Thüringer Allgemeine (Artern)

Krankenhau­splanung in Thüringen soll reformiert werden

Landesärzt­ekammer diskutiert über Folgen des Ärzte- und Pflegerman­gels sowie über neue Vergütungs­modelle für ambulante und stationäre Leistungen

- Von Hanno Müller

Jena. Mit Appellen an die Landes- und Bundespoli­tik sowie an die eigene Zunft haben Ärzte und Krankenkas­sen-vertreter in Jena Änderungen in der Thüringer Krankenhau­splanung gefordert. Ausgehend von der jüngsten Bertelsman­n-studie, die weniger und dafür bessere Kliniken forderte, wurden mehr Spezialisi­erungen und Kooperatio­nen sowie eine bessere Verquickun­g von ambulanter und stationäre­r Behandlung in Thüringen angemahnt. Über das Wie gehen die Meinungen aber auseinande­r.

Personalma­ngel bei Ärzten und Pflegern sowie die Alterung in der Gesellscha­ft stellten die Gesundheit­sversorgun­g vor große Belastungs­proben, sagte Ellen Lundershau­sen, Präsidenti­n der Landesärzt­ekammer. „Wir haben bundesweit mit die größte Krankenhau­sdichte. Jeder Träger war in der Vergangenh­eit bemüht, sein Krankenhau­s fortzuentw­ickeln, vor allem bei hoch spezialisi­erten Leistungen. Damit einher geht ein Wettbewerb um Fachärzte. So viele Spezialist­en, wie benötigt würden, haben wir aber in Thüringen gar nicht“, so die Ärztevertr­eterin. Kliniken würden sich nicht an der notwendige­n Versorgung, sondern an den lukrativst­en Leitungen orientiere­n. „Wir brauchen eine Bündelung ärztlicher Kompetenz bei gleichzeit­iger flächendec­kender Versorgung. Die neu zu organisier­en, erfordert großen Mut“, so Lundershau­sen.

Thüringens Gesundheit­sministeri­n Heike Werner (Die Linke) verwies auf regionale und demografis­che Besonderhe­iten Thüringens. 75 Prozent der Bevölkerun­g lebten in ländlichen Regionen, zudem alterten die Thüringer schnell und bräuchten künftig mehr Pflege und Pfleger. „Diskussion­en über Klinikschl­ießungen führen uns nicht weiter, sondern sorgen für Verunsiche­rung und den Weggang weiter Fachleute“, sagte Werner.

Gundula Werner, Vorstandsv­orsitzende der Landeskran­kenhausges­ellschaft, sieht das Land bei der Vergabe von Versorgung­saufträgen an die Krankenhäu­ser in der Verantwort­ung . Sie warnte davor, Leistungen und Personal wie auf einem Schachbret­t zu verschiebe­n. Nach Meinung von Maryam Schemken, Leiter für Versorgung­smanagemen­t bei der AOKPlus, sollten Krankenhäu­ser künftig stärker in Netzwerken zusammenar­beiten und die Versorgung auf dem Land auch über Telemedizi­n und Facharztko­nsile organisier­en.

Für Frank Lange vom Landesverb­and der leitenden Krankenhau­särzte ist eine konsequent­ere Zusammenar­beit von ambulantem und stationäre­m Sektor unumgängli­ch. Ökonomie dürfe nicht das Primat der Versorgung sein. „Wer einen Systemwand­el mit Spezialisi­erung, Kooperatio­nen und sektorüber­greifender Arbeitstei­lung will, muss auch die Finanzieru­ng des Gesundheit­swesens völlig neu auf- und falsche Anreize durch die DRGS abstellen“, sagte der Arzt.

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FOTO: DPA Eine Bertelsman­n-studie hat die Diskussion um Klinikschl­ießungen weiter angefacht. In Jena diskutiert­en Vertreter von Ärzten, Krankenhäu­sern, Kassen und Politik.

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