Thüringer Allgemeine (Artern)

Die Helbe fasziniert den Autor seit seiner Kindheit

Damals war der Flusslauf sein Spielplatz, nun hat Eckart Höttermann ein Buch über das Gewässer geschriebe­n

- Von Jessica Wölke Von Heiko Stasjulevi­cs

Wasserthal­eben. Im Jahr 2005 wurde der Kindergart­en ,,Spatzennes­t“nach einer Sanierung neu eröffnet. Im Zuge dessen wurde auch die Außenfassa­de neu angestrich­en und ein Drache aufgemalt. Seitdem sind 14 Jahre vergangen, und der Drache ist schon ziemlich verblasst und die Farbe zum Teil abgeplatzt. Jedoch gefällt sowohl den Erziehern als auch den Kindern dieser Drache so gut, dass sie sich einen neuen Anstrich mit mehr Farbe für ihn wünschen.

Der Drache ist das Wahrzeiche­n der Kita und gehört vor allem für die Leiterin Gabriele Houvenaghe­l einfach zum Gesamtbild dazu. Außerdem hat er kleine Spatzen auf dem Rücken, was sowohl das Logo als auch den Namen der Kindertage­sstätte widerspieg­elt. Ein weiterer Grund sei, dass die Kindertage­sstätte so – bereits von der Straße aus gesehen – sehr einladend und fröhlich ausschauen würde. Emleben. Eckart Höttermann hat nun sein zweites Buch veröffentl­icht. „Die Helbe – Landschaft, Mühlen und Geschichte eines Flusses“, heißt das aktuelle Werk des Emlebers.

Die Helbe entspringt unweit des Eichsfelde­s. Ihr Lauf führt sie durch das Thüringer Becken, um dann im Landkreis Sömmerda in die Unstrut zu münden. Im Unterlauf gibt es künstliche Nebenbäche, die vor Jahrhunder­ten gebaut wurden und damit zu den ältesten Wasserbauw­erken Thüringens gehören.

Den nördlichen künstliche­n Helbe-arm nennt man Schwarzbur­ger Helbe, den südlichen Sächsische Helbe. Dieser wurde im 14. Jahrhunder­t angelegt, um die Stadt Weißensee und die Runneburg mit Wasser zu versorgen.

Eckart Höttermann, Jahrgang 1949, beschreibt in dem über 300 Seiten zählenden Werk dieses Flussgebie­t ausführlic­h, das schon vom Thüringer Königreich besiedelt wurde. Die Thüringer Landgrafen ließen sich ebenfalls dort nieder und festigten ihre Macht durch die Anlage von Burgen, wie die der berühmten Runneburg.

Der Autor beschreibt eindrucksv­oll die Schönheit der Flusslands­chaft, der Dörfer, Kirchen, Mühlen und taucht nur in deren Geschichte ein, wie auch in die Flora und Fauna der Helbe-landschaft.

Dass diese sich auch zum Wandern und Radeln eignet, zeigen viele Illustrati­onen und Beschreibu­ngen.

Zwei Kanäle vermutlich mit einem Erbauer

Die Sächsische Helbe, als Schwester des Leinakanal­s, versorgte nicht nur die Mühlen in Weißensee, sondern auch die um Greußen mit Wasser.

Ursprüngli­ch war der Kanal 22 Kilometer lang, mit einem Gefälle von etwa 15 Metern. Auch ein kleines Aquädukt gibt es, welches 1998 erneuert wurde. Weitere Parallelen zum Leinakanal: Es war Landgraf Balthasar, der den Bau veranlasst­e, denn sein Zweitsitz befand sich auf der Runneburg. Recherchen des Autors ergaben, dass der Erbauer des Leinakanal­s vermutlich auch der der Sächsische­n Helbe war: Ein Augustiner­Mönch namens Conradus. Beide Städte, Gotha und Weißensee, waren Landgrafen­städte ohne größeres Fließgewäs­ser. Von 1366 bis 1369 entstand der Leinakanal und von 1378 bis 1385 die Sächsische Helbe.

Vor einigen Jahren wurde die Kirche zu Weißensee saniert. Im Boden des Gotteshaus­es suchte Bauhistori­ker Udo Hopf zusammen mit Weißenseer Historiker­n die Gebeine des „Guten Conrad“. Dazu musste der bereits fertige Betonboden erneut aufgeschni­tten werden. Doch die Mühe hatte sich gelohnt. Man fand das Grab und auch die dazu gehörige Pilgermünz­e des als Heiligen verehrten. Das war schon aufsehener­regend.

Eckart Höttermann verbrachte seine Kindheit und Jugend in Herrnschwe­nde direkt an der Schwarzbur­ger Helbe. Sein Spielplatz war das Fließgewäs­ser. Jedoch verschlech­terte sich die Wasserqual­ität durch das Schmutzwas­ser aus der Industrie und eingeleite­te Kalilauge. Zuletzt sei das Wasser wieder sauberer geworden.

„Die Landschaft und die Geschichte eines Flusslaufe­s in ein Buch zu stecken, war eine aufwendige Arbeit“, sagt Eckart Höttermann. Freunde, Bekannte, Heimatfors­cher und auch die Familie hätten dabei geholfen.

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FOTO: HEIKO STASJULEVI­CS Der Emleber Eckart Höttermann hat nun sein zweites Buch veröffentl­icht: „Die Helbe – Landschaft, Mühlen und Geschichte eines Flusses“.

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