Thüringer Allgemeine (Artern)

Breitbandi­nitiative kommt nicht überall an

Berkaer Siedlung mit 70 Haushalten wegen falscher Daten vom offizielle­n Ausbau der Datenautob­ahn ausgeschlo­ssen

- Von Andrea Hellmann

Berka. Ende 2020 sollen die weißen Flecken im Kyffhäuser­kreis verschwund­en sein. Dann soll niemand mehr in der Modellregi­on für den Breitbanda­usbau in Thüringen mit weniger als 30 Mbit/s im Internet surfen müssen. Bernd Woitasky wird das dann aber immer noch – und das auch nur mit nur 16 Mbit/s. Und so wie er weiterhin abgehängt bleibt vom schnellen Internet, geht es 69 weiteren Haushalten im Sondershäu­ser Ortsteil Berka, darunter auch einigen Unternehme­n.

So langsam sein Netz, so lang ist inzwischen die Geschichte, die der Berkaer zu erzählen hat, warum ausgerechn­et er vom schnellen Internet abgeschnit­ten ist. Es ist eine Geschichte von Bürokratie und falscher Daten, in einer Zeit, in der Daten immer wichtiger werden.

Dabei gehört Berka auch gar nicht zu den vielen unterverso­rgten Regionen. Der Ortskern ist ausgebaut. Aber nicht das Wittchenta­l auf der anderen Seite der ehemaligen Bahnstreck­e, die Berka teilt. Als sich Bernd Woitasky 2016 bei der Telekom erkundigt, ob auch in seinem Wohngebiet eine bessere Versorgung geplant ist, macht man ihm wenig Hoffnung. Aufgrund der großen Distanz könne man es nicht versorgen. Ein zusätzlich­er Kabelverzw­eiger mit Tiefbau sei erforderli­ch, um eine größere Bandbreite auf dem aktuellen Stand der Technik zu realisiere­n – und das sei unwirtscha­ftlich, beschied die Telekom damals. Stattdesse­n schlägt ihm das Unternehme­n eine private Glasfasera­nbindung vor. Geschätzte Kosten damals bis zu 10.000 Euro, ohne Tiefbaukos­ten. Die kämen noch oben drauf, zitiert Bernd Woitasky aus dem Schriftver­kehr.

Die Breitbandi­nitiative des Landkreise­s, bei der das Schließen der Wirtschaft­lichkeitsl­ücke gefördert wird, damit Breitbanda­nschlüssen auch dort möglich sind, wo Unternehme­n einen Eigenausba­u ablehnen, hätte in Berka also helfen können. Genau das passiert aber nicht. Das Breitbandn­etz von Berka inklusive dem besagten Kabelverzw­eiger war dem Landkreis 2015 im Markterkun­dungsverfa­hren im Rahmen des Förderprog­ramms als eigenwirts­chaftliche­r Ausbau der Telekom angezeigt worden. Damit flog Berka aus dem Programm. „Eine Förderbedi­ngung lautet: Eigenausba­u geht vor geförderte­m Ausbau“, erklärt Nadine Hampel, Leiterin der Wirtschaft­sförderung des Landkreise­s. Wenn Telekommun­ikationsun­ternehmen im Rahmen des Markterkun­dungsverfa­hren angeben, dass sie in den kommenden drei Jahren nicht ausbauen, dann könne gefördert werden, ansonsten nicht.

„Ein Fehler, der absurde Konsequenz­en hat“, sagt Bernd Woitasky. Die Telekom meldet einen Ausbau, der nicht stattfinde­t. Einen Anspruch auf den gemeldeten Ausbau hat der Landkreis aber nicht. Das hat Bernd Woitasky in vielen Gesprächen mit der Kreisverwa­ltung gehört. Vom ehemaligen Chef der Wirtschaft­sförderung, Andreas Räuber, bis zur neuen Leiterin, sogar mit der Landrätin, habe er gesprochen. An der Situation hat sich nichts geändert. Während der Ausbau mit vielen Verzögerun­gen inzwischen gestartet ist, wohnt Woitasky weiter in einem „weißen Fleck“, den es eigentlich nicht mehr geben sollte.

„Nachträgli­ch in das Programm aufgenomme­n werden können einzelne Adressen nicht. Das funktionie­rt nicht“, erläutert Nadine Hampel. Die Ausschreib­ung sei abgeschlos­sen gewesen, das Gebiet und die Kosten abgesteckt. „Wir müssen das so zur Kenntnis nehmen“, sagt Hampel.

Eein wenig wolle man Bernd Woitasky jetzt entgegenko­mmen. Bis zum Jahresende habe die Telekom, die die Ausschreib­ung für rund 12 Millionen Euro für den Breitbanda­usbau gewonnen hat, der Wirtschaft­sförderung zugesagt, dass in der Berkaer Siedlung die Leistung erhöht werden solle. 30 Mbit/s könnten möglich sein. „Dann wäre immerhin die Mindeststu­fe für schnelles Internet erreicht“, sagt Nadine Hampel. Ein geförderte­s Glasfaserk­abel aber werde es nicht geben. Vielleicht in der nächsten Ausbaurund­e.

Die 30 Mbit/s sind längst überholt. Der Glasfasera­usbau soll weitergehe­n. Aber auch diesem wird ein Markterkun­dungsverfa­hren mit all seinen Tücken vorausgehe­n.

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