfahren mit all seinen Tücken vorausgehen.