Facharzt vor Ort? Fehlanzeige
Benötigen Sie einen Facharzt? Termine erhalten Sie telefonisch über die „Kassenärztliche Vereinigung“. 10 Minuten das Besetztzeichen. Ohne Überweisung kommen Sie gar nicht in das System. Ansonsten kommt die Warteschleife. In meinen Fall „nur“45 Minuten. Einen Termin in den nächsten 4 Wochen ist möglich, aber nicht vor Ort, sondern bei einem Arzt irgendwo in Erfurt. Kann mir jemand erklären, was hier läuft? Dietmar Wölfel,
Amt Wachsenburg
Schlagworte statt Gespräche
Zu „Klage über EllenbogenGesellschaft“vom 13. September: Die Studie zur „Generation Mitte“sollte Anlass für jeden sein, endlich zu erkennen, dass es zu jedem Sachverhalt Wirkungen gibt, deren Risiken zu spät erkannt werden.
Je häufiger – und das beginnt in den Parlamentsdebatten – unüberlegte Worte in den Raum gestellt werden, desto angeheizter wird unser Sprachgebrauch. Der kulturelle Schwelbrand ist spürbar schon entfacht. Von Mal zu Mal mehr Mitmenschen verkennen die Möglichkeit ihres Kopfes zum Denken. Stattdessen bedienen sie sich der üblen Nachrede oder ihrer Fäuste. Sie nennen das dann „einprägsame Schlagworte“. Fachgerechter Sach- und gesunder Menschenverstand könnte ein erster Schritt zum Positiven sein.
P. Achim Tettschlag, Erfurt Erfurt. Quäle nie ein Tier zum Scherz, denn es spürt wie du den Schmerz: Wer mit dem Großvater durch den Garten ging, lernte mit diesem Spruch, dass man Fliegen nicht die Flügel abreißt, den Dackel nicht mit einem harten Ruck an der Leine aus dem Beet zerrt oder das Kaninchen am Schwanz festhält. Im Idealfall hielt die Erfahrung bis ins Erwachsenenalter und wurde auf Pflanzen, Einzeller und andere Lebewesen übertragen.
Heute haben Wissenschaftler die Großväter abgelöst und mit Forschung untermauert, was für diese schlicht zu anständigem Verhalten gehörte. Aber: „Unsere Moral hinkt unserem Wissen hinterher“, sagt Karsten Brensing. Der promovierte Meeresbiologe aus Erfurt fordert das Gleiche wie die Großväter: Anerkennung der Tiere als Individuen, die mit Respekt zu behandeln sind.
Aber er geht noch weiter und möchte Persönlichkeitsrechte für Tiere in der Rechtsprechung verankert sehen. „Denn sie stehen in Individualität den Menschen in nichts nach. Sie werden nicht vom Instinkt geleitet, sondern von Denken und Fühlen, genau wie wir auch. Etwas anderes gibt es nicht.“
Meisen können in Sätzen reden, Delfine beherrschen eine komplexe Grammatik und am Quaken eines Frosches können wir hören, wie es ihm geht: Viele solcher wissenschaftlich untermauerter Beispiele kann Karsten Brensing anführen, wenn es um die Ähnlichkeit von Tieren und Menschen geht.
Diese Gemeinsamkeiten müssen genutzt werden, findet Brensing – und sie müssen seiner Ansicht nach dazu führen, dass unser Rechtssystem sich ändert, um die Tiere besser zu schützen.
„Am etablierten Instrumentarium soll sich gar nichts ändern“, sagt er. Aber er plädiert dafür, neben der natürlichen und der juristischen Person noch die tierliche in die Rechtsprechung einzuführen. Auf diese Weise wäre es seiner Ansicht nach möglich, Tierschutz- und auch Naturschutzgesetze effektiver anwenden zu können. Denn dann könnte jeder, der das Wohl von Tieren gefährdet sieht, einen Anwalt einschalten, um Abhilfe zu schaffen.
Derzeit sei das in manchen Bundesländern noch nicht einmal Tierschutzorganisationen möglich, sondern nur der Staatsanwaltschaft oder Veterinärbehörden, erklärt Brensing. Das könne zu Interessenkonflikten führen.
Iri heißt die Organisation, die Karsten Brensing mitgegründet hat, um sein Vorhaben umzusetzen. Vom Juristen über den Philosophen, Politikwissenschaftler, Journalisten und Agrarwissenschaftler bis hin zum Experten für Künstliche Intelligenz reicht das Spektrum der Fachleute im wissenschaftlichen Beirat von Iri, der sich auch zum Ziel gesetzt hat, globales Tierrecht zur wissenschaftlichen Disziplin zu entwickeln.
„Ein Zusammenleben mit Tieren kann für beide Seiten Vorteile bringen und sollte daher auf Gegenseitigkeit beruhen“ist einer der Grundsätze von Iri, der Individual Rights Initiative (Initiative für Persönlichkeitsrechte). Ihr prominentester Unterstützer ist der Schauspieler Hannes Jaenicke.
An diesem Freitag ist Karsten Brensing in Erfurt zu Gast, um dort seine Ideen und sein jüngstes Buch zum Thema vorzustellen: „Die Sprache der Tiere: Wie wir einander besser verstehen“. Auf Einladung des Vereins Kulturquartier Erfurt gestaltet Brensing eine Veranstaltung im alten Schauspielhaus Erfurt. Für ihn wird es damit im doppelten Sinne zum Heimspiel, denn sein Großvater Walter Amtrup war dort in den 1950er-jahren ein bekannter Schauspieler, stand später auch in Meiningen auf der