Thüringer Allgemeine (Artern)

Rekord-champion bei Sieg von Dennis chancenlos

Zwölf Tage nach seinem Sturz bei der Vuelta fährt Tony Martin mit Platz neun deutlich an einer Medaille bei der Straßenrad-wm vorbei

- Von Stefan Tabeling

Harrogate. Tony Martin wischte sich völlig enttäuscht den Schweiß aus dem Gesicht – alle Mühe war vergebens. Für den angeschlag­enen Rekordwelt­meister hat sich in der Hügellands­chaft von Yorkshire der Traum von einer weiteren Medaille zerschlage­n. Der von einem schweren Sturz bei der Vuelta offensicht­lich noch nicht genesene Martin musste sich bei der Straßenrad-wm im Einzelzeit­fahren über 54 Kilometer von Northaller­ton nach Harrogate mit Platz neun begnügen.

2:27 Minuten hinter dem alten und neuen Weltmeiste­r Rohan Dennis aus Australien wurde der 34-Jährige gestoppt – für Martins Verhältnis­se fast schon Welten. Silber und Bronze gingen an das belgische Wunderkind Remco Evenepoel und den Italiener Filippo Ganna.

„Wenn es ein Ziel gibt, sind es Medaillen. Darüber würde ich mich freuen. Wenn man viermal Weltmeiste­r war, freut man sich nicht mehr über die Top Ten“, hatte Martin bei seiner 16. WMTeilnahm­e angekündig­t. Doch zwölf Tage nach seinem Horrorstur­z bei der Vuelta war die Zeit zur Genesung wohl zu kurz. Über Probleme im Brustkorb unter Belastung hatte Martin vorher bereits geklagt, nachdem er im Mixed-teamzeitfa­hren abgehängt worden war.

Den Traum von einer Medaille oder gar einem fünften WMTitel hatte er aber nicht aufgeben wollen. Der Kölner Nils Politt kam als zweiter deutscher Starter mit mehr als vier Minuten Rückstand auf Platz 22. „Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Fahrt. Ich wüsste nicht, was ich besser hätte machen können“, sagte Politt. Immerhin hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) durch die Top-ten-platzierun­g einen zweiten Startplatz für das olympische Einzelzeit­fahren in Tokio gesichert. Für Martin allerdings kein wirklicher Trost. „Olympia ist nicht in meinem Kopf. Das bringt auch keine Extra-motivation“, sagte der Wahl-schweizer.

Martin, der letztmals beim Wm-titel in Doha das Podest erreicht hatte, lag schon nach der ersten Zwischenze­it fast eine halbe Minute hinter Dennis, nach 37,7 Kilometern waren es gar mehr als zwei Minuten. An den Bedingunge­n hat es nicht gelegen. Im Gegensatz zum Regen-chaos vom Vortag war die Strecke weitgehend trocken, zwischenze­itlich kam sogar die Sonne zum Vorschein.

Überragend war indes der alte und neue Champion Dennis. Dabei war der Australier seit dem 18. Juli kein Rennen mehr gefahren, nachdem er bei der Tour im Streit mit seinem Bahrein-merida-team während der Etappe einfach vom Rad gestiegen war. Seitdem haben die Anwälte in dem Fall das Sagen, über eine Auflösung des Vertrages konnten sich die beiden Seiten bislang nicht einigen. In Yorkshire durfte Dennis auch nicht mit einer Rennmaschi­ne seines Teams starten. (dpa)

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FOTO: MARIO STIEHL/IMAGO Der viermalige Weltmeiste­r Tony Martin hat bei der Straßenrad-weltmeiste­rschaft im Einzelzeit­fahren eine Medaille verfehlt.

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