Der letzte Schliff
Eisschnellläufer Patrick Beckert aus Erfurt startet heute in die heiße Phase der Saisonvorbereitung
Erfurt. Patrick Beckert zählt voller Vorfreude die Tage bis zum scharfen Start in die neue Saison. Unzählige Kilometer auf Inlineskates ist er in diesem Sommer gerollt, immer wieder stemmte er im staubigen Kraftraum die Gewichte, sogar auf dem Eis von Heerenveen übte der Weltklasse-eisschnellläufer schon. „Ich habe sehr gut trainiert, bin motiviert und freue mich, wenn es endlich wieder losgeht“, sagt der 29 Jahre alte Sportsoldat vom ESC Erfurt, für den die Weltmeisterschaft in Salt Lake City (13. bis 16. Februar) der Höhepunkt im bevorstehenden Winter darstellt.
Als er in der zurückliegenden Saison bei der Heim-wm in Inzell um die Winzigkeit von zwei Tausendstelsekunden über die 10.000 Meter die dritte WM-MEdaille seiner Kariere verpasste, war er im ersten Moment am Boden zerstört. Nun, mit Abstand betrachtet, stellt er vor allem seine Leistung – eine Zeit deutlich unter 13 Minuten – in den Mittelpunkt und zieht daraus auch die Motivation für die neue Saison. „Wichtig war für mich die Bestätigung, dass ich mit den besten Eisschnellläufern der Welt auf einem Level um die Medaillen kämpfen kann. Das ist auch für Salt Lake City mein Ziel“, sagt Beckert.
Froh ist er, dass ihn die Deutsche Eisschnelllauf-gemeinschaft ( DESG) dabei unterstützt, seinen eigenen Weg zu gehen. Gemeinsam mit Bruder Pedro absolviert er auch im bevorstehenden Winter sein Trainingsprogramm und nutzt dabei die Konzepte aus seiner Zeit im holländischen Privatteam Justlease.nl als Grundlage. Um in den Übungseinheiten andere Reize zu setzen, baute er neue Übungen im Kraftraum mit ein oder nutzte mit dem Rennrad die Gunst der Stunde und integrierte seinen Start im Jedermann-rennen der DeutschlandTour ins Training. „Das war mal eine willkommene Abwechslung, die Spaß gemacht hat“, sagt Beckert, der die 64-km-runde immerhin mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 39 Kilometern pro Stunde gemeistert hat.
Bei allem aber ist ihm vor allem die Rückendeckung des Verbandes wichtig. Während der einstige Erfurter Danny Leger für die deutschen Sprinter verantwortlich zeichnet, kümmert sich Erik Bouwman um die Langstreckenspezialisten. Er ist im Bilde darüber, wann und wo Beckert sein Training absolviert. „Die Zusammenarbeit macht Spaß, die Kommunikation verläuft reibungslos“, sagt der Erfurter, der einst ganz bewusst aus den Niederlanden in seine Heimat zurückkehrte: „Hier habe ich als Eisschnellläufer in jeder Hinsicht perfekte Bedingungen zum Trainieren.“
Am heutigen Donnerstag reist er nach Inzell, wo das Eisschnelllauf-oval inzwischen vereist ist und der letzte Schliff für den Winter folgen soll. Gespannt fiebert Patrick Beckert dem 12. Oktober entgegen, wenn ein erster Testwettkampf nicht nur die Rückkehr in den vertrauten Rhythmus bereithält, sondern auch im Duell mit der internationalen Konkurrenz einen ersten, ganz guten Vergleich liefert.
Dass er bei den deutschen Meisterschaften in Inzell (8. bis 10. November) seine Titel über die 5000 Meter und 10.000 Meter verteidigen will, versteht sich von selbst. Es wären die nationalen Goldmedaillen Nummer 21 und 22. Den ersten Gradmesser liefert vor allem der WeltcupAuftakt in Minsk (15. bis 17. November). Alles ordnet er jedoch der WM in den USA unter. Die Bahn in Salt Lake City liegt ihm offensichtlich. Im Dezember 2017 stellte der Thüringer hier über die 5000 Meter in 6:07,02 Minuten einen deutschen Rekord auf und wird mit jener Leistung nach wie vor auf Rang sechs der ewigen Bestenliste geführt. Wenn es nach Patrick Beckert geht, soll es nicht das letzte Ausrufezeichen in Salt Lake City gewesen sein.