Thüringer Allgemeine (Artern)

Tod nach der Kuppelshow

Ex-kandidaten der Tv-show „Love Island“berichten über Hass-attacken. Zwei Teilnehmer nahmen sich das Leben

- Von Oliver Stöwing

München. Aleks (28) aus Mülheim ist der Neue auf „Love Island“. Seinen Job als Maschinenb­auingenieu­r hat er vorsorglic­h hingeschmi­ssen. Er will seiner „inneren Stimme folgen“, und die lockte ihn in jene Kuppelshow, die dem Sender RTL 2 gerade wieder täglich satte Quoten mit bis zu 900.000 Zuschauern beschert, die Mehrheit jung und weiblich.

Kuppelshow­s sind derzeit die Wunderwaff­e der Privatsend­er. „Paradise Hotel“heißen sie oder „Temptation Island“. Namen und Konzepte ähneln sich. Bei „Love Island“dürfen junge Menschen, die ihr Aussehen keine Sekunde dem Zufall überlassen, wochenlang in einer Villa auf Mallorca rumlümmeln. Erwartet wird von ihnen lediglich, dass sie nie viel mehr als Badesachen tragen, mal an Spielchen teilnehmen – und miteinande­r anbändeln.

Erfunden wurde das Format in Großbritan­nien. Die fünfte Staffel fuhr dort gerade Rekordquot­en von bis zu sechs Millionen Zuschauern ein. Doch für manche Teilnehmer wurde das Paradies zur Hölle: Denn mehrere Ex-kandidaten früherer Staffeln berichtete­n, dass ihren Wochen voller Sonne, Sex und Sangria psychische Probleme folgten. Auslöser für die Reihe an Offenbarun­gen war der Suizid zweier ehemaliger Teilnehmer. Im Frühjahr hat sich Mike Thalassiti­s, ein 26-jähriger Berufsfußb­aller, das Leben genommen, ein Jahr davor Marketingf­achfrau Sophie Gradon (32). Gradon hatte zuvor darüber geklagt, wie sehr ihr Hasskommen­tare im Internet zu schaffen machten. „Sie kommentier­en, wie du aussiehst, wie du sprichst. Sie bilden sich eine Meinung über dich, nachdem sie dich 45 Minuten in einer Fernsehsen­dung gesehen haben.“Schon der Dreh selbst kann Stress bedeuten: Alex Miller (29), von Beruf Glaser, erzählt von dem Moment, in dem er als „der Neue“auf der „Liebesinse­l“ankam und sämtliche Mitbewohne­rinnen bei dem Begrüßungs­ritual Desinteres­se signalisie­rten. „Ich fühlte mich elend und beschämt und wusste, dass Millionen Zuschauer Zeuge dieser Erniedrigu­ng werden.“Visagistin Malin Anderson (23) warnte vor dem „verflixten zweiten Jahr“: „Dann kühlt der Rummel ab, du fühlst dich verloren und brauchst Hilfe.“Sie selbst habe die Leere mit Alkohol zu bekämpfen versucht.

Nach den Briten hat inzwischen auch RTL 2 einen Maßnahmenk­atalog entwickelt. „Die ‚Islander‘ werden darauf vorbereite­t, was sie während und nach der Teilnahme an der Show erwartet. Ihnen steht ein Expertente­am zur Seite“, so ein Senderspre­cher. „Ein Psychologe ist über den gesamten Zeitraum der Dreharbeit­en bis hin zur langfristi­gen Nachsorge für die Teilnehmer da.“Die Kandidaten würden zudem im Umgang mit sozialen Medien geschult und hinsichtli­ch ihres künftigen Management­s beraten .

Doch Kuppelshow­s können nicht nur für Teilnehmer zur psychische­n Belastung werden, sondern auch für Zuschauer, wie eine britische Yougov-umfrage ergab: 24 Prozent gaben an, sich angesichts der durchtrain­ierten Menschen auf dem Bildschirm Sorgen über ihr eigenes Erscheinun­gsbild zu machen.

Kommentare im Netz machen zu schaffen

 ?? FOTOS: REUTERS; GETTY ?? Royaler Charme: Große Begeisteru­ngsstürme für KleinArchi­e. Endlich haben seine Eltern Harry und Meghan, die auf Staatsbesu­ch in Südafrika sind, den Sprössling der Öffentlich­keit präsentier­t. Lange hatten die Leute darauf gewartet. Am Mittwoch dann war Archie beim „Arch“, wie der Friedensno­belpreistr­äger und frühere Erzbischof Desmond Tutu allgemein genannt wird. Putzig strahlte er Tutu bei der Begrüßung an (siehe oben). Ein Lächeln huschte kurz über das kleine Gesicht, als sich ihm der Jährige näherte und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.
FOTOS: REUTERS; GETTY Royaler Charme: Große Begeisteru­ngsstürme für KleinArchi­e. Endlich haben seine Eltern Harry und Meghan, die auf Staatsbesu­ch in Südafrika sind, den Sprössling der Öffentlich­keit präsentier­t. Lange hatten die Leute darauf gewartet. Am Mittwoch dann war Archie beim „Arch“, wie der Friedensno­belpreistr­äger und frühere Erzbischof Desmond Tutu allgemein genannt wird. Putzig strahlte er Tutu bei der Begrüßung an (siehe oben). Ein Lächeln huschte kurz über das kleine Gesicht, als sich ihm der Jährige näherte und ihm einen Kuss auf die Stirn hauchte.
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FOTO: DPA Der britische Kandidat Alex Miller (rechts) mit Mitbewohne­rn.
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FOTO: MARKUS LEITNER Rettungskr­äfte stehen am Einsatzort.

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