Der Osten kommt voran
Regierungsbericht sieht Fortschritte
Das Eis schmilzt
Die beiden Eisschilde der Erde, Antarktis und Grönland, verlieren rapide an Masse. Laut IPCCReport hat sich der Verlust an Eis in Grönland im Vergleich zur Jahrtausendwende verdoppelt, in der Westantarktis gar verdreifacht. Das trage am meisten zum weltweiten Anstieg des Meeresspiegels bei.
Grönland hat von 2006 bis 2015 jährlich etwa 278 Gigatonnen Eis verloren. Eine Gigatonne entspricht einer Milliarde Tonnen. In der Westantarktis schmolzen jährlich 155 Gigatonnen Eis. In beiden Regionen könnten die Eisschilde vollständig kollabieren, befürchten die Forscher. Wann, ist noch unklar.
Die Antarktis ist ein Kontinent, umgeben von Meer. Die Arktis hingegen ist ein Ozean, umgeben von Land. Sie erwärmt sich in den letzten zwei Jahrzehnten mehr als doppelt so schnell wie andere Regionen auf der Erde. Dort hat das Eis zwischen 1979 und 2017 um 12,8 Prozent pro Jahrzehnt abgenommen, schreiben die Autoren. Arktis und Antarktis haben eine für den Planeten lebenswichtige Regulierungsfunktion: Die weißen Flächen reflektieren die Wärmestrahlen der Sonne zurück ins All.
Alpengletscher vor dem Aus Auch die Gletscher, die für Hunderte Millionen Menschen in aller Welt als Wasserspeicher von Bedeutung sind, schwinden zusehends. Durch die Schmelze der Gletscher weltweit gingen jährlich 220 Gigatonnen Eis verloren. Niedrig gelegene Gletscher wie etwa in den Alpen werden laut Ipcc-prognose bis 2100 mehr als 80 Prozent ihrer Masse einbüßen. Bleibt es bei einem Anstieg der Treibhausgasemissionen, wird es laut IPCC in Deutschland zum Ende des Jahrhunderts kein einziges Skigebiet mehr geben, das Schneesicherheit garantieren kann.
Die Meeresspiegel steigen
Die zunehmende Eisschmelze und die Ausdehnung des wärmeren Wassers lassen den Meeresspiegel immer schneller ansteigen, zeigen Daten der Weltwetterorganisation WMO. Derzeit sind es im globalen Schnitt drei Millimeter pro Jahr. „Er steigt nun schneller, als die Wissenschaft es in den vergangenen Ipcc-sachstandsberichten angenommen hat“, sagt Beate Ratter vom Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN) der Universität Hamburg. Sie hat als Leitautorin am Bericht mitgearbeitet. Seit 1900 sei der Meeresspiegel im Schnitt um 16 Zentimeter angestiegen.
Die Prognosen bis zum Ende des Jahrhunderts sind düster und übertreffen die Projektionen vergangener Berichte: Ohne eine Emissionsminderung würde es einen weiteren Anstieg des Meeresspiegels um etwa 84 Zentimeter bis 2100 geben, andere Schätzungen gehen sogar von 110 Zentimetern aus. Diese Projektion liegt 10 Zentimeter höher als noch im vergangenen Sachstandsbericht des IPCC. Aber: Sinken die Treibhausgasemissionen schnell, würde der Meeresspiegelanstieg in diesem Jahrhundert auf etwa 43 Zentimeter halbiert werden können.
Allerdings bleiben noch Unsicherheiten. Unklar ist, wie groß der Beitrag durch die Eisschmelze in der Antarktis bis 2100 sein wird. „Die Veränderungen werden Gesellschaften an die Grenzen der Anpassungsfähigkeit bringen“, sagt Ratter.
Die Permafrostböden tauen Die Regionen, in denen der Boden ganzjährig gefroren ist, werden deutlich schrumpfen. Laut IPCC drohen bis 2100 zwischen 30 und 99 Prozent der oberen Schichten der Permafrostböden zu schmelzen, wenn die Emissionen nicht zurückgehen. Beim Abtauen von Permafrostböden würden dem schlimmsten Szenario zufolge Hunderte Milliarden Tonnen CO2 und Methan freigesetzt, was die Erderwärmung wiederum verstärken würde. 45 Prozent der Öl- und Gasfelder Russlands liegen in Regionen, von denen erwartet wird, dass sie bis 2050 auftauen.
Die Meere versauern
Laut Ipcc-bericht haben die Weltmeere in den vergangenen Jahrzehnten ein Viertel der vom Menschen erzeugten Treibhausgase aufgenommen und 93 Prozent der Hitze gespeichert, welche die Menschheit seit 1980 verursacht hat. Nun beginnen die Ozeane, sich zu verändern. Die Meere sind wärmer geworden, stellt der Ipcc-bericht fest, zugleich auch saurer und weniger salzhaltig. Durch die Erwärmung der Meere und ihre Verschmutzung könnten riesige Todeszonen entstehen, in denen es keinen Sauerstoff gibt. Berlin. 30 Jahre nach der Wende sieht die Bundesregierung deutliche Fortschritte beim wirtschaftlichen Aufholprozess im Osten – es gibt aber weiter große Probleme. Viele Bürger meinten nach wie vor, dass der Osten kollektiv und individuell benachteiligt werde, sagte der Ostbeauftragte der Regierung, Christian Hirte (CDU), am Mittwoch bei der Vorstellung des Jahresberichts zum Stand der Deutschen Einheit. Angesichts großer Umbrüche mit negativen Erfahrungen seit der Wende seien viele Menschen im Osten „veränderungsmüde“, erklärte Hirte mit Blick auf den digitalen Wandel, den geplanten Kohleausstieg, die Migration und die Globalisierung.
Um die Wirtschaft Ostdeutschlands auszubauen, fordert Linken-chefin Katja Kipping mehr Investitionen und einen Privatisierungsstopp. „Das ständige Wiederholen dieses Mantras ‚der Osten holt auf‘ hilft niemandem weiter“, sagte Kipping unserer Redaktion.
„Natürlich gibt es im Osten ökonomisch erfolgreiche Orte – Leipzig, Dresden, Jena oder auch Erfurt – aber von gleichwertigen Lebensverhältnissen in der Fläche sind wir weit entfernt“, sagte Kipping. Der Osten brauche mehr als sanierte Stadtkerne, sagte die Linken-chefin. Nötig seien ein sofortiger Stopp von Privatisierungen öffentlichen Eigentums und eine Initiative, um Unternehmen wieder in kommunale Hand zurückzugeben. Am 9. November 1989 fiel die Mauer, am 3. Oktober 1990 erfolgte dann offiziell die Wiedervereinigung. (tma/dpa)