Bloßes Säbelrasseln
Der Knatsch um die Frage nach der Nummer eins im deutschen Tor geht weiter. Mit der Attacke von Bayern-präsident Uli Hoeneß erreichte die Debatte nun jedoch eine Ebene, die Kopfschütteln hinterlässt.
Die Drohung, für den Fall eines Torhüterwechsels von Kapitän Manuel Neuer durch Ersatzkeeper Marc-andré ter Stegen keine Nationalspieler mehr abzustellen, ist nicht nur maßlos überzogen. Und sie entbehrt jeder Grundlage. Da hilft es auch nicht, die nach dem ChampionsLeague-spiel gegen Belgrad getroffenen Äußerungen vom Management in der Art relativieren zu lassen, dass er sie heute nicht mehr so treffen würde.
Hoeneß gilt als Reizfigur. Er polarisiert, er politisiert im Interesse des bayrischen Branchenführers. Deswegen wäre es naiv anzunehmen, dass er aus der Emotion heraus nicht Herr seiner Äußerungen wäre. Wie so oft steckte dahinter eher Kalkül. Selbst dahinter, sich im Starkmachen für Neuer in Drohgebärden zu verlieren, die rechtlich kaum haltbar wären.
Spieler wie Joshua Kimmich, Niklas Süle oder Leon Goretzka nicht zur Nationalmannschaft zu lassen, hieße, gegen die Abstellungspflicht des Weltverbandes zu verstoßen. Praktisch unmöglich also. Abgesehen davon, dass sich die Spieler dafür bedanken würden, als Unterpfand eines polternden Bayern-chefs zu dienen.
Dem Bundestrainer werden angesichts der Dauerdebatte längst die Ohren klingeln, wie es Hoeneß formulierte. Inwieweit es seitens des Dfb-trainers klug ist, weiter alle Aussagen auszusitzen, bleibt abzuwarten.
Möglicherweise fußt es auf dem Bestreben, den Konflikt nicht weiter zu befeuern, bevor Hoeneß in wenigen Wochen den Platz als Bayern-präsident räumt. Es dürfte auch das Wissen um bloßes Säbelrasseln sein.